Das Tool von Agora Energiewende visualisiert auf Basis öffentlich zugänglicher Geodaten auf der Deutschlandkarte Flächen, die potenziell für PV-Freiflächen- und Windenergie geeignet sind. ©Bild: Agora

Windkraftausbau braucht Flächen und Versöhnung mit Artenschutz: Neues Tool von Agora zeigt, wie es geht

(PM) Um die Klimaziele zu erreichen, muss Deutschland zwei Prozent seiner Landesfläche für Windenergie nutzen. Doch Konflikte bei der Standortauswahl für neue Windräder und beim Artenschutz erschweren den Ausbau. Agora Energiewende zeigt mit einem Online-Tool, wo die grössten Flächenpotenziale liegen und stellt in einer Analyse Wege vor, Windenergie und Artenschutz besser zu vereinbaren.


Damit 2030 gut ein Drittel des Stroms in Deutschland aus Windkraft an Land stammen, braucht es dringend mehr Flächen für den Bau neuer Windräder. Das Potenzial ist vorhanden, doch vielerorts behindern pauschale Abstandskriterien zu Siedlungen sowie der grundsätzliche Ausschluss von Wald- oder Landschaftsschutzgebieten den Ausbau. Um das Ziel eines klimaneutralen Deutschlands zu erreichen, werden jedoch zwei Prozent der Landesfläche für Windkraftanlagen benötigt – doppelt so viel wie heute genutzt wird. Doch wo sind die Potenziale in Deutschland am grössten? Mit einem neuen Online-Tool, das im Auftrag von Agora Energiewende vom Reiner Lemoine Institut entwickelt wurde, lassen sich geeignete Flächen für den im Rahmen der Klimaziele benötigten Ausbau der Windenergie an Land identifizieren. Zugleich kann das Tool mögliche Standorte für Photovoltaik-Freiflächenanlagen ermitteln, für die künftig knapp ein Prozent der Bundesfläche benötigt werden. Auf diese Weise lässt sich der erforderliche Ausbau von PV-Freiflächen- und Windenergieanlagen an Land für eine klimaneutrale Stromversorgung visualisieren.

Unterschiedliche Interessen in Einklang bringen
„Für einen zügigen Ausbau erneuerbarer Energien müssen die Klimaschutzziele mit den Interessen von Anwohnenden sowie mit dem Natur-, Landschafts- und Artenschutz in Einklang gebracht werden“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Dieser Ausgleich kann gelingen, wenn die Bundesländer mit Entscheider:innen vor Ort geeignete Standorte ermitteln, statt mit pauschalen Ausschlusskriterien den Ausbau zu blockieren. Unser neues Online-Tool soll hierfür als Diskussionsgrundlage dienen.“

Das Tool visualisiert auf Basis öffentlich zugänglicher Geodaten auf der Deutschlandkarte Flächen, die potenziell für PV-Freiflächen- und Windenergie geeignet sind. Beispielsweise können Nutzerinnen und Nutzer die Abstände von Windkraftanlagen zu Siedlungen variieren. So wird sichtbar, welche Potenzialflächen durch die Aufhebung pauschaler Mindestabstände verfügbar werden. Ebenso kann die teilweise Nutzung von Waldflächen sowie von Landschaftsschutzgebieten ausgewählt werden – diese Gebiete bergen überall dort ungenutztes Standortpotenzial, wo keine ökologischen Kriterien berührt werden. Die Einstellungen können separat für jedes Bundesland vorgenommen und die ausgewiesenen Flächen bis auf Gemeindeebene dargestellt werden. Ob ein Gebiet tatsächlich geeignet ist, erfordert weiterer Prüfung mit Beteiligten vor Ort.

Mehr als genug Platz für Erneuerbare
„Das Tool zeigt: Wir haben mehr als genug Platz für Erneuerbare Energien. Die Verdreifachung des Erneuerbaren-Ausbaus für ein klimaneutrales Deutschland ist daher keine Flächenfrage, sondern vor allem eine Frage des politischen Willens“, sagt Graichen. „Wir brauchen daher eine differenzierte Betrachtung geeigneter Standorte.“

Scheinkonflikt
Neben der Ausweisung geeigneter Flächen stellt der Artenschutz eine Herausforderung für den Ausbau der Windkraft an Land dar. Immer wieder verzögern Klagen gegen Windenergieprojekte deren Bau oder Inbetriebnahme. Eines der häufigsten Klagemotive ist die Sorge um durch Windenergieanlagen in ihrem Bestand gefährdete Vogelarten. „Der Zielkonflikt zwischen Windenergie und Artenschutz ist in Wirklichkeit ein Scheinkonflikt“, sagt Agora-Direktor Graichen. „Denn alle Beteiligten wissen, dass die Klimakrise der grösste denkbare Angriff auf den Artenschutz in Deutschland ist. Deshalb müssen wir schnelle, konstruktive und dauerhafte Lösungen finden, wie der Ausbau der Windkraft und der Schutz der Vogelpopulationen gemeinsam erreicht werden können.“ Der dauerhafte Schutz gefährdeter Vögel müsse daher statt standortbezogener Einzelfallprüfungen stärker auf einen flächenbasierten Populationsschutz ausgerichtet werden. In einer Analyse bewertet Agora Energiewende die zur Versöhnung von Windenergie und Vogelschutz vorliegenden Konzepte und gibt Handlungsvorschläge, die in den ersten 100 Tagen von der neuen Bundesregierung auf den Weg gebracht werden können.

PV- und Windflächenrechner
Der PV- und Windflächenrechner ist zur freien Verwendung verfügbar. Der Rechner wurde vom Reiner Lemoine Institut im Auftrag von Agora Energiewende erstellt und die Entwicklung von der Reiner Lemoine Stiftung unterstützt. Neben dem Tool stehen eine ausführliche Dokumentation und ein Tutorial bereit.

Windenergie und Artenschutz
Die 33-seitige Analyse ‚Windenergie und Artenschutz – Wege nach vorn‘ betrachtet diverse Vorschläge sowie ein Rechtsgutachten der Kanzlei RA Günther zur Vereinbarkeit von Windenergie und Artenschutz.

PV- und Windflächenrechner von Agora Energiewende >>

Analyse von Agora Energiewende: Windenergie und Artenschutz – Wege nach vorn >>

Text: Agora Energiewende

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1 Kommentare

Max Blatter

Wieder mal eine irreführende Schlagzeile! Meine erste Reaktion war denn auch: Wie soll ein Online-Tool zum Artenschutz beitragen? – Liest man weiter, zeigt sich: Das Online-Tool bezieht sich nur auf die Flächenpotenziale; mit dem Artenschutz befasst sich eine zusätzliche "Anlayse". Schon besser!

Eine Versöhnung von Windkraftausbau und Artenschutz kann nur durch konstruktive Gespräche und Aufeinanderzugehen beider Seiten erfolgen. In Deutschland scheint die dazu nötige Offenheit beidseits vorhanden zu sein (wie mir z.B. die Artenschützerin Hannah Emde in einer persönlichen E-Mail bestätigte); in der Schweiz harzt es nach meiner Wahrnehmung auf der Seite des Naturschutzes manchmal noch ganz gewaltig. Das darf nicht sein!

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