Absolute Werte monatliche Niederschlagssumme in mm links, monatliche Niederschlagssumme in % der Norm rechts. ©Grafik: Meteo Schweiz

Absolute Werte in % der maximal möglichen monatlichen Sonnenscheindauer links, monatliche Sonnenscheindauer in % der Norm rechts. ©Grafik: Meteo Schweiz

Wiederkerperioden in Jahren des Niederschlags-ereignisses vom 27. bis zum 29. Oktober 2018 (3 Tage). Grafik: MeteoSchweiz

Absolute Werte Monatsmitteltemperaturen °C links, Abweichung der Monatsmitteltemperatur von der Norm rechts. ©Grafik: MeteoSchweiz

MeteoSchweiz: Mild und sonniger Oktober – regional ergiebige Niederschläge

(MeteoSchweiz) Der Oktober zeigte sich in der ganzen Schweiz sehr mild und sonnig und auf der Alpennordseite niederschlagsarm. Die Alpensüdseite erlebte regional einen neuen Wärmerekord. Im Mittelland registrierten einzelne Messstandorte einen der sonnigsten Oktober seit Messbeginn. Ein massiver Wetterumschwung in den letzten Oktobertagen brachte auf der Alpensüdseite sowie in den angrenzenden Gebieten vom Oberwallis über das Gotthardgebiet bis nach Graubünden grosse Niederschlagsmengen. In den nördlichen Alpen fiel regional reichlich Neuschnee.


Monatsbilanz
Die Oktobertemperatur lag auf der Alpensüdseite 2.0 bis 2.6 Grad über der Norm 1981‒2010. In den Alpen stiegen die Werte 1.4 bis 2.0 Grad, im Mittelland 0.7 bis 1.4 Grad über die Norm. Im landesweiten Mittel übertraf der Oktober die Norm 1981‒2010 um 1.5 Grad. Die landesweite Oktoberwärme liegt damit auf Rang sechs seit Messbeginn 1864.

Die Niederschlagssummen erreichten im Oktober von den Wallisern Südtälern über das Oberwallis, das Gotthardgebiet und das Tessin bis nach Graubünden verbreitet 150 bis 250 Prozent der Norm. Lokal gab es auch Werte über 250 Prozent der Norm. In der Westschweiz lieferte der Oktober hingegen gebietsweise nur 20 bis 30 Prozent der Norm 1981‒2010. In den übrigen Gebieten der Schweiz lagen die Niederschlagsmengen meist zwischen 30 und 60 Prozent der Norm.

Die Sonnenscheindauer bewegte sich vom Wallis über das Gotthardgebiet und das Tessin bis nach Graubünden meist zwischen 110 und 120 Prozent der Norm 1981‒2010. Die übrige Schweiz erhielt verbreitet 130 bis 170 Prozent der Norm. Lokal erreichten die Werte auch 180 bis 190 Prozent der Norm.

Der Monat im Detail

Rekordwärme auf der Alpensüdseite
Am Messstandort Lugano erreichte die Monatsmitteltemperatur mit 15.3 Grad einen neuen Oktoberrekord. Der bisherige Rekordwert lag bei 15.1 Grad, gemessen in den Jahren 2014 und 2001. Eine neue Rekordwärme brachte der Oktober auch in Locarno-Monti mit einem Monatsmittel von 15.1 Grad. Auf Rang zwei liegen hier die beiden Oktobermonate aus den Jahren 2017 und 2001 mit je 14.8 Grad. Die Temperaturmessreihe von Lugano reicht bis 1864, jene von Locarno-Monti bis 1883 zurück.

Wechselhafter Monatsbeginn
Zum Monatsbeginn floss aus Nordwesten feuchte Kaltluft zur Alpennordseite. Am 1. fiel in der ganzen Schweiz Niederschlag. Ab dem 2. zeigte sich die Alpensüdseite mit Nordwind sonnig mit Tageshöchstwerten zwischen 20. und 26 Grad. Im Norden blieb es derweil oft trüb und lokal fiel etwas Regen. Die Tagesmaximumtemperatur bewegte sich verbreitet zwischen 12 und 17 Grad. Am 3. gab es im Genferseegebiet mit zunehmendem Hochdruckeinfluss aus Westen um 20 Grad.

