Auch das Lippe-Bad im westfälischen Lünen gilt als Pionierprojekt für den Passivhaus-Standard bei Hallenbädern. Der nun veröffentlichte Leitfaden ist auch für bereits bestehende Bäder hilfreich. ©Bild: PHI

Mit intelligenter Planung und Technik lässt sich der Energieverbrauch von Hallenbädern drastisch senken. Das beweisen die beiden Passivhaus-Bäder Bambados in Bamberg (Foto) sowie das Lippe-Bad in Lünen. ©Bild: PHI

Um hohe Wärmeverluste zu vermeiden, liegt die Rutsche im Bambados komplett innerhalb der Gebäudehülle. ©Bild: PHI

Jährliche Kosteneinsparungen für ein verbessertes Rohrleitungsnetz für ein 25 m Becken. ©Bild: PHI

Grundlage für hohe Energieeinsparungen im Passivhaus-Hallenbad sind eine thermisch hochwertige Hülle sowie eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. ©Bild: PHI

In konventionellen Bädern wird die Verglasung meist mit Umluft angeblasen, um Kondenswasser zu vermeiden. Das ist in einem Passivhaus-Hallenbad nicht mehr nötig. Dadurch wird in grossem Umfang Strom eingespart (siehe Grafik oben). ©Bild: PHI

Messungen im Lippe-Bad Lünen für die Forschungsarbeiten des Passivhaus Instituts. ©Bild: PHI

Passivhaus: Schwimmen mit gutem Gewissen - kostenloser Leitfaden für Planung Passivhaus-Hallenbäder

(PHI) Schwimmbäder im äusserst energieeffizienten Passivhaus-Standard können Gemeinden langfristig deutlich entlasten. Das belegen die beiden Passivhaus-Hallenbäder im deutschen Bamberg und Lünen, bei deren Umsetzung das Passivhaus Institut beratend zur Seite stand. Neu gibt es vom Passivhaus Institut nun in einem kostenlosen Leitfaden zur Planung von energieeffizienten Bädern, der auch für einen optimierten Betrieb bereits bestehender Bäder nützlich ist.


Hallenbäder haben das ganze Jahr über hohe Raumtemperaturen von rund 32 Grad und benötigen daher für die Beheizung und zusätzlich für die Bereitstellung von warmem Wasser viel Energie. Hinzu kommt der hohe Stromverbrauch für die gesamte Technik. „Gerade in Hallenbädern lässt sich daher mit einer guten Gebäudehülle und einer Lüftungsanlage mit effizienter Wärmerückgewinnung der Energieverbrauch deutlich senken“, erklärt Søren Peper vom Passivhaus Institut in Darmstadt.

Hilfreicher Leitfaden
Dass das gut funktioniert, beweisen die beiden ersten Hallenbäder im Passivhaus-Standard: das Freizeitbad Bambados im bayerischen Bamberg sowie das Lippe-Bad im westfälischen Lünen. Beide Bäder öffneten im Jahr 2011. Esther Gollwitzer, Jessica Grove-Smith und Søren Peper vom Passivhaus Institut begleiten die Projekte seit der Planungsphase. Mit dem nun veröffentlichten Leitfaden unterstützt das Passivhaus Institut Planung und Bau von Hallenbädern im Passivaus-Standard. Auch bereits bestehende Bäder können von dem Leitfaden profitieren.

Deutlich Energie - einige Beispiele

  • Grundlage für hohe Energieeinsparungen im Passivhaus-Hallenbad sind eine thermisch hochwertige Hülle sowie eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. In konventionellen Bädern wird üblicherweise die Verglasung mit Umluft angeblasen, um Kondenswasser an den Scheiben zu vermeiden. Das ist in einem Passivhaus-Hallenbad nicht mehr nötig. Dadurch wird in grossem Umfang Strom eingespart (Abbildungen links oben).
  • Um den Energiebedarf für die Becken bereits während der Planungsphase zu optimieren, entwickelte das Passivhaus Institut eine Berechnung zur Energiebilanz von Schwimmbecken.

  • Für den Leitfaden analysierte das Passivhaus Institut Bereiche der Gebäudetechnik hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit. Für das Lippe-Bad ist es besonders lohnenswert, das Abwasser aufzubereiten, das beim Spülen der Filter entsteht, sowie die Abwärme des Block-heizkraftwerkes zu nutzen. Generell werden wassersparende Duschköpfe sowie eine Reduzierung der Druckverluste im Rohrleitungsnetz empfohlen.

  • Inbetriebnahme und Betriebsoptimierung haben einen erheblichen Einfluss auf den Energieverbrauch. Im Freizeitbad Bambados reduzierte eine geänderte Regelung der Lüftungsanlagen deren Stromverbrauch um rund 60 Prozent.

Pilotprojekte beraten
Esther Gollwitzer vom Passivhaus Institut: „Mit dem aktuellen Forschungsbericht und dem dazugehörigen Leitfaden wird das bisherige Wissen aufgearbeitet, damit es in zukünftigen Projekten noch zielgerichteter angewendet werden kann. Mit den bisherigen Erfahrungen lassen sich noch weitere Einsparpotentiale erschliessen.“ Die Forschungsarbeiten wurden von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert. Mit Unterstützung der DBU sind zudem zwei Seminare zum Passivhaus-Konzept bei Hallenbädern geplant: am 28. Oktober 2019 in Hannover, am 6. November 2019 in Nürnberg. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde betont, dass der in den Seminaren vorgestellte Planungsleitfaden den Bau weiterer Hallenbäder befördern könne. Zudem enthalte dieser in der Praxis gut handhabbare Hinweise zur Betriebsüberwachung und Betriebsoptimierung.

Analyse der Energieverbräuche
Bereits 2009 untersuchte das Passivhaus Institut (PHI) in einer Grundlagenstudie, unter welchen bauphysikalischen und technischen Bedingungen das Passivhaus-Konzept in öffentlichen Hallenbädern umgesetzt werden kann. Zusätzlich veröffentlichte das PHI nach einem mehrjährigen Monitoring zu beiden Bädern 2013 und 2015 detaillierte Forschungsberichte. Diese Berichte widmen sich auch der Betriebsoptimierung der Passivhaus-Hallenbäder. Die Analyse der Energieverbrauchswerte geht in den nun veröffentlichten Leitfaden ein und ermöglicht konkrete Empfehlungen, unter anderem für Badewassertechnik, Wasserattraktionen, Duschen etc.

„Hallenbäder sind sehr technikintensiv. Eine gute Planung und eine nutzerordinierte Inbetriebnahme sorgen dafür, dass das Hallenbad rund läuft. Dann können sich alle Beteiligten über niedrige Energiekosten, hohe Behaglichkeit sowie die Langlebigkeit des Gebäudes freuen“, erklärt Jessica Grove-Smith vom Passivhaus Institut. Die Physikerin berät derzeit ein Bäderprojekt in der südenglischen deutschen Stadt Exeter.

Forschungsarbeiten sowie Leitfaden „Passivhaus-Konzept für Hallenbäder“, sowie Checkliste >>

Text: Passivhaus Institut (PHI)

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