Symbolische Verbindung via Seekabel: v.l.n.r. Christian Pegel, Mecklenburg-Vorpommern, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, 50Hertz-CEO Stefan Kapferer, CEO von Energy Transmission Energinet Henrik Riis und der CEO der Elia Group, Chris Peeters.

Die Netzanbindungen der Windparks Baltic 1 und Baltic 2 auf deutscher Seite sowie die Netzanbindung auf dänischer Seite von Energinet zu dem derzeit in Bau befindlichen Windpark Kriegers Flak werden mitgenutzt. Bild: 50Hertz

50Hertz: Weltweit erster hybrider Interkonnektor zwischen Dänemark und Deutschland eingeweiht

(Windmesse) Die Combined Grid Solution (CGS) verbindet zwei Umspannplattformen in der Ostsee auf dänischer und deutscher Seite sowohl miteinander als auch mit den bestehenden Landverbindungen der Offshore-Windparks. Dadurch kann die CGS Offshore-Windstrom nach Dänemark oder nach Deutschland leiten und zusätzlich für den grenzüberschreitenden Stromhandel genutzt werden.


Die CGS ist eine technische Innovation, die Vorbildcharakter für zukünftige Stromnetze im Offshore-Bereich hat, so Netzbetreiber 50Hertz. Die Netzanbindungen der Windparks Baltic 1 und Baltic 2  auf deutscher Seite sowie die Netzanbindung auf dänischer Seite von Energinet zu dem derzeit in Bau befindlichen Windpark Kriegers Flak werden mitgenutzt. Zwei lediglich 25 km lange Seekabel mit einer Leistung von je ca. 200 Megawatt zwischen den Umspannplattformen Baltic 2 und Kriegers Flak verknüpfen die beiden Netzanbindungssysteme. So entsteht diese erste Stromverbindung zwischen zwei Ländern, die sowohl Offshore-Windstrom an Land transportiert als auch Kapazitäten für den Stromhandel bereitstellt. Die Kosten für das deutsch-dänische Gemeinschaftsprojekt mit EU-Beteiligung belaufen sich auf rund 300 Mio. Euro.

Hohe energiewirtschaftliche Bedeutung
Die Pionierarbeit, die mit diesem Projekt geleistet wird, kann auch anderen europäischen Projekten zugute kommen. Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsführung von 50Hertz: „Die CGS ist daher ein wichtiger Baustein in unserer Strategie, die Stromnachfrage in unserem Netzgebiet bis 2032, über das Jahr gerechnet, zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien decken zu können. Und das Projekt zeigt die hohe energiewirtschaftliche Bedeutung des europäischen Ostseeraums, dessen Bedeutung auch in der Ende September von den Anrainerstaaten unterzeichneten Baltic Sea Offshore Wind Declaration zum Ausdruck kommt.“

Technische Daten

Leistung der CGS

400 MW

Länge Seekabel

25 km

Landanbindung Baltic 1

61 km Seekabel bis Markgrafenheide

Landanbindung Baltic 2

120 km Seekabel bis Markgrafenheide

Landanbindung Kriegers Flak

45 km Seekabel bis Rodvig on Stevens

Beschaffenheit Seekabel

3 kunststoffisolierte Einzelleiter mit Stahldrahtarmierung; 25 cm Durchmesser, 100 kg/Meter

Windpark Baltic 1

Inbetriebnahme 2011; Leistung 48 MW; 21 Windkraftanlagen mit 2.3 MW; Betreiber EnBW

Windpark Baltic 2

Inbetriebnahme 2015; Leistung 288 MW; 80 Windkraftanlagen je 3.6 MW; Betreiber EnBW

Windpark Kriegers Flak

Inbetriebnahme 2021 (geplant);Leistung 600 MW; 72 Windkraftanlagen mit 8.3 MW; Betreiber: Vattenfall

Standort des Doppelkonverters

Umspannwerk Bentwisch bei Rostock

Konverterhalle

100 Meter Länge, 50 Meter Breite, 14 Meter Höhe

Standort Offshore-Transformator

Plattform Kriegers Flak (150 –220kV Wechselstrom)

Steuerung der CGS

MIO –Master Controller for Interconnector Operation

Von Dänemark nach Deutschland oder umgekehrt
Weil die Übertragungsnetze Ost-Dänemarks und Deutschlands nicht synchron arbeiten, war für diesen Interkonnektor die Errichtung eines Doppel-Konverters (Back-to-Back-Converter) am Umspannwerk Bentwisch bei Rostock erforderlich. Darin wird der ankommende Wechselstrom in Gleichstrom und sofort wieder in Wechselstrom gewandelt. Nur so kann er problemlos von Dänemark nach Deutschland und umgekehrt von Deutschland nach Dänemark fliessen.

Windpark Kriegers Flak
Auch auf dänischer Seite hat das Projekt eine zentrale Bedeutung für die angestrebte Klimaneutralität des Landes. Der sich im Bau befindliche Windpark Kriegers Flak wird nach seiner Inbetriebnahme im kommenden Jahr ca. 600‘000 Haushalte mit Strom versorgen. Er hat eine Leistung von 600 MW und wird damit der grösste Windpark Dänemarks sein.



Die Elia Group, zu der 50Hertz gehört, hält Hybrid-Verbindungen für notwendig, um die Ziele des European Green Deal zu erreichen. In Anbetracht des enormen Strombedarfs, der für die Dekarbonisierung unserer Gesellschaften notwendig ist, muss Europa alle Potenziale zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ausschöpfen und teilweise weit vor den Küsten der Mitgliedstaaten diesen Strom ernten. Chris Peeters, CEO der Elia Group: „Die Hybridtechnologie ist eine effiziente Investition. Wenn kein Wind weht kann das Kabel als Verbindungsleitung genutzt werden. Auf diese Weise steht die Combined Grid Solution flexibel zwei Energiemärkten zur Verfügung und sie ermöglicht den Zugang zu erneuerbaren Energien zu niedrigsten Kosten. Dies ist gerade für energieintensive Industrien von entscheidender Bedeutung.“

Text: Windmesse

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1 Kommentare

Max Blatter

Nach direkter Konsultation der 50Hertz-Website verstehe ich das System nun. Ich hätte es indessen anders gebaut:
Weshalb ein Back-to-Back-Converter (auch Kurzkupplung genannt), um die Verbindung des kontinental-europäischen Synchrongebietes (DE) mit dem nordischen (DK) zu gewährleisten? Warum nicht gleich alle Seekabel mit Gleichspannung betreiben?

Um die mögliche Antwort selbst vorwegzunehmen: Die handelsüblichen Windturbinen liefern 3-Phasen-Wechselspannung. Aber sollte man die Hersteller nicht ein wenig aus ihrer Komfortzone locken, zumindest im Hinblick auf künftige Anlagen? Denn für Offshore-Anlagen (aber auch für Onshore-Windparks, die aus Akzeptanzgründen über längere unterirdische Kabel angebunden werden sollen) wäre Gleichspannung definitiv die bessere Lösung!

Zum Aufwand auf Seite der Windturbinen: Drehzahlvariable Windturbinen-Generatoren brauchen eh eine ausgeklügelte Elektronik; ein Gleichrichter wäre unter dem Strich wohl eher weniger aufwändig.

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