Der TCR-Kraftstoff ist normgerecht und kann ohne Modifikation in Diesel- und Ottomotoren eingesetzt werden. ©Bild: FI/Umsicht

Dezentrale Raffinerie: Fraunhofer-Demonstrationsanlage will grünes Benzin aus Klärschlamm herstellen

(FI/Umsicht) Der Startschuss für den Bau einer Grossanlage zur Produktion von Biokraftstoffen aus Klärschlamm ist Anfang November im deutschen Hohenburg im Landkreis Amberg-Sulzbach gefallen. Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2020 geplant. Die Demonstrationsanlage wird in der Lage sein, pro Stunde 500 kg getrockneten Klärschlamm in rund 50 Liter Biobenzin und Biodiesel umzuwandeln.


Sie ist Teil des EU-Projekts »TO-SYN-FUEL«, das vom Fraunhofer Institut UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg geleitet und mit internationalen Partnern umgesetzt wird.

Projektziel: CO2-neutraler Kraftstoff - lokal erzeugt
Projektleiter Robert Daschner sagt zu den Zielen: »Wir wollen eine neue Prozesskette für CO2-neutralen, flüssigen Kraftstoff aus biogenen Reststoffen etablieren - von den Ausgangsstoffen, in diesem Fall Klärschlamm, bis zum normgerechten Diesel und Benzin, das wir ohne Anpassung in herkömmlichen Motoren einsetzen können. Mit dem Demonstrator in Hohenburg wollen wir zeigen, dass unsere Technologie im Industriemassstab anwendbar ist, und dass der erzeugte Kraftstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden kann.«

Hohenburg bietet zahlreiche Vorteile als Standort für die Fraunhofer-Anlage. Vor Ort besteht jahrelange Erfahrung in der Trocknung und der Handhabung von kommunalem Klärschlamm, die Mengen und Qualität an Einsatzstoff, wie im Projekt gefordert, sind ganzjährig verfügbar. Ausserdem entspricht die geografische Lage in der Oberpfalz einem Grundgedanken des Projekts, die Einsatzstoffe dort zu verwerten, wo sie anfallen.

Dezentrale Raffinerie
ProfAndreas Hornung, Leiter des Fraunhofer Instituts Sulzbach-Rosenberg sagt: »Unser Leitgedanke ist die dezentrale Raffinerie. Das heisst, wir setzen im Vergleich zur petrochemischen Industrie auf vergleichsweise kleine Anlagen, die den Kraftstoff dort erzeugen, wo die Abfallbiomasse entsteht. Dadurch entstehen einerseits weniger Transporte, und gleichzeitig schaffen wir neue Möglichkeiten für die lokale Wertschöpfung, zum Beispiel in den Kommunen oder der Landwirtschaft.«

Synthetische Kraftstoffe, die auf Abfallbiomasse basieren haben zudem den Vorteil, dass die Ausgangsstoffe nicht mit landwirtschaftlicher Nutzfläche für die Nahrungsmittelproduktion konkurrieren.

Fraunhofer TCR-Verfahren
Das von Prof. Hornung gemeinsam mit Fraunhofer und der Fraunhofer Ausgründung »Susteen« entwickelte TCR-Verfahren (Thermo-Catalytic-Reforming) kann neben Klärschlamm eine breite Basis an Biomassen und Reststoffen verwerten, zum Beispiel Holzreste, Gärreste aus Biogasanlagen, Abfälle aus der Getränke- und Papierproduktion oder kommunale Bioabfallfraktionen. Prof. Andreas Hornung: »Die Anlage im TO-SYN-FUEL Projekt stellt einen vorläufigen Höhepunkt meiner Forschung im Bereich der thermochemischen Konversion von Biomassen und Kunstoffen dar. Die eingesetzte Technologie ist nun technisch ausgereift und bereit für die Anwendung im Markt.«

Neben einem hochwertigen Öl als Zwischenprodukt für die Kraftstofferzeugung entstehen beim TCR-Verfahren Produktgas und Bio-Kohle. Diese Bestandteile können für die Energieerzeugung oder als Bodenverbesserer eingesetzt werden. Durch den hohen Wasserstoffanteil des Produktgases ist es zudem erstmals wirtschaftlich möglich, eine Vor-Ort-Hydrierung der Öle durchzuführen und normgerechte Kraftstoffe lokal zu erzeugen.

Text: Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht

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