„Es liegt also im Interesse von Kunden und Versorgern, den Ausbau dezentraler Speicher zu forcieren. Voraussetzung dafür ist, dass diese wirtschaftlich attraktiv sind.“ Rolf Hügli, Generalsekretär der Schweizerischen Akademie der SATW. Bild: SATW

Die Resultate der Studie wurden auch in einem Flyer zusammengefasst. Bild: SATW

SATW-Studie: Nutzen und Potenzial dezentraler Stromspeicher

(©RH) Dezentrale Speichersysteme haben viele Vorteile: Endkunden gewinnen mehr Unabhängigkeit, und Versorger erhalten zusätzliche Optionen für die Netzstabilität. Derzeit bauen die EKZ den schweizweit grössten Batteriespeicher. Wenn er voraussichtlich Anfang 2018 in Betrieb geht, wird er bis zu 7.5 MWh Energie speichern. Ersetzen nun Batteriespeicher die Pumpspeicherkraftwerke?


Diese Frage hat mir kürzlich ein Journalist gestellt. Um solche Irrtümer zu vermeiden und die Möglichkeiten dezentraler Stromspeicher aufzuzeigen, hat die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW beim Power Systems Laboratory der ETH Zürich eine Studie in Auftrag gegeben. In deren Zentrum stehen vier Erkenntnisse:

  1. Batteriespeicher sind heute schon ein exzellentes Mittel, um die Netzstabilität zu verbessern. Dies gilt selbst für «kleine» Hausinstallationen, sofern diese netzdienlich arbeiten.

  2. Regelleistung über grosse Kraftwerke zur Verfügung zu stellen, ist nicht unbedingt das beste Mittel, um Netzspannung und -frequenz zu stabilisieren. Ideal ist ein Zusammenwirken von Batteriespeichern und grossen Kraftwerken. Indem die Batteriespeicher kurzzeitige Schwankungen ausgleichen, werden beispielsweise Speicherkraftwerke in solchen Situationen mechanisch weniger stark belastet. Es braucht sie aber nach wie vor.

  3. Versorger können dank Batteriesystemen Investitionskosten sparen. So beispielsweise, wenn ein Netzausbau teuer ist, wie es in ländlichen Regionen mit geringer Lastdichte oder urbanen Zentren mit hoher Lastdichte oft der Fall ist. Schliesslich können dezentrale Speicher die Verluste reduzieren, die durch Transport oder Transformierung des Stroms anfallen.

  4. Die Optimierung des Eigenverbrauchs ist für Betreiber privater Photovoltaik-Anlagen sicherlich der Hauptgrund, Batteriespeicher zu Hause zu installieren. Diese ermöglichen es bis zu einem gewissen Grad, Hochtarife- und Spitzenlastgebühren zu umgehen und den Strom der eigenen PV-Anlage auch zu nutzen, wenn die Sonne nicht scheint. Gemessen an den Investitionen sind die finanziellen Vorteile im Betrieb heute aber noch bescheiden. Der positive Effekt auf die Netzstabilität fällt mehr ins Gewicht.

Netzdienliche Tarifmodelle
Es liegt also im Interesse von Kunden und Versorgern, den Ausbau dezentraler Speicher zu forcieren. Voraussetzung dafür ist, dass diese wirtschaftlich attraktiv sind. Batteriespeicher befinden sich noch in einer frühen Phase ihrer Entwicklung. Zwar sinken die Kosten momentan sehr schnell, doch noch immer ist die Investition für viele Privathaushalte abschreckend hoch. Daher wäre es sinnvoll, wenn Netzbetreiber und Privathaushalte gemeinsam zu einer Lösung finden, die beiden Seiten «gerechte» materielle Vorteile bietet. Dazu sind neue Tarifmodelle notwendig. Tarifmodelle, die nicht nur helfen, die Infrastrukturkosten der Netzbetreiber angemessen zu verteilen, also leistungsbasiert, sondern auch dynamische Netznutzungstarife, damit Endkunden ihre Hausbatterien netzdienlich einsetzen.

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©Text: Rolf Hügli, Generalsekretär der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften SATW und Mitautor der Studie «Die Rolle von dezentralen Speichern für die Bewältigung der Energiewende»

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2 Kommentare

SATW

Danke für die lobenden Worte.
Ihr SATW-Team.

Max Blatter

Als Energiefachmann bin ich versucht zu sagen: Das sind ja alles Selbstverständlichkeiten. Die Sache ist aber die: Nicht alle Energiefachleute haben die Gabe, technisch-physikalische Zusammenhänge verständlich darzustellen. Und nur wenige Journalistinnen und Journalisten können (oder vielleicht eher: wollen) sich selbstständig in diese Zusammenhänge vertiefen. - Ich denke, dass die Studie eine Art "fachlichen Röstigraben" zu überbrücken hilft - ein Dank an die SATW!

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