Bei diesem Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen in der Nähe von Heilbronn erzeugen Solarthermie- und Photovoltaikanlagen Solarenergie für Wärme, Strom und Elektromobilität. ©Bild: KHB-Creativ Wohnbau

Sonnenhaus-Institut: Verzeichnet weiteres Wachstum im Geschosswohnungsbau

(PM)An der Jahreshauptversammlung des Sonnenhaus-Institut e.V. am 23. November in Straubing waren zwei Trends deutlich zu erkennen: Die Zahl an Sonnenhaus-Projekten im Mehrfamilienhaus-Sektor und Geschosswohnungsbau nimmt weiter zu. Ebenso steigt die Zahl der Einfamilien-Sonnenhäuser mit Photovoltaikanlage und solarstromgeregelter Wärmepumpe.


Bei Sonnenhäusern sorgen grosse Solarthermie- und Photovoltaikanlagen für hohe Autarkie in der Energieversorgung für Wärme, Strom und Elektromobilität. Dies ist sowohl im Neubau als auch in der Bestandssanierung möglich. Das Sonnenhaus-Institut wird die Möglichkeiten weiter verbreiten und den Bau von Sonnenhäusern vorantreiben. „Unser Konzept hat ein hohes Potenzial für die Einsparung von fossilen Brennstoffen und Energiekosten sowie für den Klimaschutz“, betont Georg Dasch, 1. Vorsitzender des Sonnenhaus-Institut e.V. „Es bietet nicht nur Bauherren eine Chance, sich ein Stück weit von Energieversorgern unabhängig zu machen, sondern hat auch ein grosses Potenzial für die politische Umsetzung der Energie- und Wärmewende.“

Erstes solar beheiztes Einfamilienhaus stand in der Schweiz
In den knapp 29 Jahren seit der Einweihung des ersten rein solar beheizten Einfamilienhauses – damals von Josef Jenni in der Schweiz errichtet - wurden über 2.000 Sonnenhäuser gebaut. Seit etwa drei Jahren verzeichnet das Sonnenhaus-Institut grosse Zuwächse im Geschosswohnungsbau. „Je grösser die Anlage, desto besser ist die Wirtschaftlichkeit. Dieses Argument dürfte immer mehr Bauherren und Wohnungsunternehmen dazu bewegen, auf die solare Energieversorgung zu setzen“, erklärt Dasch die Entwicklung. Neben den Vorreiterprojekten von Josef Jenni in der Schweiz gibt es auch in Deutschland zahlreiche Mehrfamilienhaus-Projekte.

Pauschalmiete und Energieflatrate als neues Geschäftsmodell
Ein aktuelles Beispiel ist das Solar-Domizil der FASA AG in Chemnitz. Insgesamt 317 Quadratmeter Solarkollektoren werden die Hälfte des Wärmebedarfs für 30 Wohnungen mit rund 3000 Quadratmeter Wohnfläche im Solardomizil I und II solar erzeugen. In Heilbronn hat KHB-Creativ Wohnbau ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen errichtet, bei dem Solarthermie und Photovoltaik Energie für Wärme, Strom und E-Mobilität erzeugen. Und auch die beiden vernetzten energieautarken Mehrfamilienhäuser, die in Cottbus kurz vor der Fertigstellung sind, gehen auf das Sonnenhaus-Konzept zurück.

Dank grosser Solarthermie- und Photovoltaikanlagen sowie Wärme- und Stromspeichern werden die Energiekosten so gering sein, dass der Bauherr, die Wohnungsgenossenschaft eG Wohnen 1902, seinen Mietern eine Pauschalmiete mit Energie-Flatrate anbieten kann – zunächst für fünf Jahre, bei guten Erfahrungen soll sie auf zehn Jahre verlängert werden. In Wilhelmshaven ist ein ähnliches Bauprojekt, ebenfalls mit Pauschalmiete, kurz vor der Fertigstellung. Das innovative Modell hat Timo Leukefeld, Mitglied im Vorstand des Sonnenhaus-Instituts, entwickelt.

