Die LNG-LKW der Spedition sind von der Firma Iveco. ©Bild: Frank Wiedemeier/Energieagentur NRW

Im Sommer 2020 soll die mobile LNG-Tankstelle nach Nordrhein-Westfalen kommen. ©Bild: Spedition Hövelmann

Besondere Schutzausrüstung schützt die Fahrer vor Erfrierungen. ©Bild: Spedition Hövelmann

Spedition Hövelmann: Überzeugt von Vorteilen der LNG-LKW, aber Tankstellen-Infrastruktur fehlt

(ee-news.ch) 2018 gehörten sie mit ihren neuen LNG-LKW zu den Vorreiter-Speditionen. 2020 arbeiten sie bereits fleißig selber mit am Ausbau der Tankstellen-Infrastruktur: Die Spedition Hövelmann aus Rees in Nordrhein-Westfalen setzt auf den Kraftstoff Liquefied Natural Gas (LNG) und will davon auch andere Transport-Unternehmen in NRW überzeugen.


LNG ist auf rund -160 Grad Celsius verflüssigtes aufbereitetes Erdgas und weist etwa ein Sechshundertstel des Volumens von gasförmigem Erdgas auf. Die Abgase aus LNG gelten als sauberer als diejenigen von Diesel: Es fallen keine Feinstaub- und SO2-Emissionen an, 80-90 % weniger NOx und 10-20 % weniger CO2.

Nachhaltigkeit als Unternehmensphilosophie
Die 1945 gegründete Logistik-Firma Hövelmann zählt 230 LKW in ihrem Fuhrpark, 16 davon werden mit LNG betankt. Auch in anderen Bereichen ist die Nachhaltigkeit ein Bestandteil der Unternehmensphilosophie von Hövelmann Logistik. So werden die Fahrer regelmäßig durch eigene Fahrtrainer auf eine ökonomisch und ökologisch optimierte Fahrweise geschult und auch für umweltschonende Maßnahmen im Betrieb sensibilisiert. Damit soll eine Wasser-, Strom- und Heizkostenreduktion an den Standorten in Rees, Haldensleben, Bottrop, Droßdorf und Querfurt erreicht werden, das Recyceln von Stoffen erhöht und der Papierverbrauch reduziert werden. In den Niederlassungen kommen intelligente Lichtsteuerungssysteme und Photovoltaikanlagen zur regenerativen Energiegewinnung zum Einsatz. Alternative Antriebe zu testen und den modernen Fuhrpark schrittweise auf LNG-LKW umzustellen ist daher einer der Maßnahmen, um zur Schonung der Umwelt beizutragen.

LNG energiereicher und umweltfreundlicher
LNG entsteht, indem Erdgas bei minus 160 Grad verflüssigt wird, dadurch reduziert sich der Rauminhalt um das 600-fache und ist entsprechend energiereich. Wie Erdgas ist LNG gegenüber Diesel emissionsärmer und deshalb attraktiv. Zukünftig soll LNG aus Biomethan hergestellt werden. Dieses Bio-LNG kann dem fossilen LNG in beliebigem Umfang beigemischt werden. Ein LKW, der zu 100 Prozent Bio-LNG getankt hat, wäre dann CO2 neutral unterwegs.

Lastwagen, die mit LNG-Technologie unterwegs sind, sind in der Anschaffung rund 40 Prozent teurer als übliche Diesel-LKW. „Dieselzugmaschinen kosten nur rund 85.000 bis 86.000 Euro. Für einen LNG-LKW liegt der Preis bei etwa 120.000 Euro“, weiß Fuhrparkleiter Robin Malik. Und doch geht die Rechnung für seine Spedition auf, denn durch die Maut- und Kraftstoffersparnis ist die LNG-Technologie ca. 750 bis 1000 Euro pro Monat günstiger. „Durch die vollständige Mautbefreiung bis Ende 2020 sind diese LKW sofort wirtschaftlich!“, sagt Malik, der selbst früher als Fahrer unterwegs war. Außerdem zeichneten sie sich Fahrzeuge durch einen hohen Fahrkomfort aus. Sie sind leiser und durchzugsstark und allgemein sei das Fahrgefühl besser.

