Swissolar genehmigte an der Generalversammlung die Strategie der nächsten fünf Jahre und das überarbeitete Leitbild. Bild: Swissolar

Swissolar: 40 Jahre organisierte Solarwirtschaft und erst 5% des Solarpotenzials genutzt!

(AN) „50% des Strombedarfs könnte die Schweiz mit Photovoltaik auf geeigneten Fassaden und Dächern decken, und erst 5% dieses Potenzials wird tatsächlich genutzt“, erinnerte David Stickelberger, Geschäftsleiter von Swissolar, an der GV vom 22.5.18 in Zürich. Rund 120 Mitglieder debattierten über Hürden, die es noch abzubauen gilt.


Dabei gab es Grund zum Feiern: Bereits 1978, also vor 40 Jahren, wurde der „Sonnenenergie-Fachverband Schweiz (SOFAS)“ gegründet, der Vorgängerverband von Swissolar. Max Luther, der damalige Verbandspräsident, erinnerte in seiner kurzen Ansprache an die Anfangszeiten: „Als ich vor 40 Jahren den Sonnenenergie-Fachverband SOFAS gegründet habe, waren wir nur eine Handvoll Interessierter. Schwerpunkt war die Wärmegewinnung; von Photovoltaik redete damals noch kaum jemand. Heute ist die Photovoltaik die wichtigste Technologie bei der nachhaltigen Stromproduktion.“ Der heutige Swissolar-Präsident, Nationalrat Roger Nordmann, würdigte das Engagement der Solarpioniere: „Sie haben an die Zukunft der Solarenergie geglaubt und dafür gekämpft, obwohl sie belächelt oder ignoriert wurden. Damit war der Grundstein für die erfolgreiche Schweizer Solarwirtschaft gelegt. Widerstände gibt es heute immer noch – und Swissolar und seine Mitglieder werden gebraucht, um der Solarenergie zum endgültigen Durchbruch zu verhelfen.“

Der Fachverband SOFAS wurde übrigens eigens zur Ergänzung zur Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie (SSES) gegründet. Max Luther: „Unser Ziel bestand explizit darin, die Technik voranzubringen.“

Hüsser und Hostettler treten zurück
12 Jahre waltete Pius Hüsser im Swissolar-Vorstand, unter anderem als langjähriger Vizepräsident. Er war sowohl auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene fast sein ganzes Berufsleben lang im Bereich der Photovoltaik tätig. Als Gründer, Inhaber und Geschäftsführer von Nova Energie und als Mitglied des IEA-Programms PVPS, aber auch als langjähriger Präsident und Vizepräsident der SSES: „Auch wenn ich jetzt von der nationalen Bühne abtrete, werde ich auch weiter über eure Arbeit informiert sein, da doch fast täglich von Swissolar in den Nachrichten zu hören ist“, erklärte Pius Hüsser. Aufgrund der Amtszeitbeschränkung trat auch Thomas Hostettler aus dem Vorstand zurück. Er brachte insbesondere im Normenwesen in hohem Masse die Anliegen der Photovoltaik ein. Auch im Brandschutzbereich ist es seinem Einsatz zu verdanken, dass der Photovoltaik keine Steine in den Weg gelegt wurden. „Das Problem ist nicht, dass wir keine Lösung haben, sondern dass die Lösung das Problem ist“, zitierte Thomas Hostettler. Auch Serge Frech schied aus dem Vorstand aus: „Es ist nicht so, dass mir die Arbeit nicht gefallen hätte! Aber da ich als Vertreter von Suissetec im Vorstand war und nunmehr nicht mehr für diesen Verband tätig bin, ist mein Austritt eine logische Konsequenz.“

Die ersten Frauen!
Erstmals in der Geschichte von Swissolar wurden zwei Frauen in den Vorstand gewählt. Zum einen Kim Bernasconi, Inhaberin des auf Photovoltaikanlagen spezialisierten Ingenieurbüros Greenkey in Pregassona (TI): „Zur Zeit bin ich mehr auf dem Dach als im Büro zu finden“, stellte sie sich vor. Zum anderen wurde Séverine Scalia Giraud aus Neuenburg gewählt. Sie leitet die Solarfirma Sun Valley in Les Ponts-de-Martel (NE), die sich für mehr Photovoltaik einsetzt, sowie das Energieberatungsunternehmen Masai Conseils in Cernier (NE): „Sowohl erneuerbare Energien, Effizienz wie auch Speicherung gehören zu unseren Bereichen“, erläuterte sie. Ebenfalls neu in den Vorstand gewählt wurde David Galeuchet. Er leitet den Marketingbereich des Photovoltaik-Grosshändlers Solarmarkt mit Sitz in Aarau. ee-news.ch führte mit ihm bereits mehrere Interviews, das letzte erschien am 24.6.18 >>. David Galeuchet möchte sich einerseits politisch engagieren und andererseits als Grosshändler die Kleinunternehmer vertreten: „Das sind unsere Kunden mit bis zu rund fünf Mitarbeitern, die hier an der GV nicht vertreten sind.“ Mit der neuen Zusammensetzung wird der Vorstand von Swissolar somit sowohl weiblicher als auch deutlich jünger.

