Ölproduktion im Golf. Bild: ZWG

Der Verlauf der iranischen Förderung (Rohölproduktion Irans, in Mio. Fass pro Tag). Grafik: cke

Jährliche Rohölproduktion 1994 bis August 2018. Grafik: eia

ASPO Schweiz: In wie weit ist der Nahe Osten immer noch das Zentrum der Erdölförderung?

(©WS) Den grossen Erdölförderländern des Nahen Ostens und somit der OPEC wird seit einigen Jahren prophezeit, dass sie in naher Zukunft ihre Dominanz auf den Erdölmärkten gänzlich verlieren werden. Doch sowohl bezüglich der weltweiten Reserven mit einem Anteil von 55% und der Förderung mit einem Anteil von 40% sind die OPEC-Staaten immer noch matchentscheidend. Saudi-Arabien allein ist zum Beispiel immer noch in der Lage, die Erdölpreise weltweit zu beeinflussen.


Die reinen Zahlen sprechen gegen diese Prognose, dass die OPEC ihren Einfluss verliert, denn die sechs Förderländer am Persischen Golf und Libyen halten zusammen über 55 % der weltweit nachgewiesenen Erdölreserven, den grössten Teil davon in konventionellen Lagerstätten. Diese Reserven können zu tieferen Grenzkosten und günstigerem Erntefaktor gefördert werden als Reserven, die mittels Fracking (USA) gehoben werden müssen, oder Reserven in der Tiefsee (Golf von Mexiko, vor Brasilien) beziehungsweise in den arktischen Regionen (Russland, Kanada). Andererseits hindern die vielen Konfliktherde wie politische Spannungen und Kriege den Nahen Osten daran, seine Vormachtstellung im Bereich der Erdölressourcen voll ausspielen zu können.

Naher Osten immer noch wichtigster Erdöllieferant
Auch bei der Förderung von Erdöl bleiben die sechs Staaten am Persischen Golf zusammen mit Libyen die wichtigsten Lieferanten und liefern gegen 40 % des Weltbedarfs an Rohöl.

Saudi-Arabien nach wie vor wichtigster Swing Producer
Seitdem die USA mit dem Schieferölboom bei den Fördermengen zu Saudi-Arabien und Russland aufgeschlossen haben, wird immer wieder behauptet, dass die OPEC und Saudi-Arabien ihren Einfluss auf den weltweiten Erdölmärkten eingebüsst hätten. Dabei wird kaum erwähnt, dass es Saudi-Arabien war, das durch die Erhöhung der Fördermengen den Einbruch des Erdölpreises 2014/2015 provoziert hatte, um eben das US-Schieferöl in Bedrängnis zu bringen. Dies hatte zur Folge, dass die Erdölförderung mittels Fracking in den USA um über eine Million Fass pro Tag zurückging. Ausserdem waren es die OPEC und Saudi-Arabien, die in Zusammenarbeit mit Russland durch gezielte Förderreduktionen eine Erholung des Erdölpreises erreichten. Dabei haben die beiden grössten Erdölförderländer Russland und Saudi-Arabien diese gemeinsame Strategie trotz unterschiedlicher Positionen im Syrienkonflikt und in den Beziehungen zum Iran durchgesetzt. Dies war umso erstaunlicher, da Saudi-Arabien im Anti-Fracking-Krieg gegen die USA an tiefen Erdölpreisen interessiert war, während Russland zur Devisenbeschaffung eher hohe Preise suchte.

