Die Energiedienst-Gruppe rechnet bei durchschnittlicher Wasserführung und einer stabilen Entwicklung des Kapitalmarkts mit einem EBIT von 35 bis 45 Mio. Euro für das Geschäftsjahr 2019.

Energiedienst Holding: Wasserführung und Kapitalmarkt belasten Ergebnis 2018 deutlich

(PM) Wir können mit dem Unternehmensergebnis des Jahres 2018 nicht zufrieden sein, auch wenn wir erste Ziele bei der Umsetzung unserer Strategie erreicht haben", sagt Martin Steiger, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Energiedienst Holding AG. "Zum einen drückten die historisch schlechte Wasserführung und Effekte des Kapitalmarkts das Ergebnis. Zum anderen ist es uns nicht gelungen, das Photovoltaikgeschäft nach unseren Vorstellungen zu entwickeln. Daran werden wir arbeiten."


Der EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) der Energiedienst-Gruppe reduzierte sich im Geschäftsjahr 2018 um 15,9 Mio. Euro auf 18,7 Mio. Euro. Der Jahresgewinn der Energiedienst-Gruppe lag bei rund 13 Mio. Euro und war somit 17 Mio. Euro geringer als im Vorjahr. Die Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen stiegen aufgrund des höheren Energieabsatzes von 889 Mio. Euro auf 896 Mio. Euro. Der Energieabsatz nahm um rund 3 Prozent auf 8.6 Mrd. Kilowattstunden (kWh) zu (Vorjahr: 8.3 Mrd. kWh).

Einführung des Adjusted EBIT
Der EBIT der Energiedienst-Gruppe ist im Geschäftsjahr 2018, wie auch in den Vorjahren, durch nicht-operative Bewertungs- und Einmaleffekte stark beeinflusst. Er sagt wenig über die operative Leistung aus. Die Energiedienst-Gruppe führt nun als zentrale Steuerungsgrösse für die Geschäftseinheiten den Adjusted EBIT ein, aus dem bestimmte ausserordentliche, nicht-operative Faktoren herausgerechnet werden.

Für das Geschäftsjahr 2018 werden drei Effekte herausgenommen, um vom EBIT den Adjusted EBIT zu errechnen. Die Herausnahme der Belastungen aufgrund der Personalvorsorge Deutschland entlastet ihn um 11.1 Mio. Euro und eine weitere ausserordentliche Wertberichtigung auf Entwicklungskosten um 2.3 Mio. Euro. Dagegen reduziert das Herausrechnen der Auflösung von Drohverlustrückstellungen langfristiger Beschaffungsverträge den Adjusted EBIT um 3.7 Mio. Euro. Der Adjusted EBIT der Energiedienst-Gruppe für das Geschäftsjahr 2018 beträgt daher 28.4 Mio. Euro.

Geschäftseinheit Deutschland
In der Geschäftseinheit Deutschland belasteten die historische Trockenheit im zweiten Halbjahr und die damit einhergehende deutlich geringere Produktion der Wasserkraftwerke am Hochrhein den Adjusted EBIT. Ebenso wirkten sich geringere Netzvergütungen für die Einspeisung der Kraftwerke negativ auf das Ergebnis aus. Diese beiden Effekte reduzierten den Adjusted EBIT um 7 Mio. Euro. Im Netzbereich verringerte eine niedrigere Erlösobergrenze wegen periodenfremder Effekte aus Vorjahren sowie Einmaleffekte (unter anderem Sturm Burglind) den Adjusted EBIT um 8 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr. Zudem drückten insbesondere höhere Beschaffungspreise das Vertriebsergebnis um 4 Mio. Euro. Dagegen wirkten sich die gegenüber dem Vorjahr gestiegenen Grosshandelspreise mit 2 Mio. Euro positiv auf das Ergebnis aus. Auch die Effizienzmassnahmen im Kraftwerksbereich und im Vertrieb stützten das Ergebnis mit 3 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt verringerte sich der Adjusted EBIT in der Geschäftseinheit Deutschland um 13.9 Mio. Euro.

Geschäftseinheit Schweiz
Eine höhere Produktion der Kraftwerke der EnAlpin-Gruppe sowie gestiegene Grosshandelspreise führten zu einer Ergebnisverbesserung von rund 3 Mio. Euro gegenüber 2018. Die Ergebnisbeiträge aus der Regelenergie und den Systemdienstleistungen waren hingegen rückläufig und reduzierten das Ergebnis um rund 2 Mio. Euro. Insgesamt stieg der Adjusted EBIT in der Geschäftseinheit Schweiz um 0.6 Mio. Euro.

Geschäftseinheit Neue Geschäftsfelder
Vor allem die Kosten für den Aufbau des Geschäftsbereichs sowie Einmaleffekte belasteten das Ergebnis mit rund 3 Mio. Euro. Die Photovoltaikunternehmen der Energiedienst-Gruppe leisteten noch keinen positiven Ergebnisbeitrag. Insgesamt verringerte sich der Adjusted EBIT in der Geschäftseinheit "Neue Geschäftsfelder" um 1.7 Mio. Euro.

