Das Team von Green Hydrogen Technology. Das Unternehmen hat die Weichen für weiteres Wachstum gestellt: Aus der derzeitigen GmbH wird zum 1.1.2022 eine Aktiengesellschaft. ©Bild: Green Hydrogen Technology

Green Hydrogen Technology: Augsburger Start-up verwandelt Abfall in grünen Wasserstoff

(ee-news.ch) Das 2020 gegründete Unternehmen Green Hydrogen Technology hat ein Verfahren entwickelt, um aus Abfallstoffen wie Klärschlamm und Plastikmüll grünen Wasserstoff herzustellen. Nach Abschluss der Entwicklungsphase erprobt Green Hydrogen Technology die Technologie jetzt in der Praxis: Im November beginnt der Bau der entsprechenden Versuchsanlage. Ende 2022 soll der Versuchsbetrieb abgeschlossen sein.


Als ‚grün‘ wird Wasserstoff bezeichnet, der ohne Einsatz fossiler Energieträger klimaneutral gewonnen wird. Ziel der Unternehmensgründer ist es, das Herstellungsverfahren nach der jetzt anstehenden Erprobungsphase an Kommunen und Industriebetriebe zu vermarkten.

Baustart einer Versuchsanlage im November
Das Verfahren umfasst zwei Stufen: In Stufe 1 des Prozesses werden Ausgangsstoffe, z. B. Klärschlamm, in Heissgas umgewandelt, in Stufe 2 wird aus diesem Gas und Plastikmüll gasförmiger Wasserstoff gewonnen. Stufe 2 kann auch eigenständig betreiben werden und an bestehende Biogas-Anlagen angedockt werden. Diese Stufe 2 wird jetzt in der Praxis erprobt: Nächster Schritt auf dem Weg zur Serienreife ist der Bau der Versuchsanlage im österreichischen Leoben. Das Giessen der Beton-Bodenplatte im November markiert den Baubeginn, im Mai 2022 sollen Bau- und Einrichtung der 12 Meter hohen Anlage mit einer Gesamtfläche von etwa 150 Quadratmetern abgeschlossen sein. Im Juni 2022 soll die Versuchsanlage erstmals Wasserstoff aus Plastikmüll erzeugen. Errichtet wird die Anlage durch Spezialisten der Firma R&R Beth aus dem thüringischen Bad Lobenstein.

Interessant für Biogasanlagen-Betreiber
Sobald der TÜV die Zusammensetzung des gewonnenen Wasserstoffs zertifiziert haben wird, will Green Hydrogen Technology in die Vermarktung von Stufe-2-Anlagen gehen und insbesondere Kommunen und Industrie ansprechen. Parallel soll dann auch die Praxis-Erprobung der Stufe 1 vorangetrieben werden. Besonders interessant ist die Technologie für Kunden, die bereits eine Biogasanlage betreiben oder Zugang zu Biogas haben, denn sie benötigen nur die Stufe 2 der Anlage von Green Hydrogen. Statt des Heissgases aus Klärschlamm wird in diesem Fall das Biogas als Ausgangsstoff verwendet.

Die bisherigen Entwicklungskosten für das Verfahren wurden vom Unternehmen selbst privat finanziert. Das Geschäftsmodell von Green Hydrogen Technology sieht vor, dass das Unternehmen entweder Co-Betreiber der Anlagen wird oder Lizenzen zur Nutzung der patentierten Technologie an Firmen oder Gemeinden als alleinige Betreiber vergibt.

Neuaufstellung des Unternehmens als Aktiengesellschaft
Mit dem Abschluss der technischen Entwicklung stellt das junge Unternehmen zugleich die Weichen für das weitere Wachstum: Zum 1.1.2022 wird aus der Green Hydrogen Technology GmbH die Green Hydrogen Technology AG, ein Signal in Richtung künftiger Kapitalgeber. Dieser Schritt schaffe auch gute Voraussetzungen für Kooperationen, bevor mit der Vermarktung der Anlagen begonnen werden soll.

Verfahren soll Wasserstofferzeugung grüner und günstiger machen
"Anders als bei der Elektrolyse, mit der man durch Einsatz von elektrischer Energie Wasser in seine Bestandteile zerlegt und so Wasserstoff gewinnt, setzen wir auf ein Heissgasverfahren", erklärt Nadja Rondhame, Verfahrensingenieurin bei Green Hydrogen Technology. "Damit erzielen wir gegenüber der Elektrolyse einen deutlich höheren Wirkungsgrad und Output. Gleichzeitig sind wir CO2-neutral, was von der Elektrolyse aufgrund des oftmals eingesetzten Strommixes nicht immer behauptet werden kann."

In Stufe 1 des neuen Verfahrens werden die Ausgangsstoffe mit Hilfe von reinem Sauerstoff sehr hohen Temperaturen ausgesetzt, sodass Heissgas entsteht. Aus diesem Gas wird dann in Stufe 2 gasförmiger Wasserstoff gewonnen, indem aufgeschmolzener Kunststoff in das Heissgas injiziert wird. Durch Zugabe von Wasser entsteht Wassergas, das wiederum durch einen zweistufigen Katalysatorvorgang Sauergas gewonnen wird, welches volumenmässig schon ca. 40 Prozent Wasserstoff enthält. In einem weiteren Schritt wird hochreiner Wasserstoff daraus gewonnen. Das CO2 kann aufgefangen und als technisches Gas abgeschieden weiterverwertet werden. Bei dem Prozess fallen – anders als bei der Verbrennung von Abfallstoffen – keine Giftstoffe wie Dioxine an. Anfallende Schwermetalle fallen in wiederverwertbarer Form an. Das gesamte Verfahren hat sich Green Hydrogen HT durch Patente und Patentanmeldungen schützen lassen.

Text: ee-news.ch, Quelle: Green Hydrogen Technology

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