Disruption als Chance
Der Solarexperte und Zukunftsforscher Leukefeld hielt am Freitagabend den Festvortrag zum Thema „Von den Pyramiden ins Silicon Valley – warum der Blick zurück nach vorne führt“. Er plädierte dafür, die digitale Revolution als Chance zu sehen und ging vor allem auf die sogenannte Disruption ein. Als solche werden Prozesse bezeichnet, bei denen bestehende Geschäftsmodelle oder ein ganzer Markt durch stark wachsende Innovationen abgelöst oder zerschlagen werden. Der Begriff wird vor allem mit dem Umbruch durch die Digitalwirtschaft in Verbindung gebracht. „Disruption ist schon sehr alt. Es hat sie schon immer gegeben, aber die Menschen haben auch immer Anpassungsstrategien entwickelt“, sagte Leukefeld. Wenn man sich jedoch die rasant voranschreitenden Entwicklungen im Silicon Valley ansehe, dann sei hierzulande keine Zeit mehr zu verschenken. „Die Weiterentwicklungen auf Gebieten wie Künstlicher Intelligenz, Robotik und 3-D-Druck erfordern es, jetzt neue Konzepte zu entwickeln.“ Er selbst arbeitet schon an Angeboten „für die Zeit nach der Digitalisierung“. Vor diesem Hintergrund hat Leukefeld das Konzept der vernetzten energieautarken Gebäude mit Pauschalmiete und Energieflatrate entwickelt. „Das birgt Geschäftschancen für Wohnungsunternehmen, Energieversorger und Banken“, so Leukefeld.

Tatsächlich Solarstrom nutzen
„Auch beim Heizen mit Photovoltaik und Wärmepumpe sind wir Vorreiter“, sagt Georg Dasch. Dabei hebt sich das Konzept des Sonnenhaus-Instituts von den im Markt gängigen Anlagensystemen ab. Denn bei Sonnenhäusern sorgt die von Mitgliedern entwickelte Steuerung Creativ-Manager dafür, dass für den Betrieb der Wärmepumpe auch tatsächlich Solarstrom genutzt wird. Solarstrom, der gerade nicht verbraucht werden kann, wird als Wärme im grösser dimensionierten Wärmespeicher vorgehalten. „Wir werden unsere Rolle als Innovatoren im Bauwesen aufrechterhalten und neue Konzepte für die Zukunft entwickeln“, benannte Dasch ein Ziel des Sonnenhaus-Instituts. Dabei soll auch das klassische Sonnenhaus-Konzept mit einer grossen Solarthermie-Anlage und einer Holzfeuerung für die Nachheizung seinen Stellenwert behalten.

Vorstand wiedergewählt
In den turnusmässig anstehenden Wahlen wurde Georg Dasch – ebenso wie seine Vorstandskollegen – in seinem Amt bestätigt. Der Straubinger Architekt bleibt der 1. Vorsitzende des Sonnenhaus-Institut e.V. Dieses Amt hat er seit der Gründung des Vereins im Jahr 2004 inne. Sein Stellvertreter ist auch weiterhin Rainer Körner, Bauunternehmer aus Heilbronn. Timo Leukefeld bleibt Schatzmeister, der Freisinger Architekt Bernd Kerscher ist auch weiterhin der Schriftführer. Beisitzer ist Renan Sen, Geschäftsführer des österreichischen Kollektor- und Modulherstellers SST Solar. „Die politischen Rahmenbedingungen für das Sonnenhaus-Konzept sind gut. Es gibt eine Notwendigkeit, mehr für Klimaschutz und die Energiewende zu tun und auch für die nationale Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie eignet sich das Sonnenhaus“, bekräftigte Georg Dasch.

Text: Sonnenhaus-Institut e. V.

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