Während eine Stromlieferung von konstanter Leistung über 24 Std. eines jeden Tages für das Lieferjahr 2023 in der Schweiz am 10.1.22 noch 125 EUR/MWh kostete, lag der EEX Schlusskurs am 15.7.22 bei 383 EUR/MWh. Bild: Swissgrid

Elcom Kommentar 1. Halbjahr 2022: Energie- und Strompreise zeigen nur nach oben - Spotpreise und Frontjahr auf Höchststand

(Elcom) Das hohe Preisniveau und die angespannte Versorgungslage, die in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 entstanden sind, haben sich nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022 weiter verschärft. Die russische Gazprom hat seit Kriegsbeginn mehrere Gaslieferungen eingestellt, weil Gegenparteien nicht wie von Russland gefordert das Gas in Rubel bezahlen wollten. Ende April wurden Gaslieferungen an Polen und Bulgarien eingestellt, am 21. Mai wurden die Gaslieferungen an Finnland, und auch der niederländische Gasversorger GasTerra war von der Lieferkürzung betroffen. (Texte en français >>)


Seit Mitte Juni sind die Gaslieferungen nach Italien (15% Lieferkürzung) und die Gasflüsse von Nord Stream 1 um 60% reduziert. Der Grund dafür ist technischer Natur, wegen der Sanktionen konnten Ersatzteile nicht fristgerecht bereitgestellt werden. Die für den Betrieb der Gaspipeline Nord Stream 1 wichtige Turbine ist Medienberichten zufolge mittlerweile repariert und von Kanada nach Deutschland geliefert worden. Sollte es keine Probleme mit der Logistik oder dem Zoll geben, werden die Vorbereitungsarbeiten für einen vollständigen Betrieb der Leitung Ende Juli fertig sein. Dennoch befürchtet der Markt, dass Nord Stream 1 nach den Wartungsarbeiten (11. Juli bis 21. Juli 2022) nicht wieder ans Netz gehen wird. Der Markt preist deshalb weiterhin eine hohe Risikoprämie ein.

Wiederinbetriebnahme von 10 GW Kohlekraftleistung
Um das rechtzeitige und genügende Befüllen der Gasspeicher sicherzustellen, hat Deutschland Unternehmen und Haushalte aufgerufen, den Gaskonsum auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Ebenfalls sollen in Deutschland bis zu 10 GW Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen werden, um auch den Gasverbrauch der Verstromung zu reduzieren. Zudem wurde die zweite Stufe des deutschen Gasnotfallplans abgerufen, welche erlaubt, hohe Gaspreise an Endkunden weiterzureichen mit dem Ziel, den Gasverbrauch zu senken.

Kohlepreise von 90 auf 266 USD/t
Auch die Kohlepreise sind seit Jahresbeginn stark gestiegen. Der Kohle-Futures-Jahreskontrakt Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) handelte zu Jahresbeginn noch bei 90 USD/t. Zuletzt lag der Schlusskurs bei 266 USD/t. Die Importeure in der EU nähern sich immer mehr dem bevorstehenden Einfuhrverbot für russische Kohle, das am 10. August in Kraft treten soll. Dies unterstützt die Preise. Die CO2-Preise sind nach einem starken Zerfall nach Kriegsbeginn wieder gestiegen und stehen seit April 2022 stabil zwischen 80 und 95 EUR/t, zuletzt bei 88 EUR/t. Neben den hohen Gaspreisen trägt die unterdurchschnittliche Verfügbarkeit der Kernkraftwerke in Frankreich zum aktuell hohen Preisniveau bei.

Lieferjahr 2023 stieg um 200%
Während eine Stromlieferung von konstanter Leistung über 24 Stunden eines jeden Tages für das Lieferjahr 2023 in der Schweiz am 10. Januar 2022 noch 125 EUR/MWh kostete, lag der EEX Schlusskurs am 15.07.2022 bei 383 EUR/MWh (dies entspricht einem Anstieg von 200%).

Spotpreise von 61 auf 236 EUR/MWh
Auch die Spotpreise sind seit Jahresbeginn auf sehr hohem Niveau. Lag der Durchschnitt der Spotpreise vom 01. Januar 2021 bis 30. Juni 2021 noch bei 61 EUR/MWh, kostete der gleiche Zeitraum im Jahr 2022 236 EUR/MWh. Der teuerste Monat 2022 war bisher der März mit 306 EUR/MWh.

Text: Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom

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