Die Klimaschutzsiedlung Viersen bietet ihren Mietern moderne Wohnungen und niedrige Energiekosten. ©Bild: Energieagentur NRW

Ein Bildschirm informiert auch die Mieter über den aktuellen Ertrag der Photovoltaik-Anlage. ©Bild: Energieagentur NRW, Lara Blankenberg

In der Fahrradgarage können die Bewohner ihre E-Bikes mit selbstproduziertem Strom aufladen. ©Bild: Energieagentur NRW, Lara Blankenberg

Anlieferung des riesigen Pufferspeichers mit 20‘000 Liter Fassungsvermögen. ©Bild: GWG Viersen

Die digitalisierte Anlage ermöglicht dem Haustechniker das bequeme Ablesen der Daten vom Smartphone. ©Bild: Energieagentur NRW, Lara Blankenberg

Klimaschutzsiedlung Viersen: Macht Mieter unabhängig von schwankenden Heizkosten

(PM) Im Spätsommer 2016 fiel der Startschuss für den Neubau der Siedlung an der Oststrasse im nordrhein-westfälischen Viersen, die direkt an das Neubaugebiet Nordkanal grenzt und nah an der Viersener Innenstadt liegt. Die hundert Jahre alten Häuser, die bis dato das Strassenbild prägten, waren nicht mehr sanierbar und wurden daher abgerissen. An ihrer Stelle hat die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft eG (GWG) Viersen eine Klimaschutzsiedlung errichtet.


Im Rahmen des Projekts ‚100 Klimaschutzsiedlungen in NRW‘ erfüllt die Klimaschutzsiedlung, gemäss den Anforderungen des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW), einen hohen energetischen Standard, der auch den Anforderungen eines KfW-Effizienzhauses 40 Plus standhält.

Niedrige Energiekosten dank Erneuerbarer
Die Klimaschutzsiedlung besteht aus drei Mehrfamilienhäusern und wurde im Passivhausstandard errichtet. Sie umfasst 48 Wohnungen, die zwischen 27 und 109 Quadratmeter gross sind. Entsprechend gemischt sind auch die neuen Mieter, die im August 2018 bereits in die modernen Häuser einziehen konnten. Die Bewohner können sich nicht nur über hochmoderne Wohnungen freuen: Wo sich mancherorts in Nordrhein-Westfalen die Heizkosten schon zu einer zweiten Miete summiert haben, profitieren die neuen Mieter der Klimaschutzsiedlung Viersen vor allem von den niedrigen Energiekosten. Möglich macht es ein auf regenerative Energiequellen ausgerichtetes Energiekonzept.

Wärme aus Erde und Sonne
Die benötigte Energie für Heizung und Warmwasser wird hauptsächlich aus Erdwärme gewonnen. Die geothermische Wärme wird über Erdsonden aus dem Boden entnommen und über eine Wärmepumpe für die Heizung und das Warmwasser nutzbar gemacht. Drei Solaranlagen mit insgesamt 117 m² Kollektorfläche unterstützen die Wärmeversorgung im Gebäude.

Pufferspeicher über mehrere Etagen
Ein grosser Pufferspeicher mit 20‘000 Liter Fassungsvermögen sorgt dafür, dass die Wärme dann zur Verfügung steht, wenn sie benötigt wird. Der Pufferspeicher wurde in den Bau des ersten Hauses integriert und reicht über mehrere Etagen hoch bis unters Dach. Der Speicher, der alle drei Häuser versorgt, wird aus der Wärmepumpe und aus den solarthermischen Anlagen gespeist. Aus dem Pufferspeicher wird die Wärme in die einzelnen Wohnungen verteilt. „Jede Wohnung hat eine eigene Übergabestation und somit ein eigenes Heizsystem. Verteilt wird die Wärme in den Wohnungen über die Fussbodenheizung und das nahezu ohne Wärmeverluste“, erklärt Tobias Funk, Haustechniker der GWG Viersen. Für geringe Wärmeverluste sorgt auch die hochgedämmte Gebäudehülle sowie hochwertige Fenster mit Dreifachverglasung. Vervollständigt wird das energetische Konzept der Klimaschutzsiedlung Viersen durch dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung.

Ablesung teurer als Energiekosten
Von schwankenden Heizkosten sind die Bewohner der Klimaschutzsiedlung nicht mehr betroffen. Jeder Mieter zahlt monatlich pauschal 0.80 Euro pro Quadratmeter für die Heizkosten inklusive Warmwasserbereitung. „Wir verzichten auf eine Abrechnung der Energiekosten“, erklärt Tobias Funk. „Theoretisch können wir den Verbrauch an Warmwasser auch über einen Wärmezähler ablesen. Die Verbrauchserfassung über einen Dienstleister wäre aber teurer als die gesamten Energiekosten.“

Mit Photovoltaikstrom das E-Bike aufladen
Auch Strom wird in der Klimaschutzsiedlung aus der Sonnenenergie gewonnen – dafür sorgt eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 90 kW. Der erzeugte Strom wird vor allem für den Betrieb der Wärmepumpe genutzt. Ergänzt wird die PV-Anlage durch drei Batteriespeicher mit einer Kapazität von insgesamt 100 kWh. Diese stehen – ebenso wie die Wärmepumpe – in einem zentralen Technikraum im Erdgeschoss, der auch als Fahrradgarage genutzt wird. Hier können die Bewohner an Steckdosen ihre E-Bikes mit dem selbstproduzierten Strom aufladen.

Insgesamt ist die Produktion von Strom durch Photovoltaik nicht auf Autarkie ausgelegt – der Haushaltsstrom für die Mieter kommt vom öffentlichen Netz. Dennoch ist es im Sommer an bestimmten Tagen möglich, dass sich das Haus komplett selbst mit Strom versorgt und sogar ein Überschuss ins öffentliche Netz gespeist werden kann: „Am ersten richtig heissen Tag diesen Jahres wurden 494 kWh produziert, der Speicher war also randvoll und der überschüssige Strom ging ins Netz", erklärt Tobias Funk mit Blick auf sein Smartphone. Die digitalisierte Anlage ermöglicht das bequeme Ablesen der aktuellen Daten vom Handy oder PC – ein weiterer Pluspunkt des modernen Energiesystems.

Die CO2-Bilanz kann sich sehen lassen
Mit der Siedlung an der Oststrasse hat die GWG Viersen ihre erste Klimaschutzsiedlung gebaut. Die Klimabilanz kann sich sehen lassen: In dem Neubau liegt der CO2-Ausstoss 60 Tonnen unter denen eines Hauses, das nach der aktuellen Energieeinsparverordnung gebaut wurde. Die Klimaschutzsiedlung Viersen ist damit hinsichtlich der Wärmeversorgung nicht nur klimaneutral, sondern spart sogar mehr CO2, als sie verbraucht.

Mit dem innovativen Konzept schöpft die Klimaschutzsiedlung Viersen viele der neuen technischen Möglichkeiten für energiesparendes Wohnen aus. „Gerade im Gebäudesektor liegt ein grosses Potenzial für wirkungsvolle Massnahmen gegen den Klimawandel. An diesem Beispiel zeigt sich, dass mit konsequenter und nachhaltiger Planung auch bezahlbare Projekte des energieeffizienten Bauens umsetzbar sind“, betont Andreas Gries, der zuständige Themengebietsleiter Wärme, Gebäude der Energieagentur.NRW.

Text: Energieagentur NRW

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