Photovoltaikanlage im Agrarbereich sind Rückzugsräume für Tiere der Agrarlandschaft, wie zum Beispiel Vögel, Säuger, verschiedene Insektengruppen. ©Bild: BayWa

Für die vorliegende Studie wurden Ergebnisse aus biologischen Untersuchungen von 75 Photovoltaikanlagen ausgewertet, die auf unterschiedlichen Standorten errichtet wurden. Bild: BNE

Studie: Solarparks erhöhen die biologische Vielfalt

(ee-news.ch) Das Klima schützen und gleichzeitig Artenvielfalt fördern? Das ist mit Solarparks möglich, wie eine im November veröffentlichte Studie des deutschen Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (bne) zeigt. Die dauerhafte extensive Nutzung von Grundstücke von Solarparks wirkt sich positiv auf die Biodiversität aus. Die Analyse von 75 Solarparks in Deutschland zeigt, dass sich seit deren Errichtung die Vielfalt der dort angesiedelten Tiere und Pflanzen erhöhte.


Die Studienautoren kommen zum Schluss, dass „eine Flächeninanspruchnahme von Flächen für Solarparks grundsätzlich positiv zu sehen ist, da sie neben dem Klimaschutzbeitrag durch die Erzeugung erneuerbarer Energie gleichzeitig zu einer Flächenaufwertung im Sinne der Erhaltung der biologischen Vielfalt führen kann“, wie sie in der Zusammenfassung ihrer Ergebnisse schreiben.

Dauerhaft extensive Nutzung
Warum ist das so? Die Flächen der Solarparks werden dauerhaft extensiv genutzt, d.h. mehrheitlich einer natürlichen Entwicklung überlassen – im Gegensatz zu intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen. Wegen des gestiegenen Angebots an nektarreichen Blüten besuchen vermehrt Insekten, die auf den agrarisch genutzten Flächen im Umfeld keine Nahrung mehr finden, die Wiesen der Solarparks. Die Insekten wiederum sind Nahrungsgrundlage für Vögel, Fledermäuse, Amphibien und Reptilien.

Unterschiedliche Standorte
Für die vorliegende Studie wurden Ergebnisse aus biologischen Untersuchungen von 75 Photovoltaikanlagen ausgewertet, die auf unterschiedlichen Standorten errichtet wurden (Acker, Grünland, ehemalige Truppenübungsplätze, ehemalige Abbaugebiete etc.), unterschiedliche Bauweisen haben (insbesondere verschiedene Modulreihenabstände), teilweise unterschiedlich gepflegt werden (Mahdintensität) und die in unterschiedlichem landschaftlichem Umfeld liegen. Für die Biotoptypen und die Flora sowie die Artengruppen der Vögel, Heuschrecken und Amphibien/Reptilien lassen sich mit den Untersuchungsergebnissen - teilweise deutliche - Trends zur Bedeutung von Photovoltaikanlagen für die Förderung von Biodiversität belegen. Ebenso lässt sich bereits belegen, dass der Umfang, in dem die Anlagen zur Biodiversität beitragen, von der Bauweise der Modulreihen abhängt. So können bei-spielsweise durch die entsprechende Ausgestaltung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen und ein extensives Flächenmanagement negative Auswirkungen auf Naturschutzbelange verringert werden. Folgende Aussagen können auf Grundlage der Ergebnisse bereits festgehalten werden:

  • Photovoltaikanlage sind geeignet, die Biodiversität zu fördern.

  • Standorte, auf denen Photovoltaikanlage errichtet werden, erlangen in der Regel eine höhere Diversität als vorher. Einschränkungen hierfür lassen sich aus den vorliegenden Unterlagen nicht deutlich belegen, sind aber an Standorten vorstell-bar, an denen im Ausgangszustand bereits eine hohe Diversität ausgeprägt war. Allerdings ist davon auszugehen, dass dies - zumindest bei Vorkommen gefährdeter Arten - durch eine adäquate Standortwahl von vornherein vermieden wird.

