150 Teilnehmenden debattierten über den Stellenwert von fossilem Erdgas und erneuerbarem Gas. Bild: SES

SES: Angesicht starker Zunahme von Erdgasverbrauch Diskussion zum Erdgasausstieg dringend nötig

(SES) An der SES-Veranstaltung «Zukunft der Gasversorgung» diskutierten gestern vier Experten vor über 150 Teilnehmenden über den Stellenwert von fossilem Erdgas und erneuerbarem Gas im zukünftigen Energiemix. Dabei traten unterschiedliche Vorstellungen zur Rolle von Gas bei der Energiewende zu Tage. Für die SES ist klar, dass der für die Klimaziele von Paris unerlässliche Ausstieg aus fossilem Erdgas rasch vorangetrieben werden muss.


An der Veranstaltung wurde der oft zu unrecht vernachlässigte Stellenwert von Gas aufgezeigt: Erdgas ist in der Schweiz der drittwichtigste Energieträger und wird hauptsächlich zur Wärmeerzeugung in Haushalten und Industrie genutzt. 2017 lag der Erdgaskonsum in der Schweiz bei 33 TWh, was einem Anteil von 14% am Endenergieverbrauch entsprach (1976 lag der Anteil noch bei 1,6%). Ebenso wie beim Erdöl ist die Schweiz auch beim Erdgas vollständig von Importen einiger weniger grossen Gaslieferanten abhängig. Erdgas strömt aus Russland, Nordafrika und der Nordsee durch Pipelines zu den Konsumenten in Europa. Es wird auch als Flüssiggas mit LNG-Tankern an den europäischen Küsten angeliefert.

Rolle von Gas für die Energiezukunft der Schweiz
Auf dem Podium wurde die Frage diskutiert, ob Gas Problem oder Lösung im Energiemix der Zukunft sei. «Die Technologien, um Gas beim Heizen zu ersetzen, sind vorhanden», erläuterte Christian Schaffner vom Energy Science Center der ETH. Diverse Stromszenarien, auch vom Bundesamt für Energie (BFE), nutzen aber mittelfristig Erdgas, um den Übergang zu erneuerbaren Energien zu überbrücken. Matthias Gysler, Chefökonom beim BFE: «Das BFE betrachtet Erdgas als Brückentechnologie für den Umbau der Energiesysteme». Die gut ausgebauten Netze könnten eine wichtige Rolle bei der Verteilung spielen.

Hans-Christian Angele, Mitglied der Geschäftsleitung beim VSG ist überzeugt, dass dank dem Potenzial von Biogas und erneuerbarem Gas aus dem Power-to-Gas-Verfahren «bis 2030 ein Anteil von 30% erneuerbarer Gase möglich sein wird.» Thomas Vellacott, CEO von WWF Schweiz, stellte diese Aussage in Frage: «Das Potenzial für naturverträgliches Biogas und Power-to-Gas ist relevant, aber es ist klar begrenzt.» Es müssten heroische Annahmen getroffen werden, um alles heute abgesetzte Erdgas zu ersetzen. Der Pariser Klimavertrag verlange, die Verbrennung von fossilem Erdgas in der Schweiz in gut 20 Jahren nahezu vollständig einzustellen.

SES-Position zur Zukunft der Gasversorgung
Die Veranstaltung kam zum richtigen Zeitpunkt. Die Umsetzung des Paris-Abkommens wird im Parlament aktuell im Rahmen der Revision des CO2-Gesetzes diskutiert. Und 2019 steht die Revision des Gasversorgungsgesetzes bevor. Die SES ist überzeugt: Der Absatz gasförmiger Energieträger in der Schweiz muss innerhalb weniger Jahrzehnte massiv zurückgehen.

Vor diesem Hintergrund fordert die SES von allen beteiligten Entscheidungsträgern eine ernsthafte Diskussion zum Erdgasausstieg inklusive den Konsequenzen für das existierende Gasnetz.

Referate des Anlasses >>

Text: Schweizerische Energie-Stiftung

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1 Kommentare

Max Blatter

"Das Potenzial für naturverträgliches Biogas und Power-to-Gas ist relevant, aber es ist klar begrenzt"? Wie kommt der WWF-CEO zu dieser Aussage? Klar, jedes Energiepotenzial ist begrenzt; im Falle des Biogases ist diese Begrenzung auch relevant. Aber bei Power-to-Gas? Basierend auf Fotovoltaik mit ihrem immensen und inzwischen ja auch kostengünstig nutzbaren Energiepotenzial? Vor dem Hintergrund, dass Erdgas keine 12% des Schweizerischen Energieinsatzes ausmacht (Stand 2017), halte ich die Aussage des Herrn Angele vom VSG für weit realistischer als diejenige des Herrn Vellacott vom WWF (zumal letztere ja nicht einmal quantifiziert ist). - Konzentrieren wir uns erst mal auf den beschlossenen Nuklearausstieg und auf den Ersatz der flüssigen fossilen Brenn- und Treibstoffe, die in Sachen CO2-Ausstoß bei weitem dominieren!

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