Neben Biomasse spielen auch die 17 Windenergieanlagen von ©Bild: Johannes Gass

Erneuerbare als Wirtschaftsmotor: Kappel macht sich Dank Biogas- und Windanlagen unabhängig – CO2-Emissionen sinken auf null

(AEE) Erneuerbare Energien haben im deutschen Rhein-Hunsrück-Kreis Tradition. Die Gemeinde Kappel mit ihren 470 Einwohnenden betreibt eine landwirtschaftliche Biogasanlage, einen Windpark und ein Nahwärmenetz. „Kappel steht symbolisch für den Erfolg des ganzen Kreises, der sich auch international zum Vorbild für die dezentrale Energiewende entwickelt hat“, sagt Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), anlässlich der Bekanntgabe der Energie-Kommune des Monats.


In Kappel haben Bürgerinnen und Bürger eine Energiegenossenschaft gegründet, die ein Nahwärmenetz betreibt und vier Jahre nach ihrer Gründung 100 Mitglieder hat. An dieses Netz sind heute über zwei Drittel des Dorfes angeschlossen, in diesem Jahr kommen zehn weitere Haushalte dazu. Frank-Michael Uhle, Klimaschutzmanager im Rhein-Hunsrück-Kreis, hat dieses und weitere Projekte im Kreis betreut und vorangetrieben. Er ist davon überzeugt, dass die Energiewende in ländlichen Regionen gerade dann gelingt, wenn die Menschen sowohl in Entscheidungen einbezogen werden, als auch von Gewinnen profitieren: „Beteiligung ist eine Frage der Fairness und schafft gleichzeitig Akzeptanz für die Transformation, die wir so dringend brauchen“, sagt Uhle.

Biomasse statt Öl fürs Nahwärmenetz
Da das Nahwärme-Projekt Kappel importiertes Öl durch lokale Biomasse ersetzt, bleiben geschätzte 3.4 Millionen Euro während der 20-jährigen Laufzeit in der Region. Zudem werden durch den Bau von regenerativen Energieanlagen Firmen und Handwerker*innen aus dem Kreis beschäftigt. „Was wir früher für Energieimporte ausgegeben haben, bleibt jetzt bei uns, wurde in Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung umgewandelt“, sagt Marlon Bröhr, Landrat im Rhein-Hunsrück-Kreis: „Erneuerbare Energien sind ein wichtiger Wirtschaftsmotor.“

„Klimaschutz und regionale Wirtschaftsentwicklung sind für uns eine Einheit“ ergänzt Umweltministerin Ulrike Höfken, „deshalb hat das Umweltministerium das Nahwärmenetz in Kappel mit einem Investitionszuschuss von mehr als 160‘000 EUR aus seinem Programm ‚Zukunftsfähige Energie-Infrastrukturen‘ (ZEIS) gefördert.“

17 Windenergieanlagen generieren jährlich 5.6 Mio. Euro Einnahmen
Die Dorfbewohnenden profitieren aber nicht nur vom Nahwärmenetz und der landwirtschaftlichen Biogasanlage, in der regionale nachwachsende Rohstoffe vergoren werden, sondern auch von dem Windpark. Mittlerweile sind 17 Windkraftanlagen auf der Kappeler Gemarkung in Betrieb. In 20 Jahren nimmt die Gemeinde dadurch etwa 5.6 Millionen Euro durch Pacht und Wegenutzung ein, die der Bevölkerung zu Gute kommen, weil es die Gemeindekasse füllt.

CO2 von jährlich 680‘000 Tonnen auf null
Der Rhein-Hunsrück-Kreis hat seinen CO2-Ausstoss im stationären Bereich (Strom, Wärme und Abfall) von 680‘000 Tonnen jährlich auf bilanziell null gesenkt – und sich damit zu einem internationalen Vorbild entwickelt. Deshalb wurde er von der AEE im November 2018 zur Energie-Kommune des Jahrzehnts gekürt. Um das Engagement des Kreises zu würdigen und die vielen guten Praxisbeispiele aufzubereiten, stellt die AEE in den Sommermonaten drei Gemeinden aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis als Energie-Kommunen des Monats vor: Kappel, Schnorbach und Mörsdorf.

Text: Deutsche Agentur für Erneuerbare Energien e.V.

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1 Kommentare

Max Blatter

"Unabhängig" ist die Gemeinde auch bezüglich Energieversorgung natürlich nicht: Sie ist wohl noch immer mit dem öffentlichen Elektrizätsnetz und möglicherweise auch mit dem Gasnetz verbunden. Und das ist auch gut so!

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