Für kritische Phasen plant Deutschland Reservekraftwerke zurzeit im Süden zu bauen. Ob diese allerdings für einen Export in die Schweiz genutzt werden können, ist fraglich.

ELCom: Vorbehalte bezüglich Sicherheit Winter-Stromversorgung

(PM) Seit 14 Jahren importiert die Schweiz im Winterhalbjahr netto Strom, im vergangenen Winter wurde ein neuer Rekord aufgestellt. Diese Tendenz ist steigend, beachtet man die kommenden Ausserbetriebnahmen der Kernkraftwerke. Damit verbunden steigt auch die Importabhängigkeit. ELCom Geschäftsführer Renato Tami hat dies am Stromkongress Mitte Januar 2018 thematisiert.


Das ElCom-Referat, welches von Geschäftsführer Renato Tami präsentiert wurde, fokussierte auf zwei zentrale Themen im Zusammenhang mit der Diskussion um das Marktdesign: Adequacy und ungeplante Lastflüsse. Zur Einführung in die Adequacy – einen zentralen Teil der Versorgungssicherheit – bilanzierte Geschäftsführer Tami die Ende 2017 publizierten Ergebnisse aus den Adequacy 2020 Berechnungen, die Swissgrid im Auftrag der ElCom durchgeführt hat. Aufgrund der Ergebnisse für einen wahrscheinlichen Fall, auch unter Berücksichtigung von Stressszenarien, konnte die ElCom für die Versorgungssicherheit bis zum Jahr 2020 Entwarnung geben.

Entwarnung nicht vorbehaltslos
Allerdings, so führte Tami aus, ist diese Entwarnung nicht vorbehaltslos. Seit 14 Jahren importiert die Schweiz im Winterhalbjahr netto Strom, im vergangenen Winter wurde ein neuer Rekord aufgestellt. Diese Tendenz ist steigend, beachtet man die kommenden Ausserbetriebnahmen der Kernkraftwerke. Damit verbunden steigt auch die Importabhängigkeit. Das heisst, dass potentielle Versorgungsprobleme – insbesondere in Deutschland und Frankreich – die Versorgungssicherheit der Schweiz beeinträchtigen können. Dieses Problem spitzt sich im Hinblick auf die Ausserbetriebnahme der Kernkraftwerke in den besagten Ländern zu. So wird Deutschland bis zum Jahr 2022 sämtliche Kernkraftwerke vom Netz nehmen. Für kritische Phasen plant Deutschland Reservekraftwerke im Süden zu bauen. Ob diese allerdings für einen Export in die Schweiz genutzt werden können, ist fraglich. Aus diesen Gründen hat für die ElCom der politische Diskurs zur Versorgungssicherheit – und damit auch zum Eigenversorgungsgrad im Winterhalbjahr – höchste Priorität. 

Ausreichende Transportkapazität
Ebenso zentral für die Importfähigkeit ist eine ausreichende Transportkapazität. In diesem Zusammen-hang referierte der Geschäftsführer der ElCom über ungeplante Lastflüsse, sogenannte Loop Flows. Loop Flows treten auf, weil der Stromfluss normalerweise nicht genau dem kommerziellen Handel folgt. Dadurch fliesst beispielsweise von Deutschland nach Frankreich verkaufter Strom teilweise auch über das Schweizer Netz. 

Stromfluss zwischen Frankreich und Deutschland über die Schweiz
Üblicherweise wird die Grenzkapazität als NTC – als Net Transfer Capacity – angegeben. Seit 2015 wird die Grenzkapazität zwischen Deutschland und Frankreich allerdings im Rahmen des sogenannten Flow Based Market Coupling berechnet. Wie beabsichtigt, stieg dadurch die Kapazität von Deutschland nach Frankreich erheblich. Für die Schweiz problematisch ist, dass in diesen Berechnungen keine Schweizer Netzelemente berücksichtigt werden. Entsprechend fliessen mehr ungeplante Lastflüsse durch die Schweiz, womit auch die Transformatoren zusätzlich belastet und manchmal überlastet wer-den. Die Netzsicherheit und damit auch die Versorgungssicherheit der Schweiz werden dadurch emp-findlich gefährdet. Die ElCom prüft in diesem Zusammenhang verschiedene Abhilfemassnahmen, wie beispielsweise die Installation eines Phasenschiebertransformators, womöglich in Kombination mit dem Ausschalten einer Leitung.

Referat von Renato Tami >>

Text: ElCom

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1 Kommentare

werner plüss

Klare, warnende Worte. Das neue Energiegesetz ist eine Mogelpackung und bringt grosse Unsicherheit für unsere lebenswichtige Energie und Stromversorgung. Es wird uns vorgegaukelt, mit mehr Import, etwas sparen, isolieren, Wind und Sonne, sei es geritzt. Dabei ist Deutschland ein eklatantes Beispiel dafür, dass diese Rechnung nicht aufgeht, praktisch jedes kW 'erneuerbare' Leistung Reservekraft braucht. Die erforderliche Transport- und Speicherinfrastruktur hat man vernachlässigt und wird noch kosten. Dass die Deutschen mit 30 € cents heute schon fast 50 % mehr als der CH-Durchschnitt für die kWh bezahlen ist Beweis für den Unsinn 'Sonne, Wind schicken keine Rechnung'. Wem CO2 wichtig ist, Deutschland wird das Paris Abkommen nicht respektieren. Am schlimmsten aber ist die sträfliche Fahrlässigkeit unserer Elite, die uns verkauft, wir könnten importieren, wenn Frankreich, Deutschland, die EU am Anschlag sind. Wir brauchen eine Energie-Kriegsvorsorge, ein Notfallplan, zum Beispiel direkte Gas Kontrakte mit Norwegen, und entsprechende eigene LNG Schiffe, auch auf dem Rhein, die gibts schon, und Lagertanks oder Kavernen - organisiert wie die Getreideversorgung im 2. Weltkrieg. Wer denkt, das sei überspitzt, hat keine Ahnung wenn es dann ums wirklich Lebendige geht, in unseren Nachbarländern, dass sie ihre Bevölkerung frieren lassen, weil man Strom exportiert, in die reiche Schweiz!

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