Standortsuche und Anträge für Tankstellen problematisch
Die Betankung verläuft etwas anders als bei normalen Zugmaschinen. Sie geht zwar schneller vonstatten und dauert nur rund 10 bis 12 Minuten, aber der Fahrer muss dabei spezielle Handschuhe und einen Gesichtsschutz tragen, um beim Tanken Erfrierungen vorzubeugen. Das ist aber nicht die Hauptproblematik beim Thema Tanken. „Die Tankstellendichte muss erhöht werden“, fordert Robin Malik. Nur so könne man auch andere Speditionen dazu bewegen, ihren Fuhrpark nach und nach umzustellen.

Derzeit gibt es nur etwa 16 Tankstellen. Eine neue Anlage hat die Spedition Hövelmann am 16. Januar in Osterweddingen in Sachsen-Anhalt mit dem Berliner Tankstellenbetreiber Liquind 24/7 in Betrieb genommen. Dort sei das Antragsverfahren für den Bau einer LNG-Tankstelle weniger kompliziert als in anderen Bundesländern: „Der Antragsverlauf ist Wahnsinn! Die Auflagen sind sehr hoch, das ist die größte Hürde.“, so Malik. In Nordrhein-Westfalen sei in der Nähe von Ballungsgebieten oder am Niederrhein die Standortsuche sehr schwer und es sehr schwierig Anlagen zu beantragen. Die mobile Testanlage, die derzeit in Osterweddingen im Einsatz ist, soll nach dem Bau einer festen Tankstelle im Sommer 2020 nach Nordrhein-Westfalen kommen. „Die Logistik ist ein oft konservativ geführter Wirtschaftszweig: Es werden erst LKW gekauft, wenn die Tankstelle steht.“ So erklärt sich Malik, dass die Reaktionen auf die LNG-Sattelzüge bisher eher verhalten sind. Er hofft, dass sich das nach dem Aufstellen der Mobilanlage ändert und andere Unternehmen bei der Technologie nachziehen, was dann wiederrum zum Bau einer Festanlage in Nordrhein-Westfalen führen könne.

Neuer LNG-Hafen für kürzere Transportwege geplant
Derzeit stellen die mitunter langen Transportwege für LNG noch ein größeres Problem dar. Oftmals stammt das Gas aus dem Ostblock oder den Niederlanden. „Es nützt mir nichts, wenn ich hier grün fahre und das LNG wird davor lange hierher transportiert!“, findet Fuhrparkleiter Robin Malik. Deshalb hofft er auf die zeitnahe Umsetzung des geplanten LNG-Terminals in Bremerhaven. Dadurch könnten auch die Preise sinken. Natürlich müsse man auch schauen, wo das Gas herkomme, denn selbstverständlich wolle man nur ungern Fracking-Gas nutzen. In die LNG-Zukunft blickt der ehemalige LKW-Fahrer aber optimistisch: „LNG wird sich als Alternative durchsetzen und 30 Prozent der Flotten werden bei Verbesserung einer Tankstelleninfrastruktur umgewandelt, davon bin ich überzeugt.“

Text: Energieagentur NRW

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1 Kommentare

Max Blatter

Liquified Natural Gas (LNG) ist, wie im Artikel richtig gesagt wird, Erdgas. Eine NICHT erneuerbare Ressource also. Keine Ahnung also, weshalb sich dieser Artikel in die EE-News verirrt hat! –
Die einzige winzige Verbindung zu den erneuerbaren Ressourcen wird durch die Erwähnung von Bio-Methan als "zukünftige" Beimischung hergestellt. Immerhin! Aber das Potenzial von Biogas ist begrenzt. Die Möglichkeit, Methan in Power-to-Gas-Anlagen z.B. mittels Fotovoltaik-Strom zu synthetisieren, wird nicht einmal erwähnt. –
Im Zusammenhang mit der Nutzung erneuerbarer Ressourcen ein etwas aufgebauschter Artikel zu einem Randbereich.

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