Stefan Dohmann aus Höxter macht auf seinem Hof mit einer flexiblen Biogasanlage vor, wie Energiewende geht. ©Bild: Stefan Dohmann

Über das Kundenportal des Direktvermarkters können Anlagenbetreiber die Leistungswerte und Erlöse ihrer Anlage abrufen. ©Bild: Energieagentur NRW, Klaus Voit

Die grossen Fermenterhauben sind sichtbares Merkmal der Flexibiliät der Anlage. ©Bild: Energieagentur NRW, Klaus Voit

Das BHKW des Herstellers 2G sichert 550 kW an installierter elektrischer Leistung. ©Bild: Energieagentur NRW, Klaus Voit

Energieeffizient und flexibel: Wie ein Landwirt mit Rindermist Strom erzeugt

(PM) Erneuerbar ist der Strom bereits, jetzt wird die Anlage auch noch energieeffizient: Stefan Dohmann aus Höxter (Deutschland) macht mit seiner flexiblen Biogasanlage vor, wie Energiewende geht. Der Landwirt produziert mithilfe von Rindermist und Silage Strom – und hat damit ein einträgliches Geschäftsfeld erschlossen.


Um die Anlage bestmöglich zu nutzen, hat Dohmann das angeschlossene Blockheizkraftwerk jetzt auf dessen Energieeffizienz prüfen lassen. „Zwei Tage haben externe Umweltgutachter die Verbrauchswerte gemessen und ausgewertet“, erzählt er und sagt: „Die Experten schätzen das Einsparpotenzial auf 30 bis 50 Prozent.“ Wenn die Verbesserungsvorschläge des Herstellers da sind, will er die Anlage umbauen lassen. „Dann kann ich künftig bis zu 13‘000 Euro im Jahr sparen.“

Biogasanlage ergänzt die Viehhaltung perfekt
Seit fünf Jahren betreibt Stefan Dohmann die Biogasanlage auf seinem Hof im Weserbergland. Nicht lange im Vergleich zu der Zeit seit Mitte des 18. Jahrhunderts, in der sich der Ovenhausener Betrieb schon in Familienhand befindet. Rund 100 Milchkühe werden dort jeden Tag versorgt und gemolken. Obwohl die Stromproduktion hier noch keine Tradition hat, ergänzt die Biogasanlage die Viehhaltung perfekt. „Einerseits wollten wir uns ein zusätzliches Standbein zum landwirtschaftlichen Betrieb schaffen“, erklärt Dohmann. „Dass Milchbauern kaum noch rentabel arbeiten können, ist ja bekannt. Andererseits hat sich die Düngeverordnung in den vergangenen Jahren immer weiter verschärft, so dass es immer schwieriger geworden ist, Misthaufen am Feldrand über längere Zeit zu lagern.“ Mehr als 1000 Tonnen Rindermist fallen auf dem Dohmann‘schen Hof jedes Jahr an. Statt ihn wie bisher nur als Dünger auf den Feldern einzubringen, entstand so die Idee, den Mist zu vergären und zu verstromen. „Inzwischen ist daraus ein Selbstläufer geworden“, erzählt der Landwirt. „Fast 20 Betriebe fahren ihren Mist zu uns.“ Mit zehn bis 20 Tonnen wird die Anlage auf diese Weise jeden Tag gefüttert, ein Drittel davon stammt vom eigenen Hof.

Learning by doing
Seitdem die Biogasanlage in Betrieb ist, arbeitet Stefan Dohmann, der vorher in der landwirtschaftlichen Qualitätssicherung tätig war, in Vollzeit auf dem Hof. Wie die Anlage mit dem dazugehörigen Blockheizkraftwerk funktioniert, hat er sich selbst beigebracht. „Ich interessiere mich für Technik und bin in der digitalen Welt zuhause“, sagt er. „Den Rest habe ich durch den täglichen Umgang gelernt.“ So überprüft er zum Beispiel die computergesteuerten Abläufe, passt sie bei Bedarf mithilfe eines Touchpanels an oder meldet Störungen über ein Webportal beim Direktvermarkter Next Kraftwerke.