Ein Hochdruckgebiet über Europa brachte am 4. und 5. Oktober in der ganzen Schweiz viel Sonnenschein. Der Jahreszeit entsprechend lagen über dem Flachland der Alpennordseite herbstliche Morgennebel. Die Tageshöchstwerte erreichten 19 bis 24 Grad.

Am 6. führte ein Tief über Norditalien feuchte Luft zur Alpensüdseite. Auf der Alpennordseite blies schwacher Föhn. Am Folgetag wurde ein Tief über Frankreich in der Westschweiz mit etwas Regen wirksam. Über der Ost-schweiz und der Alpensüdseite lachte bereits wieder mehrheitlich die Sonne.

Anhaltend sonniges Herbstwetter
Wie bereits im Vorjahr 2017 brillierte der Oktober mit einem prächtigen Altweibersommer mit oft stahlblauem Himmel und Tageshöchsttemperaturen im sommerlichen Bereich. Vom 8. bis am 17. Oktober lag die Schweiz im Einflussbereich eines kräftigen Hochdruckgebiets über Osteuropa. Unmittelbar anschliessend an das Osteuropa-hoch dehnte sich am 18. ein Atlantikhoch nach Mitteleuropa aus. Es war in der Schweiz bis am 26. Oktober wetterbestimmend.

Das anhaltende Schönwetter wurde regional nur kurz unterbrochen. Am 10. und 11. Oktober sowie am 15. entstand an der Westflanke des Osteuropahochs eine Föhnströmung über dem Alpenraum. Auf der Alpensüdseite war es an diesen Tagen meist trüb. Am 10. und 15. fiel lokal auch etwas Regen.

Oktobersonne lokal im Rekordbereich
Die lange Hochdruckperiode brachte viel Sonnenschein. Trotz häufigem Nebel am Vormittag registrierten einzel-ne Messstandorte im Mittelland einen der sonnigsten Oktobermonate seit Messbeginn. Neuchâtel erlebte mit 183 Sonnenstunden den zweitsonnigsten Oktober in der seit 1959 verfügbaren homogenen Messreihe. Der letztjährige Rekordoktober brachte hier 193 Sonnenstunden. In Zürich war es mit 170 Sonnenstunden der drittsonnigste, in Genf mit 173 Sonnenstunden der viertsonnigste Oktober seit Messbeginn. In Zürich reicht die Messreihe der Sonnenscheindauer bis 1884, in Genf bis 1897 zurück.

Erster Oktober-Hitzetag seit Messbeginn
Am 24. und 25. Oktober lag die Schweiz am Ostrand des Atlantikhochs in einer kräftigen Nordwestströmung. Auf der Alpensüdseite fegte der Nordföhn durch die Täler. Er trieb am 24. die Temperatur auf neue Oktoberhöchstwerte. Locarno-Monti registrierte mit einem Tagesmaximum von 30.5 Grad den ersten Hitzetag im Oktober in der Schweiz. In Magadino blieb der Tageshöchstwert von 29.6 Grad knapp unter der Hitzegrenze.

Im Süden viel Regen
Auf den 27. Oktober erfolgte eine massive Wetterumstellung, welche sich auf der Alpensüdseite bereits am 26. durch ausgedehnte Bewölkung ankündigte. Mit einer kräftigen Südwestströmung floss mildfeuchte Luft zur Alpen-südseite, während die Alpennordseite aus Nordosten von Kaltluft erfasst wurde.

Auf der Alpensüdseite fielen innerhalb von drei Tagen (27. bis 29.10.) verbreitet 200 bis 300 mm Niederschlag. Das westliche Tessin verzeichnete auch Werte zwischen 300 und 420 mm. In vielen Gebieten der Alpensüdseite sind solche 3-Tagessummen nicht ungewöhnlich. Sie sind über einen langen Zeitraum betrachtet etwa alle 3 bis 10 Jahre zu erwarten. Aussergewöhnlich waren die 3-Tagessummen hingegen im Puschlav. Die gefallenen rund 200 mm treten hier seltener als alle 50 Jahre auf. Im Bergell und im Misox liegen die Wiederkehrperioden bei 10 bis 20 Jahren.

