Energieträger im Schweizer Gasnetz. In den Schweizer Gasleitungen stammen 98 Prozent der Energie aus fossilen Quellen aus dem Ausland, Biogas macht gerade mal zwei Prozent aus. ©Bild: WWF Schweiz

WWF Schweiz: Erdgasbranche legt Schweizer Gasversorgung grünes Mäntelchen um

(PM) Der WWF Schweiz fordert die Erdgasbranche auf, die Gasversorgung der Schweiz auf klimaverträgliche Gase umzubauen statt ihr mit Werbekampagnen immer neue grüne Mäntelchen umzulegen. Andernfalls müssten Gasversorger und Gemeinden unverzüglich den Rückbau des Gasnetzes planen.


Mit seiner neuen Studie zeigt der WWF den eklatanten Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei der Schweizer Gasversorgung auf. In der Vergangenheit präsentierte sich die Branche gern mit der Wortmarke «Erdgas-Biogas». Dabei lassen die Gaspromotoren unter den Tisch fallen, dass 98 Prozent der Energie in den Gasleitungen aus fossilen Quellen aus dem Ausland stammt. Das laut Branchenwerbung angeblich gleichrangige Biogas macht gerade mal zwei Prozent aus.

Planlos in die Zukunft
«Was häufig vergessen geht: Erdgas ist – genau wie Erdöl und Kohle – ein fossiler Energieträger, dessen Verbrennung die Klimakrise weiter anheizt», so Elmar Grosse Ruse, Klimaexperte des WWF. Klimawissenschaft, Klimastreikbewegung und die Gletscher-Initiative – sie alle fordern einen Ausstieg aus sämtlichen fossilen Energien innerhalb von ein bis drei Jahrzehnten. Gasbranche, Stadtwerke und Gemeinden haben jedoch keinerlei Plan dafür, in 20 Jahren sämtliches fossiles Erdgas aus ihren Leitungen zu verbannen. Stattdessen setzt die Branche auf weiteren Gasnetzausbau (oft als «Nachverdichtung» getarnt) und auf grüne Image-Kampagnen.

Analysen des WWF Schweiz zufolge hat die Schweiz ihr Gasnetz über die letzten zehn Jahre um durchschnittlich 300 km pro Jahr verlängert. Das entspricht knapp zwei Prozent pro Jahr – mehr als die meisten anderen Länder in Europa. In Ländern wie Grossbritannien oder den Niederlanden dagegen schrumpft das Gasnetz bereits oder der Rückbau wird regional geplant. Der WWF Schweiz fordert daher, den teilweisen Rückbau des Schweizer Gasnetzes zu planen oder eine glaubwürdige Strategie für den vollständigen Ersatz von fossilem Erdgas innerhalb von gut zwei Jahrzehnten vorzulegen.

Neue Studie des WWF Schweiz zur Zukunft der Gasversorgung in der Schweiz >>

Text: WWF Schweiz

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2 Kommentare

Markus Züger

WWF träumt. - Weniger brauchen wäre das beste, d.h. auf Luxus verzichten.
Wer tut dies ?
Power-to-Gas kann einen Lösung sein, aber dann muss der Ökostrom fast Kostenlos sein. Anstelle mit Ökostrom die Eisenbahnschienen heizen am Sommer.
- Das Gasnetz kann gute Funktionen übernehmen um die Energie zu verteilen. Solange jeder von uns tag täglich mehr braucht nützt alles nichts. Wohlstand gibt keiner einfach so her.
- Es gilt nur eines mit gutem Vorbild leben. neue Technologien fördern und sinnvolles unterstützen.


Max Blatter

Ja, ja. Klar habt ihr WWF-ler in der Sache recht: Das Gasnetz muss über kurz oder lang auf erneuerbare Energieträger umgebaut werden. Aber die Gasnetz-Betreiber produzieren nicht, sie verteilen! Sie müssen das verteilen, was sie bekommen – und sie bekommen aktuell schlicht und ergreifend nicht mehr Biogas. Also: Kauft Landwirtschaftsbetriebe auf, erstellt dort Biogasanlagen, bereitet das Gas auf. Oder produziert aus Wind- und Fotovoltaikstrom im Power-to-Gas-Verfahren Gas. Verkauft das Öko-Gas den Gasnetzbetreibern: Sie werden es euch bereitwillig abnehmen! Und dann schauen wir in zehn Jahren, wieviel Prozent WWF-Ökogas dann ins Netz strömen. – Wer fordert, muss mit gutem Beispiel vorangehen; reden allein reicht nicht.

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