Das SBE19-Konferenzkomitee lancierte die Grazer Deklaration für Klimaschutz im Baubereich. ©Bild: TU Graz / Lunghammer

Nachhaltiges Bauen: Forschende verabschieden Grazer Deklaration für Klimaschutz im Baubereich und fordern entschlossenes Handeln

(KIT) In der Abschlusserklärung zur Sustainable Built Environment D-A-CH Conference 2019 (SBE19) in Graz, die vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit organisiert wurde, fordern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die verbindliche Einführung konkreter Ziel- und Planungswerte zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen im Lebenszyklus von Gebäuden. Gleichzeitig sichern sie den Verantwortlichen aus Wirtschaft und Politik ihre Mitwirkung zu: Durch die Entwicklung geeigneter methodischer Grundlagen, praxisgerechter Planungs- und Bewertungshilfsmittel sowie klimaschonender baulicher Lösungen.


Die Grazer Deklaration für Klimaschutz im Baubereich wurde in den letzten drei Tagen von den rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Konferenz aus mehr als 30 Ländern erarbeitet, diskutiert und verabschiedet. Ausgangspunkt ist der vergleichsweise hohe Anteil des Bausektors an der Ressourceninanspruchnahme und Umweltbelastung: Gebäude sind für 40 Prozent des Energieverbrauchs und 35 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Diese Werte erhöhen sich noch durch die Herstellung benötigter Bauprodukte.

Gebäude haben lange Nutzungsdauer
„Gebäude tragen entscheidend zu unserer Lebensqualität bei, sie belasten andererseits die Umwelt zum Beispiel durch ihren Ressourcenverbrauch“, sagt Professor Thomas Lützkendorf, Leiter des Lehrstuhls Ökonomie und Ökologie des Wohnungsbaus am KIT und Mitorganisator der SBE19 in Graz. „Gebäude haben zudem nicht nur eine lange Nutzungsdauer, sie weisen auch lange Zyklen für Instandhaltung und Modernisierung auf. Gebäude, die wir 2025 errichten, werden 2050 nahezu unverändert noch stehen.“

Treibhausgasemissionen entschlossen reduzieren
Die Grazer Deklaration fordert daher entschlossenes Handeln zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen ein. Insbesondere erinnert sie die Politik an ihre Rolle, für den Umweltschutz verbindliche und technologieoffene Anforderungen zu formulieren. Diese Anforderungen müssen sich u.a. bei konkreten Planungsaufgaben anwenden und umsetzen lassen. Ein formuliertes Ziel ist die Einführung von Budgets (vergleichbar einem Kostenrahmen) für die Treibhausgase im Lebenszyklus. Die Deklaration weist darüber hinaus auf den Bedarf an Förderprogrammen hin, die Massnahmen zur Einsparung von Treibhausgasen honorieren sollen. Zielführend sei zudem auch eine angemessene infrastrukturelle und personelle Ausstattung der Bauforschung. Ergänzt wird die Deklaration durch Handlungsempfehlungen an die Immobilien- und Finanzwirtschaft sowie durch eine Selbstverpflichtung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie wollen mit ihrer Arbeit die Politik, die Wirtschaft und die Industrie beim Erreichen der Ziele unterstützen.

Konkrete Anforderungen und Zielwerte am Bau gefordert
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten an der Konferenz, wie beim Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden die Emissionen von Treibhausgasen reduziert, natürliche Ressourcen geschont und Risiken für die Gesundheit und die lokale Umwelt vermieden werden können. Vorgestellt wurden dabei auch neue Planungs- und Bewertungshilfsmittel, innovative Bauprodukte und neue Geschäftsmodelle. Alle Vortragenden aus Industrie und Wissenschaft waren sich einig, dass das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele Voraussetzung für die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen und Basis für die weitere gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung ist. Ein zentraler Aspekt ist die Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter 1.5 Grad. Dieses allgemein anerkannte Ziel muss jedoch in den Arbeits- und Verantwortungsbereich der am Bau Beteiligten übersetzt werden. Benötigt werden konkrete Anforderungen und Zielwerte für Produktinnovation, Gebäudeplanung und Stadtentwicklung. Die Grazer Deklaration soll hierbei bei der Umsetzung helfen.

Grazer Erklärung >>

Text: Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

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