Auch wenn die Wirtschaftlichkeit von Solarstromspeichern heute in Deutschland noch nicht gegeben ist, ist es wahrscheinlich, dass diese in Griffnähe ist. ©Bild: Solar Cluster Baden-Württemberg / Simon Kraus - Fotolia

Deutschland: 1 kWh Speicherkapazität kostet durchschnittlich nur noch EUR 1200 – Wirtschaftlichkeit in Griffnähe

(ee-news.ch) 2018 sind die Kosten von Stromspeichern in Deutschland durchschnittlich um rund 10% Prozent gesunken. 1 kWh Speicherkapazität kostet nur noch EUR 1200. Und es gibt Systeme, die inklusive Elektronik und Mehrwertsteuer nur noch EUR 800 pro kWh Speicherinhalt kosten. Unterhalb dieser Schallgrenze sind die Powerpakete wirtschaftlich – vorausgesetzt sie funktionnieren 20 Jahre.


Halten die Geräte, wie garantiert, nur zehn Jahre, rechnen sich die Speicher nicht. Anders aussehen kann es bei Solarbatterien, die noch zusätzliche Aufgaben für den Betrieb des öffentlichen Stromnetzes übernehmen. Interessierte Verbraucher sollten sich an Fachleute aus der Region wenden, rät Franz Pöter vom Solar Cluster.

Strom aus einer Dachsolaranlage kostet in Deutschland mit neun bis elf Cent pro Kilowattstunde nur ein Drittel des Preises von Strom aus der Steckdose. Batteriespeicher tragen dazu bei, einen grösseren Anteil des lukrativen Photovoltaikstroms selbst zu verbrauchen. Der Run auf die kühlschrankgrossen Stromspeicher hat im vergangenen Jahr weiter an Fahrt aufgenommen: Ende 2018 waren bereits rund 125‘000 Speicher deutschlandweit installiert. Das ist ein Plus von 40‘000 in einem Jahr und rund 30% mehr als 2017, so die Auswertung der RWTH Aachen.

Über die Hälfte neue PV-Anlagen mit Speicher
90 Prozent der Speicher werden an Neuanlagen installiert, zehn Prozent bei bereits existierenden Solaranlagen. Etwas mehr als jede zweite neue Photovoltaikanlage erhält einen Batteriespeicher. Im Schnitt legen sich die Eigentümer ein Batteriesystem mit einer nutzbaren Kapazität von acht Kilowattstunden zu und geben dafür rund 10‘000 Euro aus. Insgesamt sind Solarspeicher mit einer kumulierten Kapazität von über 900 Megawattstunden hierzulande installiert.

Wirtschaftlichkeit rückt näher
Die meisten Solaranlagenbetreiber stören sich nicht an den Kosten der Batteriesysteme. Die Absicherung vor steigenden Strompreisen, ein Beitrag zum Klimaschutz und Technologieaffinität sind die Kaufmotive. Ein Hinderungsgrund ist nur in wenigen Fällen die noch fehlende Wirtschaftlichkeit. Inzwischen rückt diese aber näher. Lagen die Preise 2013 im Durchschnitt noch bei über 2500 Euro pro Kilowattstunde Speicherinhalt, ist es jetzt nur noch rund die Hälfte. Doch der Preisunterschied der einzelnen Anlagen ist enorm: 75 Prozent der Anlagen kosten zwischen 1800 und 800 Euro pro Kilowattstunde Speicherinhalt.

