Solar Europe Now vereint mehr als 90 Akteure der europäischen Wertschöpfungskette der Photovoltaik. Das Bündnis fordert eine bessere Integration der Photovoltaik in die Klima- und Energiepolitik auf europäischer Ebene.

Solar Europe Now: Bündnis kritisiert fehlende Signale für Solarbranche beim Green Deal der EU

(FI/ISE) Das neu ins Leben gerufene Bündnis »Solar Europe Now« fordert die Anerkennung der Solarenergie als Schlüsseltechnologie für die Zielstellungen im Rahmen des Europäischen Green Deals. Der neue Zusammenschluss, dem aktuell mehr als 90 Akteure und Akteurinnen der gesamten Wertschöpfungskette der europäischen Solarbranche angehören, ist besorgt, dass bei der derzeitigen Darstellung des Green Deals (siehe ee-news.ch vom 16.12.2019 >>) der Photovoltaiksektor zu wenig Berücksichtigung findet.


So ist ein Mangel an finanzieller sowie Unterstützung für Forschung und Entwicklung zu konstatieren, der die weitere Entwicklung des Sektors behindern und somit die industrielle Souveränität der EU bei strategischen Technologien zum Stillstand bringen und eine erfolgreiche Umsetzung der Dekarbonisierung auf dem gesamten europäischen Kontinent einschränken könnte.

Solarenergie bleibt unerwähnt
Solarenergie wird heute weltweit als entscheidender Faktor für den Aufbau eines sicheren und nachhaltigen Energiesystems gesehen. Alle von der EU im Kontext der Klimaziele für 2050 entwickelten Energieszenarien sehen eine Schlüsselrolle für die Photovoltaiktechnologie. In der Kommunikation der europäischen Kommission zum Green Deal, also dem Fahrplan für die EU-Behörden zur Förderung der Energiewende in den kommenden Jahren, wird zwar den erneuerbaren Energien eine entscheidende Rolle beim Ausstieg aus der Kohleverstromung und der Dekarbonisierung Europas zuerkannt, die Solarenergie hingegen bleibt konkret unerwähnt, ganz im Gegensatz zur Offshore-Windenergie, die als ein wichtiger Motor erachtet wird.

Dabei birgt die Entwicklung einer starken Solarindustrie in Europa ein immenses Potenzial: Die Photovoltaik deckt derzeit nur 3 Prozent des gesamten Strombedarfs der EU, bei einem geschätzten Potenzial von 15 Prozent bis 2030. Europäische Forschungszentren entwickeln Spitzentechnologien für die industrielle Fertigung entlang der gesamten photovoltaischen Wertschöpfungskette. Diese neuen Spitzenlösungen bilden die Grundlage für eine Renaissance einer weltweit wettbewerbsfähigen industriellen PV-Produktion in Europa. Der globale Gesamtjahresumsatz der europäischen PV-Industrie wird derzeit auf 5 Milliarden Euro geschätzt, doch ist Potenzial für mehr vorhanden. Die Branche verfügt über eine hohes Potenzial für Wirtschaftswachstum und für die Schaffung von nachhaltigen Arbeitsplätzen.

Initialzündung für industrielle Entwicklung
Für Roch Drozdowski-Strehl, CEO des Institut Photovoltaïque de l’Île de France (IPVF), eines international anerkannten Photovoltaik-Forschungsinstituts mit Sitz in Frankreich und Gründer von »Solar Europe Now«, ist die Aufstockung von Investitionen in die Forschung und Innovationen für diesen Sektor eine Initialzündung für die industrielle Entwicklung dieser strategischen Schlüsseltechnologie und -industrie und dient der Freisetzung ihres gesamten Marktpotenzials. »Gemeinsam mit den hier ansässigen weltweit führenden Forschungszentren kann Europa den Markt für hochwertige Photovoltaikzellen und -module anführen. In Europa haben sich die grossen Institute im Wettbewerb um neue Technologien stark positioniert. Die europäischen Institutionen sollten dies mit allen Mitteln unterstützen.«