Finanzlage weiterhin stabil
Die Energiedienst-Gruppe weist weiterhin eine respektable Finanzstabilität aus. Dies spiegelt sich im Eigenkapitalanteil von rund 52 Prozent (Vorjahr: 53 Prozent) wider. Der Free Cashflow liegt im Geschäftsjahr 2018 bei -5 Mio. Euro (Vorjahr: 25 Mio. Euro). Das ist im Wesentlichen auf das niedrigere operative Ergebnis, höhere Nettoinvestitionen, höhere Steuerzahlungen sowie höhere Forderungen aus dem regulatorischen Geschäft der Einspeisevergütungen zurückzuführen.

Das Nettofinanzguthaben ist mit rund 133 Mio. Euro weiterhin gut. Aufgrund der hohen Ausschüttungsquote der vergangenen Jahre reduziert sich das Nettofinanzguthaben gegenüber dem Vorjahr um rund 43 Mio. Euro.

Dividende wird geringer
Der Verwaltungsrat der Energiedienst Holding AG wird der Generalversammlung am 29. März 2019 eine Dividende in Höhe von CHF 0,75 je Aktie mit Nennwert CHF 0,10 vorschlagen. Die Dividende ist damit um CHF 0.25 je Aktie geringer als im Vorjahr. Durch diese Reduktion wird insbesondere dem sehr schlechten Wasserwirtschaftsjahr 2018 Rechnung getragen. Die Ausschüttungsquote von 154 Prozent (bezogen auf den konsolidierten Jahresgewinn je Aktie ohne Minderheiten) ist nach wie vor sehr hoch. Die Bruttorendite beträgt 2.5 Prozent.

"Die Energiewelt der Zukunft wird digital, erneuerbar und dezentral. Darauf stellen wir uns weiter ein", sagt Martin Steiger. "Auch wenn wir nicht so vorankommen wie gewünscht, werden wir uns weiter vom reinen Energieversorger zum umfassenden Energiedienstleister entwickeln. Die derzeit schlechten Zahlen spiegeln nur einen Teil der Wahrheit wider. Wir glauben an das Unternehmen und sehen das schlechte Jahresergebnis als kurzfristige Delle, weil mehrere negative Effekte zusammengekommen sind. Doch die Effizienzmassnahmen im Bestandsgeschäft der Geschäftseinheiten "Deutschland" und "Schweiz" greifen. Sie tragen bereits jetzt mehr zum Unternehmensergebnis bei, als wir erwartet hatten. Mit der Neuorganisation der Geschäftseinheit "Deutschland" sind wir gut vorangekommen. Hier haben wir gezeigt, dass wir durch Aufräumen effizienter werden können. Zudem ist die Anzahl der Verträge mit Privat- und Gewerbekunden leicht gestiegen und wir gehen davon aus, dass sich die höheren Grosshandelspreise für Strom ab dem Geschäftsjahr 2019 noch positiver auf unser Ergebnis auswirken werden als im Jahr 2018."

Neu organisiert werden derzeit die neuen Geschäftsfelder. Nach dem Weggang der bisherigen Leiterin findet nach der aktuell laufenden Bestandsaufnahme eine strategisch fokussierte Neuaufstellung statt. "Wir sehen das als Chance, hier neu durchzustarten", ergänzt Martin Steiger.

Strom- und Gasabsatz
Die Energiedienst-Gruppe verkaufte im Geschäftsjahr 2018 mit 8.341 Mio. kWh rund 3 Prozent mehr Strom als 2017 (Vorjahr: 8078 Mio. kWh). Wesentlicher Anteil an der Steigerung hatte der Übrige Stromabsatz (Handelsgeschäfte, regulatorische Geschäfte und Netznutzung), der um 506 Mio. kWh stieg.

Der Stromabsatz an Kunden ging hingegen zurück. Im Jahr 2018 sank er um rund 5 Prozent auf 4198 Mio. kWh (Vorjahr: 4442 Mio. kWh). Bei den Privat- und Gewerbekunden in Deutschland sank der Absatz vor allem witterungsbedingt, obwohl die Anzahl der Kunden leicht stieg. Die Anzahl der Geschäftskunden sank, auch hier reduzierte sich der Stromabsatz. Er verringerte sich um 143 Mio. kWh auf 2065 Mio. kWh. Im Geschäftskundensegment geht der Stromabsatz zurück, seit die Energiedienst-Gruppe nach dem Prinzip Marge vor Menge arbeitet. In der Regel kann in dieser Kundengruppe kein ausreichender Ergebnisbeitrag mehr erzielt werden. Energiedienst schliesst hier nur noch Verträge ab, wenn die Marge ausreichend ist. Der Stromabsatz an Kunden in der Schweiz sank um 69 Mio. kWh.