Flexible Biogasanlage sorgt für bessere Strompreise
Den Strom produziert und verkauft Stefan Dohmann dann, wenn die Preise besonders gut sind. „Die Biogasanlage lasse ich tagsüber laufen, wenn die Stromnachfrage gross ist und ich die höchsten Tageserlöse erzielen kann“, berichtet er. Damit das möglich ist, entschied sich Dohmann bei der Planung für eine flexible Biogasanlage. Flexibel bedeutet, dass die Anlage im Verbund mit weiteren dezentralen Stromerzeugungsanlagen aus der Ferne von Next Kraftwerke gesteuert wird. Der Dienstleister steuert die Stromerzeugung automatisch, handelt den Dohmann‘schen Strom an der Strombörse und speist ihn dann ein, wenn die Preise am besten sind. Alternativ nimmt Next am Regelenergiemarkt teil, wird für die Vorhaltung einer Reserve vergütet und sichert die Netzstabilität. Ein zusätzlicher Vorteil: Ausfälle der Biogasanlage können durch die Verbundvermarktung abgefedert werden.

Förderungen machen das Projekt Biogas attraktiv
Für den Ausbau zu einer flexiblen Biogasanlage hat Stefan Dohmann rund 250‘000 Euro zusätzlich investiert. Auch für die energieeffiziente Umrüstung des Blockheizkraftwerks wird er noch einmal in die Tasche greifen. Finanzieren kann Dohmann sein Projekt Biogas dank verschiedener Förderungen. „Profitieren werde ich natürlich erst dann richtig, wenn ich die Kredite abgezahlt habe“, sagt er und erklärt seine Zuversicht: „Viele Landwirtschaftsbetriebe wollen wegen der neuen Düngeverordnung ihren Mist loswerden.“ Nachschub ist also genug da. Dass sich die Anlage rentieren wird, da ist sich Dohmann sicher: „Momentan sind wir voll im Soll.“

Hintergrund
Flexible Biogasanlagen sind Energieerzeuger und -speicher zugleich. Sie können auch ohne Anschluss an das Stromnetz hochgefahren werden und dank dieser so genannten Schwarzstartfähigkeit bei einem Stromausfall die Stromversorgung wieder herstellen. Zu den Merkmalen gehören überdurchschnittlich grosse Fermenterhauben. Der erhöhte Speicherplatz dient zur bedarfsgerechten Gas-Speicherung. Daneben gehört zur Anlage ein Blockheizkraftwerk (BHKW), das im Viertelstundentakt hoch- oder heruntergefahren werden kann.

Flexibilitätsprämie und Flexzuschlag
Mit der Flexibilitätsprämie setzt der Gesetzgeber finanzielle Anreize, damit Biogasanlagen noch vor Auslaufen ihrer üblichen EEG-Vergütungslaufzeit für den flexiblen Betrieb ertüchtigt werden. Daher erhalten Anlagen, die vor dem 1. August 2014 in Betrieb gegangen sind – so wie die Biogasanlage von Stefan Dohmann – jährlich 130 Euro je zusätzlich installiertes Kilowatt. Die Prämie wird maximal zehn Jahre lang gewährt. Als Förderobergrenze gelten bundesweit 1350 Megawatt, wobei der aktuelle Status im Anlagenregister der deutschen Bundesnetzagentur vermerkt ist.

Neuere Anlagen, die seit dem 1. August 2014 in Betrieb genommen wurden und mindestens 100 Kilowatt installierter Leistung vorweisen, erhalten mit dem Flexibilitätszuschlag jährlich 40 Euro pro Kilowatt installierter Leistung. Die Laufzeit des Flexibilitätszuschlags ist auf 20 Jahre festgelegt. Sowohl die Flexprämie als auch der Flexzuschlag bieten eine gute Möglichkeit, die eigene Biogasanlage fit für die Zukunft zu machen. Denn für Biogasanlagen, die am Ausschreibungsverfahren des aktuellen und wohl auch aller zukünftigen Fassungen des deutschen EEG teilnehmen möchten, gehört Flexibilität zu den Grundvoraussetzungen.

Kurzsteckbrief der Dohmann Biogas GmbH & Co. KG
Standort: Ovenhausen, Höxter
Anlage: Sauter SB Midi
Baujahr: 2013
Technische Daten:
Installierte Leistung: 550 kWel
Blockheizkraftwerk des Herstellers 2G Energietechnik GmbH: 550 kWel
Substrate: Rinderfestmist 50 Prozent, Maissilage 31 Prozent, Rindergülle 13 Prozent, Grassilage 6 Prozent

Text: Energieagentur NRW

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