Der Weg, der das Thermalwasser nimmt bevor es in Lavey-les-Bains wieder aus dem Boden kommt. Hier wird es bereits in den Thermalbädern genutzt. Nun soll eine Tieferbohrung noch mehr Energie nutzbar machen. Bild: AGEPP

Dunkelblau die bestehenden Bohrungen. Hellblau die Bohrung für das Geothermie-Kraftwerk. Bild: AGEPP

Tiefengeothermie-Projekt in Lavey: Bohrung bis maximal 3000 m Tiefe gestartet – 4.2 Mio. kWh Strom und 15.5 Mio. kWh Wärme angestrebt

(ee-news.ch) Am 17. Januar 2022 hat die Bohranlage in Lavey-les-Bains den Betrieb aufgenommen. Mit dem Beginn der Bohrung eines Brunnens, der bis in 3000 Meter Tiefe gehen kann, haben die Arbeiten am hydrothermalen Geothermie-Projekt von Lavey-Morcles eine neue Etappe erreicht. Nach dem Abschluss der Bauarbeiten soll die Anlage Wärme und Strom für ungefähr 900 Haushalte erzeugen. Im Untergrund von Lavey schlummern mit 110° Grad die heissesten Thermalwasservorkommen, die bisher in der Schweiz entdeckt wurden. (Texte en français >>)


Das Projekt AGEPP will die erneuerbare Energie, die die geothermische Ressource in Lavey liefert, erschliessen und nutzen. Ziel ist es, das Wasser, das eine Temperatur von 110 °C hat, mit einer Förderrate von 40 Litern/Sekunde aus der Tiefe zu extrahieren. Geling die Bohrung, könnten jährlich 4.2 Mio. Kilowattstunden Strom produziert werden – knapp 10 % weniger, als die Windenergieanlage von Collonges erzeugt. Zudem können 15.5 Mio. Kilowattstunden Wärmeenergie gewonnen werden, mit der das Thermalbad Les Bains de Lavey mit Wärme und Thermalwasser versorgt werden soll. Die Restwärme kann von den Gemeinden Lavey-Morcles und Saint-Maurice genutzt werden und soll langfristig zum Beispiel zum Beheizen von Treibhäusern oder zur Aufrechterhaltung konstanter Temperaturen in Fischfarmen verwendet werden.

Etappen der Bohrung
Die Bohrung wird in mehreren Etappen erfolgen. Mit der ersten Bohrung, die am 17. Januar 2022 begonnen hat, wird ein vertikaler Abschnitt bis in eine Tiefe von 1000 Metern abgeteuft werden. Anschliessend wird die Bohrung über 800 Meter weiterhin vertikal in die Tiefe ausgeführt werden. Nach einer neuen geologischen Untersuchung wird festgelegt werden, in welche Richtung weitergebohrt werden muss. Die Bohrung wird dann schräg bis in eine Tiefe von 2500 Metern ausgeführt werden. Sollte das nicht ausreichen, um die erwartete Förderrate und Temperatur zu erzielen, kann die Bohrung bis in eine Tiefe von 3000 Metern fortgesetzt werden. Der Abschluss der Bauarbeiten, die auch die Errichtung des Kraftwerks umfassen, in dem die Wärme in Strom umgewandelt wird, ist frühestens für die zweite Hälfte des Jahres 2023 vorgesehen.


Grundwasser zum Heizen in Riehen seit 1994
In Riehen im Kanton Basel-Landschaft wird seit 1994 Wärme aus rund 1500 Meter Tiefe für die Wärmeversorgung von Riehen genutzt. In dieser Tiefe befindet sich eine Muschelkalkschicht, welche natürlich Wasser führt. Das Geothermiewasser wird mit einer Temperatur von rund 65°C aus dieser Schicht entnommen und nach der Wärmeauskopplung mit ca. 25°C im zweiten Brunnen wieder in diese Schicht zurückgegeben. Zum Betrieb der Wärmezentrale gehören auch gasbetriebene Blockheizkraftwerke, die ebenfalls Strom liefern. Zurzeit untersuchen der Wärmeverbund Riehen und IWB den Untergrund unter Riehen, Bettingen, grossen Teilen von Basel, den angrenzenden Baselbieter Gemeinden Birsfelden, Münchenstein und Muttenz sowie Teilen der Gemeinde Grenzach-Wyhlen, um eine eventuelle Erweiterung des Wärmeverbunds abzuklären (siehe ee-news.ch vom 18.1.22 >>).


Das Projekt, dessen Budget sich auf etwas mehr als 40 Millionen Franken beläuft, wird vom Bundesamt für Energie finanziell unterstützt. Zudem fördert auch der Kanton Waadt das Teilprojekt der Stromerzeugung als Pilotprojekt mit einem finanziellen Beitrag.

Weitere Informationen: www.agepp.ch

Text: ee-news.ch, Quelle: Romande Energie

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2 Kommentare

Redaktion

Herzlichen Dank, da hat sich in der Eile ein Fehler eingeschlichen! Haben wir subito korrigiert!

michel

ich nehme an es sind 15.5 Mio. kWh, nicht 15.5 kWh...

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