Der Gasabsatz sank um 17 Mio. kWh witterungsbedingt auf 253 Mio. kWh.

Stromerzeugung
Die Wasserführung am Hochrhein war 2018 historisch niedrig. Während des ersten Halbjahres lag sie über dem Durchschnitt, doch die Trockenheit in der zweiten Jahreshälfte führte dazu, dass die Erzeugung am Hochrhein insgesamt fast 10 Prozent niedriger als der langjährige Durchschnitt. Besser war die Situation in der Schweiz. Die Kraftwerke der EnAlpin-Gruppe konnten fast 6 Prozent mehr Ökostrom erzeugen als nach dem langjährigen Mittel zu erwarten war. Die Kraftwerke produzierten insgesamt rund 2.9 Mrd. kWh.

Investitionen
Die Nettoinvestitionen waren 2018 mit rund 58 Mio. Euro deutlich höher als 2017. Im Vorjahr hatten sie rund 49 Mio. Euro betragen. Die grössten Investitionen flossen in bestehende Produktionsanlagen, in die Erneuerung der Netzanlagen, in die Ertüchtigung und den Neubau von Kleinwasserkraftwerken sowie in Projekte für Wärme- und Energielösungen.

Die Wasserstofferzeugungsanlage am Wasserkraftwerk Wyhlen ging im November in den Testbetrieb. Das Leuchtturmprojekt soll durch Elektrolyse mit Strom aus erneuerbaren Energien Wasserstoff erzeugen und dabei flexibel auf den Strommarkt reagieren. Der Wasserstoff dient als Kraftstoff für Brennstoffzellenfahrzeuge, soll aber zunächst auch in der Industrie aus fossilen Energieträgern erzeugten Wasserstoff ersetzen. Energiedienst investiert etwa 6 Mio. Euro. Das Land Baden-Württemberg fördert das Projekt.

Ausblick
Die Energiedienst-Gruppe wird sich in den kommenden Jahren weiter vom reinen Energieversorger zum umfassenden Energiedienstleister entwickeln. An dieser Strategie hält die Unternehmensgruppe fest. Diese Entwicklung baut auf dem etablierten Bestandsgeschäft in Deutschland und der Schweiz auf. Die Erzeugung von Ökostrom aus eigenen und teileigenen Wasserkraftwerken, das Portfoliomanagement, die Verteilung des Stroms über eigene Netzgesellschaften sowie der Vertrieb von Strom und Gas bilden die Basis des Geschäfts.

Nachhaltige Effizienzsteigerungen auch im Rahmen der Digitalisierung werden die Marktfähigkeit weiter sichern. Die Erholung der Energiepreise, die bereits Mitte 2017 eingetreten ist, wird zu künftigen Ergebnisverbesserungen führen, sofern die Erholung nachhaltig und durchgreifend ist. Mit Netzkonzessionen steht die Energiedienst-Gruppe auch 2019 in einem intensiven Vergabewettbewerb. Die Rekommunalisierung wird in Teilen des bisherigen Netzgebiets in Deutschland ab 2019 zu Veränderungen führen, die die Unternehmensgruppe zusammen mit den Kommunen aktiv gestalten wird.

Die Energiedienst-Gruppe arbeitet weiter an Dienstleistungen und Produkten rund um die dezentrale Erzeugung. Mit einer Neuaufstellung wird wieder Schwung in die neuen Geschäftsfelder kommen. Die Margen im Schweizer Photovoltaik-Markt sind jedoch weiterhin niedrig, so dass eine Ergebnisverbesserung nur langsam eintritt.

Die Energiedienst-Gruppe rechnet bei durchschnittlicher Wasserführung und einer stabilen Entwicklung des Kapitalmarkts mit einem EBIT von 35 bis 45 Mio. Euro für das Geschäftsjahr 2019.

Zusatzinformationen

Geschäftsjahr 2018: Stromabsatz in Mio. Kilowattstunden

 

2018

2017

Veränderung

Absatz NaturEnergie Deutschland

1.559

1.733

-10.0 %

davon Privat- und Gewerbekunden

712

723

-1.5 %

davon Geschäftskunden

663

781

-19.0 %

davon Weiterverteiler

215

229

-6.2 %

 

 

 

 

Absatz Systemstrom Deutschland

1.840

1841

-0.1 %

davon Geschäftskunden

1.432

1.427

0.3 %

davon Weiterverteiler

409

414

-1.3 %

 

 

 

 

Absatz NaturEnergie Schweiz

130

128

1.9 %

Davon Weiterverteiler

130

128

1.9 %

 

 

 

 

Absatz Systemstrom Schweiz

668

740

-9.7 %

Davon Geschäftskunden

0 Kommentare

Kommentar hinzufügen