Höhenänderung der Gletscher in den Schweizer Alpen: Am Aletsch-Gletscher hat das Forschungsteam Höhenänderungen von bis zu fünf Metern und mehr gemessen. ©Bild: Christian Sommer, Hintergrund: Landsat 8 & SRTM U.S. Geological Survey, www.usgs.gov

Mit Schmelzwasser gefüllte Gletscherspalten am Grossen Aletsch im Sommer 2019. ©Bild: Christian Sommer

Pasterze Gletscher am Grossglockner, Hohe Tauern: Die Pasterze ist der grösste Gletscher Österreichs und zählt zu den am stärksten schuttbedeckten Gletschern der Alpen. ©Bild: Christian Sommer

Obererer Grindelwald Gletscher, Berner Alpen: Er hat sich über die letzten Jahrzehnte stark zurückgezogen und ist inzwischen in mehrere Teile zerfallen. Bild: ©Christian Sommer

Gletscherrückgang in den Alpen: Erstmals flächendeckend dokumentiert – Schweizer Alpen am stärksten betroffen

(DLR) Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) untersuchte die Flächen- und Höhenänderungen aller Gletscher der europäischen Alpen über einen Zeitraum von 14 Jahren. Das Ergebnis: Ungefähr 17 Prozent des gesamten Eisvolumens der Alpen gingen seit der Jahrtausendwende verloren. Lokal waren die Schmelzraten in den unteren Gletscherbereichen sogar um ein Vielfaches höher, zum Beispiel auf dem Aletsch-Gletscher.


Dazu verglichen sie dreidimensionale Geländemodelle der deutschen Radarsatellitenmission TanDEM-X und der deutsch-amerikanischen Shuttle-Radar Topography Mission (SRTM) aus der Zeit zwischen 2000 und 2014. Die Höhenmodelle kombinierte das Team mit optischen Aufnahmen der Landsat-Satelliten der NASA. Ein Verlust an Eisvolumen von 17 Prozent entspricht mehr als 22 Kubikkilometern. Das ist grösser als das Siebenfache des Wasservolumens des Starnberger Sees. Ausser den höchsten Erhebungen der Zentralalpen erreicht die Eisschmelze bereits auch höher gelegene Gletscherregionen und die Tendenz setzt sich fort.

Schweizer Alpen am stärksten betroffen
Die stärksten Verluste traten in den Gebirgsmassiven der Schweizer Alpen auf. Allein die grossen Talgletscher der Berner Alpen verloren im Zeitraum von 2000 bis 2014 etwa 4,8 Gigatonnen Eismasse. Die Eisdicke ging im Durchschnitt um 0.72 Meter pro Jahr zurück. Das entspricht einem Volumen von knapp fünf Kubikkilometern. Lokal waren die Schmelzraten in den unteren Gletscherbereichen sogar um ein Vielfaches höher. Ein Beispiel stellte der grösste Gletscher der Alpen auf, der Grosse Aletsch-Gletscher: Dort schrumpfte die Gletscheroberfläche nahe der Gletscherfront durch Abschmelzen jährlich um bis zu fünf Meter und mehr.

Gleichzeitige Flächen- und Höhenmessungen
Zu diesen Ergebnissen kam das Team des FAU-Instituts für Geographie durch die Kombination der Daten aus den drei Erdbeobachtungsmissionen TanDEM-X, SRTM und Landsat. Entscheidender Vorteil des Verfahrens war, dass annähernd gleichzeitige Flächen- und Höhenmessungen verglichen werden konnten. Ähnliche Studien aus anderen Gebirgsregionen der Erde gehen in der Regel von einer konstanten vergletscherten Fläche während eines Beobachtungszeitraums aus. Besonders in hochdynamischen Gletscherregionen wie den europäischen Alpen kann dies zu einer deutlichen Unterschätzung der tatsächlichen Massenbilanz führen.

Text: Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

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