50 m2 Kollektoren der Firma Energie Solaire produzieren neben der Gasheizung Wärme fürs Warmwasser und die Heizung.
©Bild: Gian Vaitl

Zur Aufstockung um eine Dachetage beziehungsweise sechs Wohnungen wurden vorfabrizierte Holzelemente wurden. ©Bild: T. Rütti

Im Zuge der Sanierung eines MFH an der Saumackerstrasse wurden grosszügige Balkone geschaffen. Dafür kam druckimprägnierte Buche aus hiesigen Wäldern zum Einsatz. ©Bild: T. Rütti

René Naef von der Firma naef energietechnik: «Aufgabe der rund 50 m2 Sonnenkollektoren ist es, die Abluftwärmepumpe in der Beheizung zu unterstützen». ©Bild: T. Rütti

Architekt Beat Kämpfen: «Eine Herausforderung bestand darin, die erst vor kurzem ersetzten Fenster in die Fassadensanierung nach MINERGIE-P-Standard einzubeziehen.» ©Bild: T. Rütti

Das Gütesiegel «Herkunftszeichen Schweizer Holz» ist quasi der Schweizer Pass für einen der wenigen Rohstoffe, die unser Land hervorbringt. In unserem Fall steht die Auszeichnung für 100% Zürcher Buche. ©Bild: T. Rütti

«Mit der Zeit ist mit Verwindungen und Verkrümmungen des Holzes zu rechnen, die aber nach etwa zwei Jahren einen Gleichgewichtszustand erreichen dürften», so Andreas Burgherr von der Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG. Bild: zVg

«Die Sanierung geschah ganz im Sinne unserer Maxime, wonach möglichst spät und günstig, aber nicht billig erneuert werden soll. Auch soll stets auf Nachhaltigkeit geachtet werden», so Alexandra Banz, Leiterin Projekte PWG. ©Bild: T. Rütti

Gebäudesanierung: Innovative Minergie-P-Aufstockung

(©TR) In nur acht Monaten wurde dank Aufstockung mit vorfabrizierten Holz-Elemente das Mehrfamilienhaus in Zürich-Altstetten saniert und mit sechs Wohnungen im Minergie-P-Standard aufgestockt. Auf dem Dach wurden 50 m2 Sonnenkollektoren von Energie Solaire installiert, die die Heizung und Warmwasseraufbereitung untertützen. Augenfällig sind die neuartigen Balkone aus Buchenholz.


Dass mit der Sanierung des Mehrfamilienhauses an der Saumackerstrasse 76 – 80 in Zürich-Altstetten «einmalige Akzente bei einer Minergie-Sanierung gesetzt wurden», war anlässlich einer öffentlichen Führung vom 14. Juni 2016 im Rahmen der «Energie VorOrt-Veranstaltungsreihe 2016» zu erfahren. Eingeladen dazu hatte das Forum Energie Zürich. «Diese Sanierung ist der Beweis, dass eine ausgezeichnete Architektur und eine nachhaltige Bauweise auch im günstigen Preissegment möglich sind», so Geschäftsführerin Veronika Sutter. Der Einladung waren bemerkenswert viele an Energie-, Ökologie- und Baufragen interessierte Gäste gefolgt. Als Vertreterin der Bauherrschaft war Alexandra Banz (PWG) zugegen. Das Kürzel steht für «Stiftung zur Erhaltung von preisgünstigen Wohn- und Gewerberäumen der Stadt Zürich». «Unsere Stiftung hat die Liegenschaft an der Saumackerstrasse im 2010 erworben und nach einer Strategiestudie saniert. Dies geschah ganz im Sinne unserer Maxime, wonach möglichst spät und günstig, aber nicht billig erneuert werden soll. Auch soll stets auf Nachhaltigkeit geachtet werden», so die Leiterin Projekte. Slogan: «Stiftung PWG – die innovative Projektentwicklerin mit gemeinnützigem Zweck.»