„Die nächsten 40 Jahre werden einfacher!“
Sowohl Thomas Nordmann wie auch Markus Portmann wurden aufgrund ihrer Verdienste für Swissolar als Ehrenmitglieder gewählt. Aus der Sicht von Thomas Nordmann haben die Super-GAUs in Tschernobyl und Fukushima erheblich dazu beigetragen, dass die Photovoltaik endlich den Durchbruch geschafft hat. „Was uns in der Schweiz aber weiterhin fehlt, sind politische Verbindlichkeiten bezüglich der Solarenergie. Die nächsten 40 Jahre werden aber sicherlich weniger schwierig sein als die ersten“, ist Thomas Nordmann überzeugt. Er machte zudem darauf aufmerksam, wie verfänglich das ökonomische Argument bei der Photovoltaik sei: „Wenn das Argument der Wirtschaftlichkeit so durchschlagend wäre, dann würden auf unseren Parkplätzen vor allem Fiat 500 stehen!“ Nicht die Kosten der Photovoltaik seien das Problem, sondern die Kostenwahrheit bei den anderen Energien sei bei weitem die grössere Baustelle. Markus Portmann hob zudem die politischen Verdienste von Swissolar-Präsident Roger Nordmann hervor, der als Nationalrat und Präsident der UREK nicht nur engagiert sei, sondern auch Einfluss habe.

Ersatz Atomstrom und Dekarbonisierung
Swissolar genehmigte an der Generalversammlung die Strategie der nächsten fünf Jahre und das überarbeitete Leitbild. Das Leitbild sieht die Solarenergie-Wirtschaft als zentralen Akteur bei der Erreichung der Ziele der Energiestrategie 2050 und als wichtigen Promotor für die Umsetzung des Pariser Klimaprotokolls. Swissolar und seine Mitglieder verfolgen dementsprechend das Ziel, eine verlässliche und nachhaltige Energieversorgung in der Schweiz aufzubauen, die zugleich sicher ist und das Klima schützt. „Unsere Solarpotenzialstudie von 2017 hat es gezeigt: Wir können, wenn wir alle geeigneten Dachflächen und Fassaden nutzen, 50% des Strombedarfs mit Solarstrom decken. Doch es geht nicht mehr nur um den Ersatz von Atomstrom, sondern auch um die Dekarbonisierung; auch deshalb ist unser Beitrag so wichtig!“ Stickelberger berichtete über das Buch „Clean Disruption“ des Autors Tony Seba zur Elektromobilität, das er gerade gelesen habe: „Dem Autor zufolge könnten bereits 2030 weltweit die letzten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verkauft werden, was einen deutlich höheren Strombedarf zur Folge haben wird. Dieser Strom muss zwingend Solarstrom sein!“, fordert David Stickelberger.

Drehscheibe des Wissens
„Swissolar ist ebenfalls eine Drehscheibe des Wissens“, erklärte David Stickelberger, „daher erhöhen wir die Ausbildungstage der ‚Solarprofis‘ um 10%.“ Das Verzeichnis „Die Solarprofis“ mit rund 520 ausgezeichneten Swissolar-Mitgliedern stellt eine wichtige Orientierungshilfe für Bauherrschaften dar, die eine eigene Solaranlage planen. Neu ist, dass sich die Solarprofis mit einer im Abstand von drei Jahren zu erneuernden Selbstdeklaration zur Einhaltung klar definierter Standards und zur regelmässigen Weiterbildung verpflichten. Anhand von Stichprobenkontrollen wird die Korrektheit der Angaben überprüft; Falschdeklarationen können zum Ausschluss aus dem Verzeichnis führen. „Damit leisten wir einen Beitrag zur Beibehaltung des hohen Qualitätsniveaus der Solarinstallationen in der Schweiz und stärken das Vertrauen in das Label „Die Solarprofis“ , erklärte Stickelberger.

20 Jahre Geschäftsführer!
Mit der Würdigung seiner Arbeit wurde David Stickelberger überrascht: Er ist seit 20 Jahren Geschäftsführer von Swissolar und hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, an der GV geehrt zu werden. Yves Christen, ehemaliger Präsident von Swissolar, sprach über die Arbeit von David Stickelbergers: „Als David 1998 angestellt wurde, kostete eine Kilowattstunde Solarstrom noch über einen Franken; heute sind es noch durchschnittlich 15 Rappen.“ Er erinnert sich gerne an die Zusammenarbeit mit ihm: „Die Stärke von David ist, dass er stets sachlich und nicht emotional über Solarenergie informiert hat. Er hat eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Photovoltaik in der Schweiz übernommen!“

Legislatur im Sinne von Trump
„Wir befinden uns in einer Legislatur im Sinne von Trump“, erklärte Roger Nordmann. Er belegte dies mit einem Ereignis in jüngster Zeit: „Die Umwelt- und Energiekommission des Nationalrats entschied sich mit nur einer Stimme Unterschied (13 zu 12) dafür, eine Inlandquote für die Emissionsreduktion im CO2-Gesetz anzugeben. Im Gesetz steht allerdings nach wie vor, dass 40% der Emissionen im Ausland und 60% im Inland reduziert werden müssen. Das ist viel zu wenig, eigentlich sollten es 80% im Inland sein.“ Er unterstrich die Wichtigkeit der Wahlen 2019: „Das neue Parlament wird über die nächste Etappe der Energiestrategie entscheiden. Daher brauchen wir unbedingt ein ‚besseres‘ Parlament!“

Jahresbericht Swissolar 2017 >>

©Text: Anita Niederhäusern, Herausgeberin und leitende Redaktorin ee-news.ch

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