Es stimmt zwar, dass die Fördermethode mittels Fracking (USA) sehr viel schneller, nämlich innerhalb weniger Monate, zusätzliche Förderkapazitäten bereitstellen kann, als es bei grossen konventionellen Erdölfeldern möglich wäre. Hier können zwischen den Prospektionsbohrungen und der ersten Förderung von Erdöl mehrere Jahre vergehen. Die Förderquoten bei Fracking-Bohrlöchern nehmen jedoch schon nach ein bis zwei Jahren um über 50 % ab und müssen daher entweder ersetzt oder nachgerüstet werden, was neues Investitionskapital erfordert. Fracking ist daher auf konstant hohe Erdölpreise angewiesen, kann aber mit Stilllegungen flexibler auf Preiseinbrüche reagieren und bei einer Preiserholung die Förderung wieder schnell hochfahren. Die Frackingindustrie in den USA reagiert zwar schnell auf Preisschwankungen, aber den Erdölpreis steuern kann sie noch nicht. Da ist immer noch Saudi-Arabien am Drücker, mit seinen konventionellen Erdölreserven.

Geostrategische Lage im Nahen Osten nach dem zweiten Weltkrieg und Einfluss der USA
Nach dem zweiten Weltkrieg übernehmen die USA von Grossbritannien und Frankreich die Rolle der Hegemonialmacht im Nahen Osten. Ein Schlüsselelement in der Nahost-Politik der USA waren die Beziehungen zu Saudi-Arabien, sie sollten den Schutz vor dem Sowjetkommunismus sicherstellen und die Erdölpreise stabil halten. 1950 einigten sich Saudi-Arabien und die damalige Ölfördergesellschaft Aramco auf eine Fifty-Fifty-Aufteilung der Erlöse aus der Erdölförderung.

Die iranische Regierung wollte nach 40 Jahren britischer Dominanz ebenfalls eine Übereinkunft mit dem Konzessionsinhaber British Petroleum hinsichtlich der Gewinnbeteiligung erreichen. Damals erhielt Iran von British Petroleum nämlich nur gerade 10 % der Gewinne. Nach dem Scheitern des Vorhabens verstaatlichte der Iran die Ölindustrie, worauf amerikanischen und britischen Geheimdiensten 1953 mit einem Militärputsch die demokratische gewählte Regierung im Iran absetzte.

Auch die Rivalität zwischen den beiden Regionalmächten, dem schiitischen Iran und dem sunnitischen Saudi-Arabien spielte eine entscheidende Rolle in der geostrategischen Gemengelage des Nahen Ostens nach dem zweiten Weltkrieg. Und sie spielt es noch bis heute. Zudem liegen alle grossen Erdölvorkommen genau auf der Schnittstelle der beiden muslimischen Gemeinschaften.

Militärische Auseinandersetzungen
Sowohl im Iran-Irak-Krieg der 1980er Jahre als auch im Kuwait-Krieg 1991 gab es eine gewichtige Erdöl-Komponente. Die USA spielten in beiden Fällen eine entscheidende Rolle, im ersten Fall auf der Seite des Irak, 1991 dann als Gegner des Irak. Die heutige geostrategische Situation geht allerdings auf die Zeit um den US-Einmarsch in den Irak 2003 zurück. Nach offizieller US-Darstellung war die Militärintervention notwendig, um den Irak daran zu hindern, Massenvernichtungswaffen zu entwickeln sowie um gegen Al-Qaida vorzugehen. Wie sich später herausstellen sollte, waren sowohl die chemischen als auch die nuklearen Waffen von der UNO 1991 nach dem Kuwait-Konflikt zerstört oder neutralisiert worden. Und islamistische Gruppierungen, die Al-Qaida nahestanden, gab es nur im kurdischen Nordirak, in der Flugverbotszone, und nicht im von Saddam Hussein kontrollierten Teil des Irak.

