Die Wärme- und Kälteversorgung des Bürgerspitals Solothurns bedient geschützte Altbauten sowie Neubauten mit betriebseigener Abwärme ab Sterilisation, Röntgengeräten oder Rechenzentrum sowie mit Flusswasserenergie zu Kühlzwecken. Bild: A. Gempeler

2. Platz vlnr: Stefan Müller-Altermatt (neuer Präsident InfraWatt), Laure Deschaintre (Geschäftsführerin InfraWatt), Florent Saunier (TVP Solar), Michel Monnard (SIG), Filippo Lombardi (abtretender Präsident InfraWatt). Bild: E. Kohler

3. Platz vlnr: Stefan Müller-Altermatt (neuer Präsident InfraWatt), Laure Deschaintre (Geschäftsführerin InfraWatt), Christian Hofmann (Mitglied Geschäftsleitung ewl), Filippo Lombardi (abtretender Präsident InfraWatt). Bild: E. Kohler

Infrawatt-Innovationspreis 2022: Geht an das Hochbauamt des Kantons Solothurn für Ihr Projekt «Areal Bürgerspital Solothurn»

(Infrawatt) Um die Umsetzung vorbildlicher Energiesysteme weiter zu verbreiten, vergibt Infrawatt jährlich einen Innovationspreis. Im Bereich Thermische Netze ging die Auszeichnung diesmal an das Hochbauamt des Kantons Solothurn. Ihr innovatives Projekt zeigt auf, wie bestehende Areale wirtschaftlich zu 100% mit verschiedenster erneuerbarer Energie versorgt werden können. (Texte en français >>)


Der Verein Infrawatt setzt sich für die Energienutzung aus Abwasser, Abfall, Abwärme und Trinkwasser ein. Anlässlich der Infrawatt -Generalversammlung in der Energiezentrale Forsthaus von ewb in Bern am 7. Juni wurde der Preis feierlich an den Abteilungsleiter des Hochbauamtes Alfredo Pergola übergeben:

100% erneuerbare Wärme- und Kälteversorgung
Der diesjährige Innovationspreis 2022 im Bereich Thermische Netze geht an das Hochbauamt des Kantons Solothurn für das Projekt «Areal Bürgerspital Solothurn» mit 100% erneuerbare Wärme- und Kälteversorgung mittels Abwärmenutzung, Flusswassernutzung und erweiterbarem Anergienetz.

Abwärme ab Sterilisation, Röntgengeräten oder Rechenzentrum Flusswasserenergie
Mit dem Neubau auf dem Areal des Bürgerspitals Solothurn wurden neue Versorgungslösungen gesucht und auch gefunden. Die Wärme- und Kälteversorgung des Bürgerspitals Solothurns bedient geschützte Altbauten und die effizienten Neubauten mit betriebseigener Abwärme ab Sterilisation, Röntgengeräten oder Rechenzentrum sowie mit Flusswasserenergie zu Kühlzwecken. Das Anergienetz zwischen Flusswasserfassung und Spitalareal bietet zudem die Möglichkeit, weitere Gebiete zu erschliessen und damit mit Abwärme oder erneuerbarer Energie aus Flusswasser zu versorgen. Zur Spitzendeckung der Wärme dient der unveränderte Anschluss an das Fernwärmenetz ab der Kehrichtverwertungsanlage und somit die Verwendung einer zweiten, externen Abwärmequelle. Insgesamt wir dadurch eine 100% erneuerbare Energieversorgung für Wärme und Kälte aus den verschiedensten Bereichen erreicht:

Wärme-Kältemix:

- 60% eigene Abwärme - 46% Flusswasser

- 25% Flusswasserwärme - 34% Kälterückgewinnung aus dem Betrieb

- 15% KVA-Abwärme - 20% Rückkühlung Flusswasser

Hoch- wie auch Niedertemperaturbedürfnisse
Das heute noch viel zu wenig ausgeschöpfte Potential der Abwärmenutzung (AWN) aus unterschiedlichen Quellen bietet viele Möglichkeiten, um sowohl Hoch- wie auch Niedertemperaturbedürfnisse abzudecken. Thermische Netze ermöglichen ausserdem mit dem Einbezug erneuerbarer Kälte aus der Umgebung eine maximal flexible Nutzung und dies auch in Zukunft bei sich verändernden Bedürfnissen.

Erstes Minergie-Eco-Spital
Die Jury hat das Projekt, vom Hochbauamt des Kantons Solothurn in Zusammenarbeit mit der Firma Eicher + Pauli überzeugt, da es ein hervorragendes innovatives Beispiel für viele bestehende Areale ist, welche innerhalb der nächsten Jahre in der Schweiz umgenutzt, saniert und neu versorgt werden müssen. Der Verbrauch an Wärme wird nicht komplett verschwinden, der Bedarf an Kälte jedoch stark steigen. Das Projekt zeigt unter wirtschaftlichen Umständen auf, wie saubere und nachhaltige Lösungen konzipiert werden können. Der Neubau des Bürgerspitals ist zudem schweizweit das erste Minergie-Eco-Spital.

Neben dem Kanton Solothurn stachen zwei weitere innovative Projekte hervor:

  • Platzt 2 erhielt das Projekt SolarCAD II der Firmen Service Industriels de Genève SIG und TVP Solar. Sie realisierten das erste solarthermische Kraftwerk der Schweiz mit Flachpaneelen im Vakuum, das direkt an ein Fernwärmenetz angeschlossen ist. Die Flachpaneelen mit einer Fläche von 2 m2 sind durch ein Hochvakuum isoliert, wodurch sich eine hervorragende und nahezu perfekte Isolierung von der Aussenwelt ergibt. Dadurch wird eine sehr hohe Effizienz bei der Wärmeerzeugung bei hohen Temperaturen (>80°C) erreicht und das System fängt direktes und diffuses Licht ein (das in der Schweiz sehr häufig vorkommt). Mit dieser neuen Lösung ist es möglich, kohlenstofffreie Wärme zwischen 80°C und 180°C das ganze Jahr über zu erzeugen.

  • Platz 3 erhielt das Projekt See-Energie Region Luzern des Energiedienstleistungsunternehmens ewl energie wasser luzern und seiner Tochtergesellschaft Seenergy Luzern AG. Das Projekt versorgt weite Teile der Stadt Luzern, der Gemeinde Horw und der Stadt Kriens mit Wärme und Kälte aus dem Vierwaldstättersee. Mit etwa 0.375% der potenziell verfügbaren Energie des Sees lassen sich im Endausbau rund 10'500 Haushalte mit lokaler, ökologischer Wärme und Kälte versorgen und ungefähr 15'500 Tonnen CO2 einsparen. Zum Vergleich: Um eine Tonne CO2 aufzunehmen, muss eine Buche ungefähr 80 Jahre wachsen. Dabei lag der Fokus beim Projekt auf den individuellen Bedürfnissen der Kunden, welche z.B. Wärmelieferungen in zwei verschiedenen Temperaturniveaus beziehen können.

Die Projekte zeigen eindrücklich auf, wie Infrastrukturanlagen Ihren Beitrag zur Energiewende leisten können und selbst vorhandene Areale an die Nutzung von erneuerbarer Energie wirtschaftlich angepasst werden können um eine unabhängigere und ökologischere Energieversorgung in der Schweiz zu leisten.

Text: Infrawatt

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