Markus Achhammer (BaySF, r.) und Martin Bentele (DEPI) präsentieren die Ergebnisse beim Workshop zum Projekt ‚Waldschutz, Klimaschutz und Moderne Holzenergie‘. ©Bild: DEPI

DEPI: Mit energetischer Holznutzung neue Absatzmärkte erschliessen

(DEPI) Soll vermehrt anfallendes Schadholz im Wald verbleiben oder zur Erschliessung neuer Absatzmärkte genutzt werden? Die Bayerischen Staatsforsten (BaySF), der Bayerische Waldbesitzerverband und das Deutsche Pelletinstitut (DEPI) sprechen sich eindeutig für Letzteres aus. Auf den Weg gebracht werden soll dies durch ein gemeinsames Projekt, mit den Zielen, moderne Energieholzsortimente zu professionalisieren und potenzielle Abnehmer zu gewinnen.


Die drei Projektteilnehmer wollen die Chance nutzen, den in der Breite vernachlässigten Energieholzmarkt zu beleben. Zur Erarbeitung konkreter Massnahmen wurde ein gemeinsamer Workshop in München abgehalten.

Holzenergie in Bayern an der Spitze
Der grosse Sitzungssaal im bayerischen Landwirtschaftsministerium war bei der Begrüssung der Workshopteilnehmer gut besetzt. „Aus Holz gewonnene Energie steht heute schon an der Spitze des Primärenergieverbrauchs in Bayern. Ihre Bedeutung wird noch steigen, wenn die politischen Klimaschutzziele erreicht werden sollen“, lautete die Botschaft von Robert Morigl aus der Forstabteilung des Hauses. Auch beim Bayerischen Waldbesitzerverband sieht man auf diesem Sektor Nachholbedarf, wie Referentin Barbara Weindler betonte, und sich in diesem Punkt mit den weiteren Initiatoren des Projektes einig war.

Professionalisierung erforderlich
DEPI-Geschäftsführer Martin Bentele erkannte einen erheblichen Arbeitsaufwand, wenn Waldbesitzer ihren Energieträger Holz auf Augenhöhe mit fossilen Energien anbieten wollten. „Bei Kommunen und im Gewerbe geht die Tendenz eher zu Gas. Wenn hier die Weichen für Holzenergie neu gestellt werden sollen, ist eine Professionalisierung bei der Bereitstellung und der entsprechenden Bewerbung bei möglichen Kunden nötig!“ Dies gelte vor allem für das Sortiment Hackschnitzel. Markus Achhammer, Leiter am Zentrum für Energieholz (ZfE) der BaySF, berichtete aus der Praxis. Neben dem überwiegend verkauften Sortiment Waldhackgut von rd. 70 Prozent hat die BaySF auch ein knappes Drittel Energierundholz und nach ENplus-zertifizierte Qualitätshackschnitzel (A2 und B) im Angebot. Abnehmer sind neben Betreibern von Holz(heiz)kraftwerken auch Biomassehöfe.

Energieholz professionell vermarkten
Im Anschluss wurde anhand von drei weiteren Praxisbeispielen aus Nürnberg, dem Westallgäu und Niederbayern vorgestellt, wie Waldbesitzer ihre Energieholzvermarktung kompetent in die eigene Hand nehmen. Zunächst berichtete Niels Baumann, Geschäftsführer der Forstservicegesellschaft (FSG), die von der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Nürnberger Land 2000 speziell zur Energieholzvermarktung gegründet wurde, dass rd. 20 Prozent der jährlich vermarkteten Holzmenge von bis zu 50‘000 fm der energetischen Nutzung zugeführt werden. Das umfasst nicht nur die Belieferung von Heizwerken, sondern auch deren Betrieb, also Wärmelieferung. Dieses Konzept verfolgt auch die FBG Westallgäu, die Geschäftsführer Andreas Täger vorstellte.