  • Eine wesentliche Voraussetzung für eine Steigerung der Biodiversität ist die Gestaltung der Anlagen (breite Abstände zwischen Modulreihen werden in-tensiv besiedelt, z. B. von Zauneidechsen, enge Modulreihen bleiben teilweise unbesiedelt) und die Pflege der Reihenzwischenräume (extensive Grünlandnutzung mit Abfahren des Mahdgutes)

  • Photovoltaikanlage, die z. B. auf Konversionsflächen errichtet werden, können dazu beitragen, offene Habitatstrukturen (z. B. sandige Offenbodenbereiche) dauerhaft zu erhalten. Damit kann dem Trend entgegengewirkt werden, dass die Suk-zession der Vegetation auf brach liegenden Flächen zu einer geschlossen ruderalen Vegetationsdecke oder zu einer Wiederbewaldung führt. Ein Beispiel hierfür ist z. B. die Ansiedlung von Wiedehopfen in Nachbarschaft zu den Modulreihen im Solarpark Turnow-Preilack in Brandenburg.

  • Photovoltaikanlage in der Agrarlandschaft erzeugen bei entsprechender Pflege Blütenhorizonte und sind so oftmals Nahrungsquelle für Nektar suchende Insekten, die im agrarisch geprägten Umfeld keine Nahrung finden. Damit sind sie Rückzugsräume für Arten in der Agrarlandschaft.

  • Photovoltaikanlage können über die Anlage selbst hinaus in die Umgebung wirken. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn die Anlagen von Brutvogelarten der angrenzenden Flächen zur Nahrungssuche genutzt werden.

  • Photovoltaikanlage im Agrarbereich sind weitgehend frei von Düngung und Pflanzenschutzmitteln. Dies bedeutet, dass, - angesichts aktueller Studien2 zum Thema Insektensterben sowie des im September 2019 beschlossenen Bundesaktionsprogramms Insektenschutz - flächengrosse Anlagen in intensiv landwirtschaftlich genutztem Umfeld dem erheblich entgegenwirken können.

  • Photovoltaikanlage im Agrarbereich sind Rückzugsräume für Tiere der Agrarlandschaft, wie zum Beispiel Vögel, Säuger, verschiedene Insektengruppen.

  • Photovoltaikanlage sind grundsätzlich für landwirtschaftliche extensive Nutzungen geeignet: Imkerei, Beweidung, Anbau von Nutzpflanzen durch Gärtnereien. Auch solche Nutzungen können Diversität fördern. In Trockengebieten Arizonas beispielsweise war der Gesamtertrag bestimmter, unter Solarmodulen angebauter Gemüsesorten (Chili, Tomaten) auf Grund der geringeren Temperaturschwankungen und höheren Luftfeuchte bis zu dreimal höher als im Freianbau.

  • Die Auswertung der Unterlagen zeigt auch einen möglichen Trend im Unterschied der Bedeutung kleiner Anlagen im Vergleich zu grossflächigen An-lagen: Während kleinere Anlage als Trittsteinbiotope wirken und damit Habitatkorridore erhalten oder wieder herstellen können, können grosse Anlagen - bei entsprechender Unterhaltung - ausreichend grosse Habitate ausbilden, die den Erhalt oder den Aufbau von Populationen z. B. von Zauneidechsen oder Brutvögeln ermöglichen.

Studie „Solarparks - Gewinne für die Biodiversität“ >>

Text: ee-news.ch, Quelle: Deutscher Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (bne)

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1 Kommentare

Max Blatter

Na ja, formulieren wir es lieber etwas vorsichtiger: "Solarparks KÖNNEN die biologische Vielfalt erhöhen." Wenn ohne flankierende Massnahmen PV-Module aufgestellt werden, wachsen nicht von selbst seltene Orchideen und fliegen nicht von selbst Wiedehopfe und Rotrückenwürger zu. Da braucht's schon ein wenig mehr. Der Artikel selbst bringt das aber gut rüber und ist somit (wie so oft im Journalismus) weit besser als die Schlagzeile ...

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