Konzeptlose Teilrenovationen
Vor der Sanierung umfasste das MFH aus den vierziger Jahren 21 Wohnungen. Es war – aus heutiger Sicht – relativ konzeptlos immer mal wieder teilrenoviert worden. So wurden 1995 Küchen und Bäder erneuert. Ersetzt hatte man auch einmal alle Fenster. Unverzichtbar bei der jetzigen Sanierung war beispielsweise der Einbau einer Lüftungsanlage. «Eine Herausforderung bestand darin, die vor kurzem ersetzten Fenster in die Fassadensanierung nach Minergie-P-Standard einzubeziehen. Auch ganz speziell ist, dass die Wohnungen zudem mit neuartigen Balkonen ausgestattet, welche aus hochdruckimprägniertem Buchenholz statt wie üblich aus Nadelholz bestehen», erklärte dipl. Arch. ETH/SIA Beat Kämpfen von der Firma kämpfen für architektur.

Kräftige Verdichtung des Bestandes

«Die Aufstockung in Holzbauweise um ein Geschoss sorgte für eine kräftige Verdichtung des Bestandes. Sechs Wohnungen teilen sich in die neu entstandenen 588 m2 Fläche», so Beat Kämpfen. Die der Fassade vorgesetzte Balkonschicht definiert die Strassenflucht neu. Die Gebäudehülle erreicht nach der Sanierung leistungsmässig den Minergie-P-Standard. Aufgrund einer Gasheizung wurde nur ein einfaches Minergie-Zertifikat vergeben. Auf dem Dach findet sich neu eine thermische Solaranlage - unverglaste Kollektoren der Firma Energie Solaire aus dem Wallis - die allerdings nach Osten und nicht nach Süden ausgerichtet ist.

Spätere
Aufrüstung mittels Photovoltaikanlage denkbar
«Aufgabe der installierten rund 50 m2 Sonnenkollektoren ist es, die Abluftwärmepumpe in der Beheizung zu unterstützen», so René Naef (dipl. El.-Ing. HTL, NDS Energie) von der Firma naef energietechnik. Installiert wurde also ein lediglich schmales Band an unverglasten Sonnenkollektoren, geliefert von der Energie Solaire S.A., Sierre. Laut René Naef bestand «ein Problem darin, dass angesichts der Gasheizung eigentlich eine Sonnenkollektorenfläche von 82 m2 erforderlich gewesen wäre.» Wäre! Bei Sanierungen gibt es in der Regel auch immer Platzprobleme sowie nicht selten ein enger Kostenrahmen, der von der Bauherrschaft vorgegeben wird. Eine Aufrüstung mittels Photovoltaikanlage zu einem späteren Zeitpunkt ist auch laut Architekt Beat Kämpfen denkbar.

Das Balkongeländer darf auch krumm werden
Die kleinen Balkone genügten heutigen Ansprüchen nicht mehr. Zudem wiesen sie einen erheblichen Renovationsbedarf auf. Man entschied sich bei der Sanierung für druckimprägnierte Buche, statt Nadelholz. Die rund 40 m3 des dafür verbauten Holzes stammen aus dem Zürcher Wald, wurden in Stammheim gesägt, in Willisau imprägniert und von einer Obwaldner Holzbaufirma verarbeitet. Das eingesetzte Buchenholz präsentiert sich jetzt schon uneben und ungleichmässig und es wird sich noch weiter verformen.

Mit dem Label «Herkunftszeichen Schweizer Holz» versehen
Mit der Zeit soll ein gestalterisch reizvoll irreguläres Strebenmuster entstehen, was die Funktion nicht einschränken wird. Buche gilt generell als schwierig zu verarbeitendes Holz, das starke Eigenspannungen aufweist. «Mit der Zeit ist mit Verwindungen und Verkrümmungen des Holzes zu rechnen, die aber nach etwa zwei Jahren einen Gleichgewichtszustand erreichen dürften», so Andreas Burgherr (dipl. Holzbau-Ing. HTL) von der Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG. Sollte zum Beispiel eine Geländerstrebe in die Brüche gehen, lässt sie sich problemlos austauschen. Die aussergewöhnliche Konstruktion mit den innovativ konzipierten Balkone wurden mit dem Label «Herkunftszeichen Schweizer Holz» versehen. Holz, das in der Schweiz gewachsen ist und hier verarbeitet wurde, darf dieses Gütesiegel tragen. Das rote Label ist quasi der Schweizer Pass für einen der wenigen Rohstoffe, die unser Land hervorbringt. Genau genommen steht die Auszeichnung in unserem Fall für 100% Zürcher Buche.

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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