‚Elektrische Schweine‘ wenden in den neu erstellten Hallen den Klärschlamm. ©Bild: Detlef Macher/EGLV

Luftaufnahme der solarthermischen Klärschlammtrocknung an der B224 in Bottrop. ©Bild: Team Vermessung/EGLV

Hybridkraftwerk Emscher: Weltweit grösste solarthemische Klärschlamm-Trocknungsanlage geht in den Probebetrieb

(PM) Die Emschergenossenschaft hat aktuell den Probebetrieb ihrer neuen solarthermischen Klärschlammtrocknungsanlage am Standort der Kläranlage Bottrop in Nordrhein-Westfalen aufgenommen. Mit einer Fläche von zirka 61‘000 m² ist es laut Unternehmensangaben die derzeit weltweit grösste Anlage ihrer Art. Im Frühjahr 2019 hatte die Emschergenossenschaft mit der Errichtung der neuen solarthermischen Klärschlammtrocknungsanlage (STT) in Bottrop begonnen (siehe ee-news.ch vom 21.10.2020 >>). Nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit konnte nun der Testbetrieb in der STT starten. Die Emschergenossenschaft kann mit ihrem Hybridkraftwerk Emscher, bei dem die neue Trocknungsanlage eine von fünf Technologien ist, bis zu 70‘000 Tonnen CO2 im Jahr einsparen.


In den ersten Hallen der riesigen Anlage wurde der erste entwässerte Klärschlamm eingebracht. In diesen Hallen wird der Schlamm durch die Wendetechnik – auch ‚elektrische Schweine‘ genannt – regelmässig gewendet und somit getrocknet. Gleichzeitig gingen die ersten Abluftbehandlungsanlagen in Betrieb, um eine Beeinträchtigung des Umfeldes durch den startenden Betrieb auszuschliessen. In den kommenden Wochen und Monaten werden dann Schritt für Schritt weitere Anlagenteile in Betrieb genommen, sodass die Emschergenossenschaft etwa bis Mitte 2021 den Betrieb der STT bis zur vollen Auslastung hochfahren wird. Damit ist das öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaftsunternehmen Emschergenossenschaft im geplanten Terminrahmen unterwegs.

Nachhaltiger Umgang mit Klärschlamm
32 Trocknungshallen mit einer Netto-Trockenfläche von 40‘000 Quadratmetern sind entstanden. Der nachhaltige Umgang mit anfallendem Klärschlamm ist wichtig für die klimaschonende Energiegewinnung, ausserdem enthält der Schlamm auch wertvolle Ressourcen, die man mittelfristig weiternutzen kann. „Bislang müssen dem Klärschlamm, der vor Ort thermisch verwertet wird, jährlich 20‘000 Tonnen Kohle zugesetzt werden, um einen ausreichenden Brennwert zu erreichen. Dieser Schritt entfällt in Zukunft, der Klärschlamm wird in den ‚Gewächshäusern‘ mittels Sonnen- und Abwärmeenergie getrocknet“, sagte Emanuel Grün, Vorstand für Wassermanagement und Technik bei der Emschergenossenschaft.

Entscheidende Rolle der Wasserwirtschaft bei der Energiewende
Die Kläranlage Bottrop ist eine der grössten Kläranlagen Deutschlands, moderne Abwasserreinigung ist stromintensiv. Die Wasserwirtschaftsbranche stellt damit einen der grössten kommunalen Energieverbraucher dar. Darum müssen sich die Abwasserverbände um innovative Verfahren bemühen, die die CO2-Bilanz senken, klimafreundlich, nachhaltig und richtungsweisend für die Wasserwirtschaft sind. „Wasserwirtschaft ist mehr als nur Abwassereinigung: Sie kann eine entscheidende Rolle beim Gelingen der Energiewende spielen“, sagt Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Das Hybridkraftwerk Emscher in Bottrop kann Vorbild für zahlreiche weitere Grosskläranlagen in Deutschland sein.

Den Stromverbrauch der Kläranlage Bottrop – der etwa dem einer 30‘000-Einwohner-Stadt entspricht – kann der Standort Bottrop mittlerweile komplett nachhaltig decken, denn die Kläranlage ist Deutschlands erste energieautarke Grosskläranlage. Die solarthermische Klärschlammtrocknung ist dabei nur ein Bestandteil des sogenannten Hybridkraftwerks Emscher, mit dem die Emschergenossenschaft die vor Ort benötigte Energie vollständig selbst erzeugt. Bei dem Gesamtpaket Hybridkraftwerk Emscher kommen fünf Technologien zum Einsatz – durch die bis zu 70‘000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden sollen:

– eine Windenergieanlage mit 3.1 MW Leistung (im April 2016 eingeweiht, neue Rotorblätter seit Anfang Februar 2018)

– vier neue Blockheizkraftwerk-Module mit jeweils etwa 1.2 MW Leistung (im Februar 2017 in Betrieb genommen)

– eine Photovoltaikanlage auf einer Dachfläche von ca. 500 m² (ebenfalls im Februar 2017 in Betrieb genommen)

– eine neue Dampfturbine mit mindestens 4 MW Leistung (im Dezember 2017 umgesetzt)

– die solarthermische Klärschlammtrocknung (hat aktuell den Probebetrieb aufgenommen).

Text: Energieagentur NRW

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