Herausforderung Gaspreis
Seit 2009 wird das Heizwerk in Scheidegg jährlich mit rd. 20‘000 m3 Waldhackschnitzeln sowie in den Wintermonaten zusätzlich mit bis zu 3000 m3 Altholz beliefert. Das vermarktete Waldhackgut stammt komplett aus dem Kleinprivatwald. Eine zukünftige Herausforderung für die Wettbewerbsfähigkeit von Waldhackschnitzeln, so Täger, werde vor allem der Gaspreis sein. Auch durch bayerische Kommunen wird Holzenergie professionell genutzt. Die Stadt Freyung hat im Dezember 2013 ein mit Hackschnitzeln befeuertes Wärmenetz in Betrieb genommen und durch die Wahl des Brennstoffs Holz nicht nur der Klimaschutz gestärkt, sondern auch die Luftreinhaltung. Nicht zu vergessen dabei, ist der regionale Wirtschaftseffekt: Der Energieträger wird zu 100 Prozent aus dem Landkreis Freyung-Grafenau bezogen, auch die Entsorgung der Asche erfolgt durch ein örtliches Unternehmen. Das von Bürgermeister Olaf Heinrich vorgestellte Projekt zeigt, wie ein durchdachtes Energiemanagement auf lokaler Ebene funktionieren kann.

Professionelle Kommunikation und Vernetzung
In Kleingruppen wurde nach den Vorträgen diskutiert, wie Waldbesitzer im Rahmen des geplanten Projektes bei der Professionalisierung ihrer Aktivitäten im Bereich Holzenergienutzung und bei der Erschliessung neuer Märkte unterstützt werden können. Dabei zeichnete sich das Defizit ab, dass das Sortiment Holzhackschnitzel verbandsmässig heute noch nicht professionell vertreten wird. Das Resultat hieraus ist vor allem der Nachholbedarf bei der Aussendarstellung. Forciert werden müsse eine zielgruppengerechte Kommunikation vor allem auch bei den Themen Naturschutz und Versorgungssicherheit. Als mögliche Massnahmen wurden passgenaue Werbematerialien, Schulungen für die professionelle Wärmebereitstellung, eine Übersicht über alle Fördermöglichkeiten sowie Energienutzungspläne identifiziert. Dabei wurde deutlich, dass sowohl die regionale als auch die überregionale Vernetzung wichtig ist, um von positiven Beispielen zu lernen und neue Projekte anzustossen.

Das geplante Projekt in Bayern verfolgt die Ziele, durch Waldschutz die Waldlandschaften zu erhalten und zu sichern, die Attraktivität- und Nachfrage nach modernen Holzfeuerungen zu steigern und somit den Beitrag zum Klimaschutz zu erhöhen. Zudem soll die regionale Wertschöpfung durch Zubau an Feuerungen sowie verstärkte Nutzung qualitätsgesicherter hochwertiger Energieholzsortimente gesteigert werden. Um diese Ziele zu erreichen, soll die Umsetzung der geplanten Massnahmen mit den sieben forstwirtschaftlichen Vereinigungen Bayerns erfolgen. Diese sollen als Einrichtungen des Privat und Kommunalwaldes mehr Energieholz absetzen.

Auf Augenhöhe mit Öl und Gas?
Spätestens mit dem zum Zeitpunkt des Workshops noch nicht verabschiedeten aktuellen Klimaschutzprogramm 2030 der deutschen Regierung wird deutlich, welche Rolle die moderne, automatische Holzenergie beim Ersatz fossiler Brennstoffe vor allem im Wärmemarkt und bei der Kraft-Wärme-Kopplung spielen kann. Holzbrennstoffe, die auf Augenhöhe mit Öl und Gas auftreten wollen, sollten aber professionell bereitgestellt werden, vor allem was die Qualität angeht. Zudem sollte ein verlässliches Marktmonitoring etabliert werden. Im Gegensatz zu Pellets gibt es für Holzhackschnitzel beim Thema ‚Verlässliche Preisdaten nach Qualitätsklassen und Mengenangaben‘ noch einiges aufzuholen. Hier wartet viel Arbeit auf die Anbieter. Ob dieser Mehraufwand angesichts niedriger Holz- und Hackschnitzelpreise in breiten Waldbesitzerkreisen akzeptiert wird, dürfte in den kommenden Jahren eine spannende Frage sein.

Text: Deutsches Pelletinstitut (DEPI)

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