Insgesamt können in der Schweiz 82 TWh Solarstrom pro Jahr produziert werden. Kombiniert mit der Wasserkraft und weiteren Erneuerbaren lässt sich eine hundertprozentige Energieversorgung der Schweiz bis 2050 sicherstellen.

Swissolar: Verfünffachung des Photovoltaik-Zubaus reicht aus, um die Schweiz bis 2050 mit 100 % Erneuerbaren zu versorgen

(Swissolar) Das ausschöpfbare Solarstrom-Potenzial auf Schweizer Gebäuden liegt gemäss einer neuen BFE-Studie bei jährlich 67 Milliarden Kilowattstunden (siehe ee-news.ch vom 16.4.2019 >>). Dies entspricht 110 Prozent des Stromverbrauchs der Schweiz. Zusätzliche Erhebungen von Swissolar ergeben ein Potenzial von weiteren rund 15 Milliarden Kilowattstunden Jahresproduktion ausserhalb von Gebäuden.


Photovoltaik kann damit den grössten Teil des Stroms liefern, den die Schweiz für den Atomausstieg und den Verzicht auf fossile Energien braucht. Um dieses Potenzial zu nutzen, fordert Swissolar eine Verfünffachung des heutigen jährlichen Zubaus von Photovoltaik.

Technisches Potenzial liegt noch höher
Die Bundesämter für Landestopographie (Swisstopo), Meteorologie und Klima (MeteoSchweiz) und Energie (BFE) stellen mit der Anwendung sonnendach.ch ein Solarpotenzialkataster für die ganze Schweiz bereit. Auf Basis dieses Katasters hat das BFE eine genaue Abschätzung der Potenziale auf Dächern und Fassaden gemacht. Die Schweiz dürfte eines der ersten Länder sein, in dem eine Potenzialanalyse auf Grund eines Solarkatasters möglich ist. Bereits im letzten September wurde das Potenzial auf Dächern mit einerJahresproduktion von rund 50 Milliarden Kilowattstunden (50 Terawattstunden, TWh) ermittelt. Jetzt hat das BFE das Potenzial auf Fassaden vorgestellt. Es liegt bei jährlich 17 TWh. In beiden Fällen handelt es sich um das «ausschöpfbare» Potenzial, das deutlich tiefer liegt als das technische Potenzial. Berücksichtigt sind darin nur grössere zusammenhängende Flächen mit einer sinnvoll nutzbaren Einstrahlung.

Hohe Wintererträge an Fassaden zu erwarten
Das neu ermittelte Fassadenpotenzial ist von besonderem Interesse, da auf diesen Flächen aufgrund der senkrechten Ausrichtung vergleichsweise hohe Wintererträge zu erwarten sind. Deren Nutzung stösst auch bei Architekten auf immer grösseres Interesse, da die Vielfalt der verfügbaren Photovoltaikmodule bezüglich Farben, Texturen und Grössen rasch zunimmt.

Weitere 15 TWh möglich
Ergänzend hat Swissolar berechnet, welches Potenzial zusätzlich auf Parkplatzüberdachungen, Strassenflächen und im Alpenraum vorhanden ist. Bei letzterem wurden nur Flächen in Betracht gezogen, die in keiner Weise geschützt sind und bereits Infrastrukturanlagen aufweisen. Dazu gehören beispielsweise Skigebiete. Ergebnis: Auch bei einer sehr vorsichtigen Berechnung kommen weitere 15 TWh Jahresproduktion hinzu.

Zubau von Photovoltaik muss verfünffacht werden
Insgesamt können also in der Schweiz mindestens 82 TWh Solarstrom pro Jahr produziert werden. In Kombination mit der bestehenden Wasserkraft (jährlich 35 TWh) und weiteren erneuerbaren Energien (insbesondere Wind) lässt sich somit eine hundertprozentige Energieversorgung der Schweiz bis 2050 sicherstellen, inklusive Ersatz des Atomstroms und der fossilen Energien (Mobilität, Heizungen). Um diesen Umstieg in Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaabkommen bis 2050 zu bewerkstelligen, braucht es eine Verfünffachung des jährlichen Zubaus von Photovoltaik von heute 300 Megawatt auf 1500 Megawatt.

Die Berechnungen stimmen gut überein mit einer Studie von Energy Watch Group und der finnischen LUT Universität. Demnach kann bis 2050 eine weltweite Vollversorgung mit erneuerbaren Energien erreicht werden, und dies ist kostengünstiger als das heutige Energiesystem. Im Szenario stammt knapp 70% der Energie von der Sonne (siehe ee-news.ch vom 16.4.2019 >>).

Sechs Denkanstösse von Swissolar für denAusbau der Photovoltaik in der Schweiz >>

Interview mit Wieland Hintz, Fachspezialist des BFE, über Solarfassaden >>

Text: Swissolar

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1 Kommentare

Max Blatter

Jetzt aber mal kurz den Fuss vom Gaspedal nehmen! Die mittlere jährliche Wachstumsrate der Energieproduktion aus PV-Anlagen lag von 2010 bis 2017 bereits bei über 50% – und ich bin froh, dass es so ist. Das Gesamtpotenzial ist von den Swissolar-Fachleuten zweifelsohne auch korrekt abgeschätzt worden. Aber die 82 TWh/a an volatilem Solarstrom müssen, ebenso wie die noch volatilere Windenergie, auch erst mal vom Netz aufgenommen werden. Wir wollen ja keine Verhältnisse wie in Deutschland, wo PV-Anlagen über Mittag heruntergeregelt oder gar abgeschaltet werden, weil der Netzausbau mit dem PV-Boom nicht mitkommt! Dabei geht es nicht einmal primär um Übertragungskapazitäten, sondern um die Umsetzung intelligenter Regel-Konzepte. DORT liegt der Schlüssel; PV-Anlagen bauen kann heutzutage jede und jeder! Wir müssen also nicht nur "besonnt", sondern auch "besonnen" handeln: Dann, und nur dann, sind "100% erneuerbar" durchaus machbar.

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