Die Versuche fanden im Rahmen des EU-Projektes Factor (Full Aerothermal Combustor-Turbine interactiOns Research) statt, das einen bedeutenden Erkenntnisgewinn für die Auslegung von Flugzeugturbinen anstrebt. Turbinen sind das Kernstück von Flugzeugtriebwerken. Wenn es gelingt, ihr Design zu verbessern, verbessern sich damit auch die Eigenschaften der Triebwerke entscheidend.
Zusammenspiel
Das Projekt Factor untersucht das komplexe Zusammenspiel zwischen der Kühlung, der Umströmung und der Vermischung der Luft innerhalb von Flugzeugturbinen. Ziel ist es, insbesondere den Einfluss der real bis zu 1700 Grad Celsius heissen Brennkammerausströmung auf die Funktion der Turbine zu untersuchen und besser zu verstehen. "Dabei wenden wir unter erträglicheren Temperaturen und Drücken im Prüfstand hochgenaue Messverfahren an, die für den Einsatz in einem realen Triebwerk nicht geeignet sind. Im Ergebnis sollen nicht nur Treibstoffverbrauch und Schadstoffausstoss verringert, sondern auch die Lebensdauer und Wartungskosten der Turbinenteile verbessert werden", sagt Alexander Krumme vom DLR-Institut für Antriebstechnik in Göttingen.
Heisse Gase und turbulente Strömung
Die Schnittstelle von Brennkammer und Turbine stellt die Triebwerkshersteller vor grosse Herausforderungen: Neben den sehr heissen Gasen treten dort auch extrem turbulente Luftströmungen auf. Diese Komponenten konnten bislang nur getrennt, jedoch nicht gemeinsam, realistisch untersucht werden. Dies ist aber mit der neuen Anlage Next-Generation Turbine (NG-Turb) im DLR Göttingen möglich, in der die Versuche durchgeführt wurden. "Die Innovation in Factor auf dem NG-Turb ist die Verwendung eines Brennkammersimulators in der Zuströmung der Turbine kombiniert mit verschiedenen pneumatischen und optischen Messtechniken unter Verwendung von Laser- und Infrarotlicht", erläutert Krumme.
Für Flugzeuge und Kraftwerke geeignet
Der Turbinenprüfstand NG-Turb zählt zu den international leistungsstärksten Testeinrichtungen für Flugzeugturbinen. Der Prüfstand ist in der Lage, die Turbinen moderner Flugzeuge vom Geschäftsflieger bis zum A380-Grossflugzeug detailgenau zu untersuchen. Ziel ist die Entwicklung umweltfreundlicher und kostengünstiger Flugzeugtriebwerke. Aber auch Turbinen von Kraftwerken können erforscht werden. Ausgezeichnet wird der Prüfstand unter anderem durch die Luftmenge, die durch die Turbine strömen kann, der sogenannte Massen- oder Volumenstrom. Dieser fällt mit bis zu 10 kg/s sehr hoch aus und nimmt damit eine Spitzenposition ein. Zudem ist das Druckverhältnis der zugehörigen Verdichterstation höher als in fast allen vergleichbaren modernen Anlagen.
Internationale Partner
Zu den am EU-Projekt FACTOR beteiligten Partnern zählen unter anderem Rolls-Royce, Siemens, MTU, ONERA, GE-Avio sowie die Universitäten Oxford und Cambridge.
Text: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
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