Zwei lediglich 25 km lange Seekabel mit einer Leistung von je ca. 200 Megawatt (MW) zwischen den Umspannplattformen Baltic 2 und Kriegers Flak verknüpfen die beiden Netzanbindungssysteme. ©Bild: 50Hertz

50Hertz und Energinet: Weihen weltweit ersten hybriden Interkonnektor ein

(ee-news.ch) Der deutsche Übertragungsnetzbetreiber50Hertz und der dänische Netzbetreiber Energinet haben gemeinsam den ersten hybriden Offshore Interkonnektor eingeweiht, in den sowohl deutsche wie dänische Offshore-Windparks integriert sind. Die Combined Grid Solution (CGS) verbindet zwei Umspannplattformen in der Ostsee sowohl miteinander als auch mit den bestehenden Landverbindungen der Offshore-Windparks. Dadurch kann die CGS Offshore-Windstrom nach Dänemark oder nach Deutschland leiten und zusätzlich für den grenzüberschreitenden Stromhandel genutzt werden.


Die CGS ist eine technische Innovation, die Vorbildcharakter für zukünftige Stromnetze im Offshore-Bereich hat. Die von 50Hertz betriebenen Netzanbindungen der Windparks Baltic 1 und Baltic 2 (Deutschland) sowie die Netzanbindung (Energinet/Dänemark) zu dem derzeit in Bau befindlichen Windpark Kriegers Flak werden mitgenutzt. Zwei lediglich 25 km lange Seekabel mit einer Leistung von je ca. 200 Megawatt (MW) zwischen den Umspannplattformen Baltic 2 und Kriegers Flak verknüpfen die beiden Netzanbindungssysteme. So entsteht diese erste Stromverbindung zwischen zwei Ländern, die sowohl Offshore-Windstrom an Land transportiert als auch Kapazitäten für den Stromhandel bereitstellt. Die Kosten für das deutsch-dänische Gemeinschaftsprojekt mit EU-Beteiligung belaufen sich auf rund 300 Mio. Euro.

Doppel-Konverter erforderlich
Weil die Übertragungsnetze Ost-Dänemarks und Deutschlands nicht synchron arbeiten, war für diesen Interkonnektor die Errichtung eines Doppel-Konverters (Back-to-Back-Converter) am Umspannwerk Bentwisch bei Rostock erforderlich. Darin wird der ankommende Wechselstrom in Gleichstrom und sofort wieder in Wechselstrom gewandelt. Nur so kann er problemlos von Dänemark nach Deutschland und umgekehrt von Deutschland nach Dänemark fliessen.

Auch auf dänischer Seite hat das Projekt eine zentrale Bedeutung für die angestrebte Klimaneutralität des Landes. Der eingebundene Windpark Kriegers Flak (siehe ee-news.ch vom 20.5.20 >> und ee-news.ch vom10.11.16 >>) soll nach seiner geplanten Inbetriebnahme 2021 rund 600‘000 Haushalte in der Region Seeland mit Strom versorgen. Er hat eine Leistung von 600 MW und wird damit der grösste Windpark Dänemarks sein. In Kombination mit der CGS und ihrer Bedeutung für den Stromhandel mit Kontinentaleuropa entstehen dadurch auch für Dänemark Vorteile.

Hybridtechnologie für den European Green Deal
Die Elia Group, zu der 50Hertz gehört, hält Hybrid-Verbindungen für notwendig, um die Ziele des European Green Deal zu erreichen. In Anbetracht des enormen Strombedarfs, der für die Dekarbonisierung unserer Gesellschaften notwendig ist, müsse Europa alle Potenziale zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ausschöpfen und teilweise weit vor den Küsten der Mitgliedstaaten diesen Strom ernten. „Die Hybridtechnologie ist eine effiziente Investition. Wenn kein Wind weht, kann das Kabel als Verbindungsleitung genutzt werden. Auf diese Weise steht die Combined Grid Solution flexibel zwei Energiemärkten zur Verfügung und sie ermöglicht den Zugang zu erneuerbaren Energien zu niedrigsten Kosten. Dies ist gerade für energieintensive Industrien von entscheidender Bedeutung“, so Chris Peeters, CEO der Elia Group

Hard- als auch Software-Komponenten
Die CGS besteht sowohl aus Hard- als auch Software-Komponenten. Als ‚Gehirn‘ der Anlage fungiert der mit Partnern entwickelte MIO (Master Controller for Interconnector Operation). Diese digitale Steuerungseinheit, die im Control Center von 50Hertz in Neuenhagen bei Berlin angesiedelt ist, muss sowohl die Anforderungen des Strommarktes als auch die von den Windverhältnissen auf der Ostsee abhängige Stromproduktion miteinander in Einklang bringen. Wichtigste Aufgabe des MIO ist es, den Interkonnektor optimal auszunutzen und gleichzeitig eine Überlastung der Leitung sowie der Betriebsmittel im Umspannwerk zu vermeiden. Dabei steuert der MIO den marktbasierten Stromaustausch zwischen Dänemark und Deutschland nicht allein auf der Basis von Prognosen, er muss auch bei physikalischen Abweichungen in Echtzeit für die erforderliche Spannungshaltung und das Gleichgewicht im System sorgen. Dafür kann der MIO sowohl auf den Doppel-Konverter in Bentwisch als auch auf die deutschen Windparks Baltic 1 und Baltic 2 zurückgreifen – und zukünftig auch auf den dann verbundenen dänischen Windpark Kriegers Flak.

Der Doppel-Konverter erfüllt darüber hinaus eine wichtige Funktion für die Netzstabilität, damit immer mehr Erneuerbare Energien sicher in das Gesamtsystem integriert werden können. Für den Stromtransport über Leitungen mit Wechselstrom ist neben der Wirkleistung auch sogenannte Blindleistung zur Spannungshaltung erforderlich. Diese Blindleistung wird bisher vorwiegend von konventionellen Kraftwerken erbracht. Der Doppel-Konverter ist in der Lage, einen Teil der notwendigen Blindleistungskompensation für den nordöstlichen Teil des 50Hertz-Netzgebietes zu erbringen.

Text: ee-news.ch, Quelle: 50Hertz

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