Der Hamelner Wohnblock aus den 1930er Jahren, bestehend aus drei Gebäudeteilen mit je zwei Stockwerken, war zuvor stark sanierungsbedürftig. In dem Mehrfamilienhaus sind inzwischen fast alle der zwölf Wohnungen vermietet. Seit der Sanierung erreicht das Gebäude den klimaneutralen Netzero-Standard: Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt über das Jahr gerechnet so viel Energie, wie für Heizung, Warmwasser und Strom benötigt wird. Über 500 im Haus verbaute Sensoren werten die Verbrauchsdaten aus und helfen dabei, Wärmeversorgung und Lüftung der Gebäude optimal zu steuern. Eine Wärmepumpe und ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung vervollständigen die innovative Haustechnik. Nun kann sich das seriell sanierte Gebäude im Betrieb beweisen und zeigen, dass der Net-Zero-Standard funktioniert.
Viel Energie einsparen
Die Ecoworks GmbH, Anbieter CO2-neutraler und serieller Sanierung in Deutschland, koordinierte als Gesamtlösungsanbieter die Umsetzung. Ein Fertigbauunternehmen aus Brandenburg hat die Fassadenelemente vorgefertigt. Fenster, Lüftung, Stromkabel, Glasfaserdämmstoff und Beschichtungen waren in den Elementen bereits integriert. Sie wurden vor Ort als neue Hülle an das Haus montiert. Eigentümer des Hauses ist die Arsago Gruppe.
Thomas Bareiss, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium: „Rund 35 Prozent der gesamtdeutschen Endenergie wird aktuell in Gebäuden verbraucht, vor allem für Heizung und Warmwasser. Mit der energetischen Sanierung von Gebäuden kann viel Energie eingespart werden. Das [deutsche] Bundeswirtschaftsministerium unterstützt Sanierungsmassnahmen von Gebäuden bereits mit einer Vielzahl von Fördermassnahmen. Im Jahr 2020 haben wir 8.5 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt und damit allein über die Fördermassnahmen der KfW geschätzte Investitionen in Höhe von 83 Mrd. Euro ausgelöst. Die serielle Sanierung ist ein neuer Baustein in diesem Paket. Sie ermöglicht es, dass Gebäude mithilfe von vorgefertigten Elementen schnell saniert werden. Das ist attraktiv für die Immobilienwirtschaft, für Eigentümer und auch für die Mieter. Das Bundeswirtschaftsministerium erarbeitet aktuell ein neues Förderprogramm, mit dem die serielle Sanierung zielgerichtet unterstützt werden kann.“
Technologien und Abläufe schrittweise verbessern
Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung: „Der Pilot in Hameln ist ein Meilenstein für die Marktentwicklung serieller Sanierungslösungen. Aus einem sehr sanierbedürftigen Haus ist ein bezahlbares, klimafreundliches und hochwertiges Zuhause geworden. Der Pilot verdeutlicht, dass sich Innovation im Bausektor lohnt. Aus den hier gemachten Erfahrungen heraus lassen sich Technologien und Abläufe schrittweise verbessern. Durch Skalierung und Innovationen werden die Kosten weiter sinken. So kommen wir Schritt für Schritt von der Pilotphase zur Serienreife. Für Unternehmen der Baubranche entsteht hier gerade ein zukunftsweisender und profitabler Markt. Nach den Umbrüchen in der Mobilität und bei den erneuerbaren Energien muss jetzt die Baubranche die nächste grosse Klimaschutzinnovation liefern.“
Über Energiesprong
Beim seriellen Sanieren nach dem Energiesprong-Prinzip handelt es sich um einen international ausgezeichneten, digitalisierten Bauprozess mit vorgefertigten Elementen für Fassade, Dach und Haustechnik. So können Gebäude schnell, klima- und mieterfreundlich saniert werden. In Deutschland wird Energiesprong von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) koordiniert. In enger Zusammenarbeit mit der Bau- und Wohnungswirtschaft entwickelt die dena das Sanierungskonzept für den deutschen Markt, bringt Unternehmen zusammen und setzt sich für optimale Rahmenbedingungen ein.
Die dena schätzt allein das Potenzial für kleinere bis mittlere Mehrfamilienhäuser der 1950er bis 1970er Jahre in Deutschland auf rund 300‘000 Gebäude. Weitere Pilotprojekte werden in 2021 umgesetzt.
Weitere Informationen >>
Text: Deutsche Energie-Agentur (dena)
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