In den angrenzenden Gebieten vom Oberwallis über das Gotthardgebiet bis nach Nordbünden und ins Oberengadin erreichten die Niederschlagsmengen 150 bis 240 mm. Im Oberwallis und im Gotthardgebiet sind solche 3-Tagessummen über einen langen Zeitraum betrachtet etwa alle 5 bis 10 Jahre zu erwarten. Lokal gab es auch Mengen mit Wiederkehrperioden zwischen 15 und 30 Jahren.

Selten oder sehr selten sind solche 3-Tagessummen in Nordbünden und im Engadin. Die Wiederkehrperioden liegen verbreitet über 25 Jahren. Lokal waren die Starkniederschläge der vergangenen drei Tage sogar extrem aussergewöhnlich, so im Albula- und im Juliergebiet sowie im Oberengadin. Für diese Gebiete ergeben die Berechnungen Wiederkehrperioden von 100 Jahren oder mehr.

Niederschlagsmengen in Rekordhöhe
In Segl-Maria fiel mit 225 mm die höchste Dreitagessumme seit Messbeginn 1864. Der bisherige Rekordwert vom November 2002 war mit 223 mm allerdings vergleichbar hoch. Savognin registrierte eine Dreitagessumme von 213 mm. Das ist nur unbedeutend weniger als der Rekordwert von 214 mm vom November 2002. Die Messreihe von Savognin reicht bis 1892 zurück.

Im Norden viel Schnee
Zu Beginn des mehrtägigen Niederschlagsereignisses sank am östlichen Alpennordhang die Schneefallgrenze regional bis auf 500 m. In Graubünden gab es vom 27. auf den 28. Oktober oberhalb von 1200 m 40 bis 70 cm Neuschnee. Arosa auf 1878 m fiel innert Tagesfrist ein neuer Oktoberrekord von 72 cm. Letztmals ähnlich viel Neuschnee im Oktober verzeichnete Arosa 1972 mit 68 cm und 1917 mit 65 cm innerhalb eines Tages. Alle übrigen Oktoberschneefälle lieferten in Arosa Tagessummen unter 50 cm. Die Aroser Neuschnee-Messreihe reicht bis 1890 zurück.

Massiver Südsturm
Das Tiefdruckgebiet Vaia, welches die grossen Niederschlagsmengen brachte, überquerte in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober die Alpen von Süden nach Norden. Die Alpensüdseite wurde dabei von einem ungewöhnlich starken Scirocco erfasst. In den Tieflagen bewegten sich die höchsten Windspitzen zwischen 80 und 110 km/h. Lugano meldete den herausragenden Wert von 128 km/h. Hier brachte nur der Gewittersturm von 4. Juli 2000 mit 130 km/h eine geringfügig höhere Windspitze.

Über den Alpen tobte derweil ein heftiger Föhnsturm. Die Windspitzen erreichten auf dem Gütsch (2283 m ü.M.) oberhalb Andermatt 213 km/h, auf dem Piz Martegnas (2670 m ü.M.) bei Savognin 181 km/h und auf dem Gor-nergrat (3129 m ü.M.) bei Zermatt 168 km/h. Auf dem Gütsch war es die dritthöchste Windspitze seit Messbeginn 1981. Auch in den nordalpinen Föhntäleren stiegen die Windspitzen lokal auf hohe Werte. So lag das Maximum in Elm im Glarnerland bei 130 km/h.

Verbreitet Rekorde beim Druckminimum
Während das Tiefdruckgebiet Vaia vom 29. auf den 30. Oktober die Alpen überquerte, sank der Druck in der Schweiz vebreitet auf den tiefsten Oktoberwert seit Messbeginn. Von den verfügbaren 74 Druckmessstandorten registrierten 48 neue Oktobertiefstwerte. Darunter befinden sich Standorte mit sehr langen Druckmessreihen wie Neuchâtel mit Messbeginn 1901 und der Säntis mit Messbeginn 1864.

Dazu noch eine interessante historische Parallele: Nach dem Hitzesommer 2003 wurde am 31. Oktober 2003 an 45 Messstandorten der tiefste oder zweittiefste Oktoberdruck registriert. Über den Alpen herrschte eine kräftige Südströmung mit heftigem Föhn. Für die Alpensüdseite, Uri und Graubünden gab es eine Starkregenwarnung.

Klimabulletin Oktober 2018 >>

Text: MeteoSchweiz

Artikel zu ähnlichen Themen

0 Kommentare

Kommentar hinzufügen