Immer wieder Erdöl
Dagegen spielte auch in diesen Kriegen das Erdöl eine wichtige Rolle. Eine neokonservative Gruppe um den späteren Vize-Präsidenten Dick Cheney machte sich Sorgen um die irakische Erdölindustrie, die stark unter den Sanktionen litt. Unter dem UNO-Programm Food for Oil durften nur limitiert Güter zum Unterhalt der Ölförderanlagen eingeführt werden. Dick Cheney, in der US-Erdölindustrie (Halliburton) tätig, wusste nur zu gut, dass ungenügend gewartete und nachgerüstete Förderanlagen die Kapazitäten der Ölfelder irreversibel schädigen könnten. Und der Irak hatte und hat weltweit die fünftgrössten nachgewiesenen Reserven. Die Sanktionen mussten also auf absehbare Zeit unweigerlich beendet werden. Würde die UNO-Resolution allerdings aufgehoben werden, während Saddam Hussein an der Macht ist, dann würden vor allem Russland (vormals Sowjetunion) und Frankreich davon profitieren, denn sie waren vor dem Kuwait-Krieg die wichtigsten Akteure im Erdölgeschäft des Irak. Die logische Lösung war daher ein ‘Regime Change‘ mit den USA als Schutzmacht für das irakische Erdöl. Wie wichtig den USA dieses Unterfangen war, lässt sich daran erkennen, dass dieses Abenteuer die USA gegen 3 Billionen US$ und über 4‘000 getötete US Soldaten kostete.

Der Islamische Staat
Eine weitere tragische Folge des militärischen Abenteuers der USA im Irak ist der Aufstieg des Islamischen Staates (IS). Schon im Mai 2003, knapp einen Monat nach der Eroberung von Bagdad, entlässt die US-Besatzungsregierung die gesamte irakische Armee, über 400‘000 Mann, ohne jegliche Demobilisation oder Entwaffnung. Keine der grösseren Waffenlager wurden von den Besatzungsmächten gesichert. Grosse Teile der ehemaligen irakischen Armee, allen voran das Offizierskorps, gingen in den Untergrund. 2004 formiert sich der Widerstand gegen die Besatzungsmacht unter der Führung ehemaliger Geheimdienstoffizieren der irakischen Streitkräfte. Ursprünglich nennt sich die Organisation „Al- Qaida im Irak“, ab 2006 Islamischer Staat. Im Kampf gegen die US-Streitkräfte wird der IS auch aus Syrien finanziell und mit Waffen unterstützt. Der IS zahlt diese Unterstützung einige Jahre später nach dem Ausbruch des sogenannte Arabischen Frühlings mit der Beteiligung am Kampf gegen die syrische Regierung zurück.

Zuerst konzentrieren sich die Kämpfe gegen den IS im Irak auf die Region Falluja/Ramadi im Westen von Bagdad. 2014 intensivieren die USA und Grossbritannien die Luftangriffe auf Ziele des IS. Gleichzeitig startet der IS eine Blitzoffensive im Norden des Irak und erobert Mosul, die zweitgrösste Stadt des Irak mit 2.9 Mio. Einwohnern. Mosul wird erst 2017 zurückerobert, unter anderem mit der Hilfe des Iran und der schiitischen Milizen des Irak.

Obwohl der Irak nur langsam zur Normalität zurückfindet und immer noch keine stabile Regierung hat, konnte die Erdölförderung wieder auf ansehnliche 4.5 Mio. Fass pro Tag hochgefahren werden. Die verbleibenden US-Streitkräfte im Land sind zwar nur im Hintergrund tätig, aber unerlässlich für die Sicherheit, insbesondere der der Erdölindustrie.

Arabischer Frühling und seine Konsequenzen
Der sogenannte Arabische Frühling ist nicht ganz so aus dem Nichts entsprungen, wie es oft dargestellt wird. Das US-Aussenministerium unter der Präsidentschaft von Barack Obama hat aktiv und mit beträchtlichen finanziellen Mitteln Demokratisierungsbestrebungen in verschiedenen arabischen Ländern unterstützt. Dabei war der Einsatz von Gewalt zwar nicht vorgesehen, konnte aber auch nicht ausgeschlossen werden.