Investitionen führen zu Innovationen
Prof. Andreas Bett, Direktor des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE in Deutschland ergänzt: »Einige der weltweit fortschrittlichsten Technologien, wie Tandem-Solarzellen, die die Wirkungsgrade von Siliciumsolarzellen übertreffen, sowie nachhaltige Produktionstechnologien unter Berücksichtigung von Kreislaufwirtschaft und Recycling, werden derzeit in europäischen Forschungszentren entwickelt. Die Förderung von Investitionen in diese Schlüsseltechnologien auf EU-Ebene wird einzigartige Möglichkeiten für bahnbrechende Innovationen und Entwicklungen im Bereich des geistigen Eigentums bieten und gleichzeitig Raum für Neueinsteiger schaffen.«

Die Förderung von Forschung und Entwicklung in diesem Sektor würde nicht nur die industrielle Souveränität der EU gegenüber China und Asien stärken, das immer noch 97% der weltweiten produzierten Solarmodule herstellt, sondern auch die europäische Führungsrolle in strategischen Schlüsseltechnologien ausbauen und wäre nicht zuletzt ein positives Signal für die Hersteller.

Wettbewerbsfähige Produktion in Europa
Edyta Witkowska-Grześkiewicz, Geschäftsführerin der polnischen Firma Bruk-Bet Solar, die als Hersteller von Photovoltaik-Modulen Mitglied von Solar Europe Now ist, betont: »Dank der Fortschritte in der Prozessautomatisierung und Industrie 4.0 ist es möglich, Materialien, Solarzellen und Module in Europa zu wettbewerbsfähigen Kosten herzustellen. Eine solche europäische Fertigungsindustrie wird von den technologischen Innovationen der weltweit führenden europäischen Forschungszentren profitieren, und sie wird dabei dem schnell wachsenden europäischen Markt qualitativ hochwertige und nachhaltig und ressourcenschonend hergestellte Solarmodule liefern.«

Strategischen Wert der Photovoltaik berücksichtigen
Die Mitglieder des Bündnisses »Solar Europe Now« fordern die europäischen Institutionen auf, den strategischen Wert der Photovoltaik bei den kommenden Klima-, Forschungs- und Innovationsinitiativen sowie nachhaltigen Finanzinitiativen stärker zu berücksichtigen. Der Ausbau der Solarenergie ist unabdingbar, um das EU-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreichen zu können. »Solar Europe Now« sucht die Zusammenarbeit mit europäischen Entscheidungsträgern, um Möglichkeiten zu erörtern, wie man Sonnenlicht auf den Green Deal scheinen lassen und die europäische PV-Produktionskapazität stimulieren kann.

Schaffung von 100‘000 Arbeitsplätzen
Das Fazit von Roch Drozdowski-Strehl: »Ein dynamischer Photovoltaikmarkt ist die Grundlage für die Wiederbelebung der europäischen Solarproduktionsindustrie und die Schaffung von mehr als 100‘000 Arbeitsplätzen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Der europäische Green Deal eröffnet die Möglichkeit, nachhaltige und arbeitsplatzschaffende Aktivitäten in den Bereichen emissionsarmer Technologien auszuweiten und so den Beschäftigungsrückgang im Sektor der fossilen Brennstoffe sowie in CO₂-intensiven Prozessen auszugleichen. Es ist unerlässlich, dass wir einen massgeschneiderten politischen und finanziellen Rahmen entwickeln, um die europäische PV-Herstellungskapazität wiederzubeleben.«

Bündnis Solar Europe Now
Das Bündnis Solar Europe Now vereint mehr als 90 Akteure der europäischen Wertschöpfungskette der Photovoltaik aus 15 europäischen Ländern. In der Überzeugung, dass Solarenergie von entscheidender Bedeutung ist, um in naher Zukunft Klimaneutralität zu erreichen, hat sich das Bündnis aus Forschungszentren und Hersteller gegründet, die eine bessere Integration der Photovoltaik in die Klima- und Energiepolitik auf europäischer Ebene fordern.

Handlungsaufruf von Solar Europe Now >>

Text: Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme ISE

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