Die Schweiz sucht weiterhin nach neuen Wegen zur Reduktion des CO2-Ausstosses. Unbestrittene wichtige Hebel dabei sind die Elektrifizierung der Mobilität und der Heizungen, die zusammen mehr als die Hälfte unserer Treibhausgasemissionen verursachen. Die steigenden Verkaufszahlen bei Elektromobilität und Wärmepumpen zeigen, dass dieser Wandel bereits im Gang ist. Momentan stagnieren zwar trotz angelaufener Elektrifizierung die Stromverbrauchszahlen, aber längerfristig dürften sie wieder ansteigen, während gleichzeitig der Wegfall der Atomkraftwerke zu kompensieren ist.
CO2-Bilanz massiv verbessert
Es besteht weitgehender Konsens, dass der daraus erwachsende zusätzliche Schweizer Strombedarf zu einem Grossteil mit PV zu decken ist. Dazu passt auch die an der Tagung präsentierte neue Ökobilanz der Photovoltaik: Innerhalb von 10 Jahren hat sich die CO2-Bilanz von Photovoltaik weiter massiv verbessert. Der CO2-Ausstoss über den ganzen Lebenszyklus konnte halbiert werden, eine PV-Anlage liefert während ihrer Lebensdauer 15-20 Mal mehr Energie als ihre Herstellung benötigt.
10‘000 neue Stellen
Die Ziele sind hochgesteckt: Die Energieperspektiven 2050+ des Bundesrats rechnen mit jährlich 34 Terawattstunden (TWh) Solarstromproduktion bis 2050. Aus Sicht von Swissolar sollten es gar 45 TWh sein. Einigkeit besteht darüber, dass der jährliche PV-Zubau gegenüber heute rasch um den Faktor 3 bis 4 gesteigert werden muss. Dabei ist die Photovoltaik nicht nur ökologisch sondern auch wirtschaftlich und sozial eine Chance: Laut einer ZHAW-Studie von 2020 könnte eine Solar-Offensive in den nächsten 5 Jahren rund 10'000 zusätzliche Stellen schaffen und damit den wirtschaftlichen Aufschwung nach der Corona-Pandemie massgeblich unterstützen.
Es braucht deshalb rasch weitere optimierte Rahmenbedingungen und mehr Investitionssicherheit, damit das immense brachliegende Potenzial auf Schweizer Dächern und Fassaden genutzt wird und Tausende von Stellen in den Regionen geschaffen werden.
Kleine bis mittlere Dächer schnell solarifizieren, Winterproduktion ankurbeln
Nationalrat Jürg Grossen (GLP) gab als neuer Swissolar-Präsident seinen Einstand an der PV-Tagung und zeigt auf, wie die Solarbranche den grossen Ausbau bewältigen kann: Der PV-Ausbau in der Schweiz wird vorwiegend auf Dächern und an Fassaden von Gebäuden stattfinden. Nach einer neuen Auswertung von Swissolar bergen kleinere und mittlere Anlagen von unter 150 m2 auf den Dächern von Ein- und Mehrfamilienhäusern fast die Hälfte des einfach erschliessbaren Solarpotenzials.
Es ist deshalb prioritär, dass insbesondere für diese Anlagen Investitionssicherheit geschaffen wird. Ein probates Mittel dazu wäre ein minimaler Rückliefertarif von 10 Rp/kWh, wie ihn kürzlich der Verband unabhängiger Energieerzeuger (VESE) gefordert hat (siehe ee-news.ch vom 16. April 2021 >>).
Mittelfristig wird auch die Winterproduktion von Strom zunehmend wichtiger. Alpine Solaranlagen haben eine deutlich höhere Winterproduktion als solche im Mittelland – zwei Referate an der Tagung zeigten auf, was da möglich ist. Passend dazu wurde ein Zwischenbericht von der Muttsee-Baustelle präsentiert, wo derzeit die grösste alpinen Solaranlage der Schweiz gebaut wird
Grosses Interesse am fachlichen Austausch
In der Politik bewegt sich schon einiges mindestens in die richtige Richtung: Mit dem vom Bundesrat vorgestellten «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» soll mittels Anpassung der Förderung und mit Änderungen im Strommarkt ein jährlicher PV-Ausbau von 700 MW erreicht werden (siehe ee-news.ch vom 19.6.21 >>). Immerhin fast eine Verdoppelung des heutigen Zubaus, aber nicht genug. Es braucht hier aus Sicht von Swissolar eine Anpassung vonseiten des Parlaments.
*) Schätzung aufgrund von bisher verfügbaren Zahlen. Die Statistik Sonnenenergie 2020 wird voraussichtlich am 13. Juli 2021 veröffentlicht.
Text: Swissolar
1 Kommentare
Gut so! Und nun gilt (die seltsame Nummerierung soll andeuten, dass alles gleich wichtig ist):
1.a) Nicht nachlassen
1.b) Mit der Solarwärme nachziehen
1.c) Netze "PV-Ready" machen (ohne dass mittägliches Herunterfahren nötig wird)