Während Europa und die USA in Tunesien und Ägypten beim Regime Change nicht direkt eingriffen, beschlossen sie für Libyen eine militärische NATO-Intervention, die durch eine UNO-Resolution legitimiert wurde. Dieser Sinneswandel des Westens kann nur mit der Bedeutung der Erdölreserven und Erdöllieferungen Libyens, die sie für Europa haben, glaubhaft erklärt werden. Die UNO-Resolution erlaubte es nämlich nur, militärische Mittel zum Schutz der Zivilbevölkerung einzusetzen. Die NATO-Operationen zielten jedoch von Anfang an auf einen Regime Change. Sieben Jahre nach dem Sturz von Gaddafi herrschen teilweise immer noch bürgerkriegsähnliche Zustände im Land, und ob die im Dezember vorgesehenen Wahlen Stabilität bringen können, ist zweifelhaft. Europa hat es somit trotz seiner Intervention verfehlt, die Erdöllieferungen aus Libyen dauerhaft zu sichern.

Unerwünschter Nebeneffekt
Ein Nebeneffekt der NATO-Intervention in Libyen war die Aufrüstung islamistischer Gruppierungen in den Sahelstaaten. Die am besten ausgerüstete Elitedivision Gaddafis, hauptsächlich aus Kämpfern der Tuareg bestehend, setzte sich rechtzeitig vor dem Sturz des Regimes mit Sack und Pack in Richtung Mali ab. Da sie das umfangreiche und hochmoderne Waffenarsenal für ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr brauchten, wurde es an den Meistbietenden verkauft. Zu den Käufern gehörten auch Boko Haram aus Nigeria oder Rebellengruppen in Mali. Auch im Süden von Algerien, einem ebenfalls wichtigen Erdölstaat, herrscht seither eine prekäre Stabilität. Selbst Ägypten und Tunesien konnten sich nicht vollständig vor der islamistischen Bedrohung schützen.

Bürgerkrieg in Syrien
In Syrien herrscht seit sieben Jahren Krieg. Auch dieser Konflikt ist aus dem sogenannten Arabischen Frühling hervorgegangen. Ende 2011 wurden die Proteste der syrischen Opposition gewaltsam niedergeschlagen und das Land schlitterte unaufhaltsam in einen sektiererischen Bürgerkrieg. Schon früh waren verschiedene Akteure aus dem Ausland involviert. Die Türkei, Saudi-Arabien und Katar unterstützten die Rebellen mit Waffen, die hauptsächlich aus den USA stammten. Viele dieser Waffen landeten auch in den Händen von islamistischen Gruppierungen, darunter auch der Islamische Staat.

Syrien selber ist zwar kein wichtiges Erdölförderland, es ist aber als Erdöl- und Erdgas-Transitland für die westlichen Industrienationen von Interesse, was als Legitimation für militärische Interventionen ausreichte (siehe auch ASPO Newsletter 109 – Ich bin auch ein Pipelinekrieg).

Die syrische Regierung wird unterstützt durch den Iran und schiitische Milizen aus dem Libanon und dem Irak. 2015 greift auch Russland militärisch auf Seiten der syrischen Regierung ein, vor allem mit der Luftwaffe.

Erheblicher Zündstoff
Die USA haben die Opposition mit Waffenlieferungen unterstützt und sind in Syrien an der Seite der kurdischen Milizen militärisch am Kampf gegen den IS beteiligt. Diese Allianz zwischen den USA und den Kurden im Norden von Syrien birgt erheblichen Zündstoff in den Beziehungen mit dem NATO-Mitglied Türkei, das die Kurden im Südosten der Türkei bekämpft. Ein grosser Teil der westlichen Waffenlieferungen, die als Unterstützung für die syrische Opposition gedacht waren, landete in den Händen von islamistischen, oft terroristischen Gruppierungen, was die US-Position in der Suche nach einer politischen Lösung des Konflikts entscheidend schwächt.