Berechnung Wirtschaftlichkeit des Speichers
Ob ein Speicher wirtschaftlich ist, hängt davon ab, wie oft der Eigentümer die Speicherkapazität nutzen kann. „Gut ausgelegte Systeme kommen auf 200 bis 250 vollständige Be- und Entladungen im Jahr“, erklärt Franz Pöter. „Der selbst genutzte Solarstrom ergibt sich aus dem Speicherinhalt in Kilowattstunden multipliziert mit den Ladezyklen und der Lebensdauer in Jahren.“ Ersetzt der Solarstrom aus dem Speicher – der in Deutschland für rund elf Cent pro Kilowattstunde vergütet worden wäre – den Bezug von Netzstrom zu 25 Cent pro Kilowattstunde (netto), so ergibt sich ein „Verdienst“ von etwa 14 Cent je Kilowattstunde (netto). Bei einer Lebensdauer von zehn Jahren und 250 Zyklen im Jahr würden pro Kilowattstunde Energieinhalt 2500 mal 14 Cent pro Kilowattstunde und damit 350 Euro Stromkosten gespart. Zieht man die Verluste im Speicher ab, so reduziert sich der Wert um 10 bis 25 Prozent. Rechnet man eine moderate Strompreissteigerung von zwei Prozent pro Jahr mit ein, kommt man auf rund 400 Euro. Hält der Speicher 20 Jahre, erhöht sich die Wirtschaftlichkeitsgrenze auf rund 800 Euro pro Kilowattstunde Energieinhalt. Speicher mit Kosten unterhalb der genannten Grenzen sind wirtschaftlich, oberhalb sind sie es nicht.

Nur noch Betriebs-, Wartungs- und Reparaturkosten von 2-4 Cent/kWh
Angesichts der höheren Durchschnittspreise ist die Wirtschaftlichkeit bei normalen Heimanwendungen also noch nicht gegeben. Dass die meisten Solarspeicher in naher Zukunft trotzdem wirtschaftlich werden, ist jedoch wahrscheinlich. Die Kosten werden beim derzeitigen Marktwachstum weiter sinken. Eine zusätzliche Nachfrage ist zu erwarten, wenn ab 2025 eine grosse Anzahl von Solaranlagen aus der EEG-Vergütung fällt. Da die dann abgeschriebenen Anlagen nur noch Betriebs-, Wartungs- und Reparaturkosten von 2 bis 4 Cent pro Kilowattstunde aufweisen, werden sich Eigenverbrauch und Speicherung ab diesem Zeitpunkt geradezu aufdrängen. Das Potenzial ist riesig: Insgesamt gibt es in Deutschland rund 1.7 Millionen Photovoltaikanlagen. Sie alle fallen früher oder später aus der EEG-Vergütung. Viele Eigentümer werden dann die Installation von Batterien zur Erhöhung des Eigenverbrauchs in Erwägung ziehen.

Speicher rechnet sich auch mit höheren Kosten…
In manchen Fällen können sich die Solarspeicher auch heute schon rechnen: Immer mehr Stadtwerke, Stromlieferanten und Speicherhersteller bieten Photovoltaik-Speichersysteme im Zusammenhang mit Stromlieferverträgen an. In dem Fall wird der Speicher für weitere Netzdienstleistungen wie der Erbringung von Primärregelleistung genutzt, was die Zahl der Zyklen pro Jahr für den Speicher erhöht. Die zusätzlichen Zyklen wirken sich auf die Alterung des stationären Speichers nur wenig aus, entscheidend ist die kalendarische Alterung. Speicher können sich so auch bei höheren Kosten rechnen. Käufer sollten jedoch die Bedingungen prüfen, etwa die Länge des Stromliefervertrages.

Text: ee-news.ch/ Solar Cluster Baden-Württemberg

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3 Kommentare

Sebastian

WIrkungsgrad von Wasserkraft Speichern ist 75%. Nur so am Rande.

Diego Fischer

Gerade in der Schweiz mit der hervorragend regelbaren Wasserkraft braucht es sowieso keine Batterien. Vor allem auch wegen der Ökobilanz ist es viel sinnvoller, den Strom am Tag den Nachbarn zu verkaufen, und gleichzeitig die Wasserkraft zu drosseln. Am Abend kann die Wasserkraft den in Form von zurückgehaltenem Wasser gespeichterten Strom wieder abgeben. Diese Speicherung hat 100% Wirkungsgrad und kostet nichts. Das einzige was es braucht, ist ein anderes Verrechnungsmodel für die Netzkosten im Quartiernetz.

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