Stellvertreterkrieg im Jemen
Auch der internationalisierte Bürgerkrieg im Jemen ist eine Folge der Unruhen um den sogenannten Arabischen Frühling. Ursprünglich ein Machtkonflikt zwischen Volksgruppen, ist der Bürgerkrieg mit der Militärintervention von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten mit Unterstützung der USA in einen Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran eskaliert. 2015 glaubte Saudi-Arabien, mit ein paar Bomben die Houthi-Rebellen zur Aufgabe zwingen zu können. Drei Jahre später haben wir es im Jemen mit der schlimmsten humanitären Krise zu tun, die die Welt je gesehen hat. Und auch Saudi-Arabien musste mehrere Raketenangriffe über sich ergehen lassen. Die Erdölfelder im Nordosten waren bisher zwar noch nicht Zielscheibe der Angriffe, die Einschläge im Bereich des internationalen Flughafens der Hauptstadt Riad sind jedoch beängstigend.

Die Unruhen und Repressionen in den Siedlungsgebieten der saudischen Schiiten im Nordosten des Landes in der Nähe der Megaölfelder sind Ausdruck des sogenannten Arabischen Frühlings. Ebenso die Spannungen zwischen der schiitischen Bevölkerung und dem sunnitischem Königshaus in Bahrain, die das saudische Militär auf den Plan riefen.

Saudi-Arabien und USA gegen Iran
Aktuell bestimmt die Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Iran um das Atomabkommen die Lage. 2015 unterzeichneten der Iran und die fünf permanenten Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats sowie Deutschland einen Joint Plan of Action, der über die nächsten Jahre die nukleare Abrüstung Irans und eine Normalisierung der Beziehungen herbeiführen sollte. Obwohl der Iran bisher alle Verpflichtungen eingehalten hat, kündigt die Regierung Trump im Mai 2018 den Ausstieg der USA aus dem Abkommen und die Wiedereinführung der Sanktionen an.

Der Iran reichte beim Internationalen Gerichtshof Klage gegen die US-Sanktionen ein und erhielt zum Teil Recht. Daraufhin kündigen die USA den US-Iranischen Freundschaftsvertrag aus den 1950er Jahren, um so von allen völkerrechtlichen Verpflichtungen gegenüber dem Iran befreit zu sein.

Ausgang ungewiss
Die verschärften Sanktionen gegen den Iran traten am 5. November 2018 in Kraft. Kurz zuvor liess der US-Aussenminister durchblicken, dass eines der Ziele der neuen Sanktionen durchaus ein Regime Change sein könnte. Wie der Iran auf diese neuen Provokationen reagieren wird, ob der Iran das Atomabkommen weiterhin einhalten wird und ob der Iran seine Haltung in den regionalen Konflikten ändern wird, all das sind noch offene Fragen. Diese verhärtete Lage wird im Iran unweigerlich zu einer Radikalisierung führen. Die Revolutionsgarden werden an Macht gewinnen.

Wie Europa, von den USA zur Befolgung der Sanktionen genötigt, es bewerkstelligen kann, die Kernpunkte des Atomprogramms zu retten, bleibt vorerst unbeantwortet. Eines ist sicher: Der Erdölpreis wird nicht unbehelligt bleiben.

Schwere Spannungen im Kampf um die Vormachtstellung zwischen den beiden hochgerüsteten Regionalmächten, dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran, haben seit Jahren immer neue Konfliktherde in der Region geschaffen. In den letzten Jahren hat der Iran durch die Unterstützung der alawitischen Regierung in Syrien und der Houthi-Rebellen in Jemen Saudi-Arabien die USA weiter verstimmt. Die USA haben nun Saudi-Arabien gezielt in den Kampf gegen das Atomabkommen mit den Iran eingespannt.

Trübung in Sicht
Die Affäre Khashoggi mit den angedrohten US-Massnahmen und den möglichen saudischen Gegenmassnahmen könnte das einvernehmliche Verhältnis zwischen den USA und dem saudischen Königreich jedoch trüben und die Durchsetzung der Sanktionen gegen den Iran gefährden. In der Geschäftswelt bröckelt allerdings der Wille zum Boykott von Saudi-Arabien. Das Erdölgeld ist zu verlockend. So meinte der CEO der Softbank: „We see a responsibility to invest in Saudi Arabia“.

Der Irak, gerade erst der IS-Umklammerung entronnen und vor einer schwierigen Regierungsbildung, ist zwar auf die Unterstützung des Iran und der schiitischen Milizen angewiesen. Aber trotz der engen Beziehungen zu Teheran hat der Irak angedeutet, sich an die US-Sanktionen gegen den Iran zu halten. Die Regierung ist nach wie vor auf die militärische Unterstützung der USA angewiesen und kann es sich nicht leisten, dass das irakische Erdöl den Zugang zu den westlichen Märkten verliert.

Russland und USA kämpfen um Vorherrschaft
Obwohl die USA militärisch und finanziell noch stark in Afghanistan, Irak, Jemen, Ägypten, Israel/Palästina und Saudi-Arabien involviert sind, schwindet ihr Einfluss auf diplomatischer Ebene zusehends. Im Moment hat Russland eindeutig die Oberhand im Nahen Osten. In regelmässigen Abständen empfängt Putin seine Besucher aus der Region: Netanyahu aus Israel, Mahmud Abbas aus Palästina, Hassan Rohani aus dem Iran, General Chalifa Haftar aus Libyen, Haidar al-Abadi aus dem Irak und Erdogan aus der Türkei. Es ist allerdings nicht anzunehmen, dass Russland seinen Einfluss über Syrien hinaus auszudehnen gedenkt. Eine russische Hegemonie in der Region, wie vormals durch die USA, würde Moskau wohl überfordern. Daher wird Putin eher als Vermittler denn als Vormacht auftreten wollen.

Die Amerikaner waren bisher der stetige Gegenspieler der russischen Nahostdiplomatie. Doch es ist zu bezweifeln, ob es heute noch so ist. Trump kam nach Helsinki, um Putin zu treffen, aber nicht als sein Gegner, sondern um der ganzen Welt seine Stärke vor Augen zu führen. Putin und Russland können so weiter ungestört vermitteln, manövrieren und disponieren.

Schlussfolgerung
Die Erdölreserven werden im Nahen Osten nicht so schnell zu Ende gehen. Ob ein Rückgang der Nachfrage aus Klimaschutzgründen den Förderländern am Persischen Golf ein Schnippchen schlagen wird, ist zu bezweifeln, solange der weltweite Energiekonsum noch zu 80 % mit fossilen Energieträgern gedeckt wird.

Allerdings lassen die politische Lage, die Spannungen und offenen Konflikte berechtigte Zweifel zu, ob das Erdöl aus dem Nahen Osten auch in Zukunft seinen Weg ungehindert und zu noch angemessenen Preisen in die Märkte der westlichen Industrienationen finden wird. Drastische Preisanstiege beim Erdöl könnten dann die Weltwirtschaft in Bedrängnis bringen.

Am Beispiel Iran lässt sich zeigen, wo die wichtigsten Konfliktlinien verlaufen. Irans deklarierte Feinde sind Israel, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA. Unterstützung erhält der Iran von der Regierung Syriens, der libanesischen Hisbollah, den schiitischen Milizen im Irak und Russland. Katar, selber unter Druck von Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, hat sich auf einen „kalten Frieden“ mit dem Iran eingestellt. China duldet das Regime in Teheran.

Sind sich die involvierten Länder der immer noch enormen Bedeutung des Rohstoffs Erdöl bewusst? Kaum vorstellbar, dass sie ihre Konflikte austragen werden, ohne die Erdölwirtschaft zu tangieren…

Buchtipp zum Thema: Crusade and Jihad: The Thousand-Year War between the Muslim World and the Global North von by William R. Polk. Buchbesprechung auf nybooks.com

©Text: Walter Stocker, Präsident ASPO Schweiz

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