Eine konsequente Schweizer Energiepolitik sollte darauf basieren, dass die Anforderungen an die Eigenstromversorgung – insbesondere im Winter – politisch festgelegt werden.

Swisscleantech zur SES-Studie: Richtige Anreize für die Energiewende setzen

(CZ) Die Schweizerische Energie-Stiftung hat Ende Oktober eine Studie publiziert, die die Energiepolitik der Schweiz kritisch analysiert (siehe ee-news.ch vom 31.10.2018 >>). Swisscleantech teilt viele Einschätzungen der Studie, möchte die Nachfrageoptik aber mehr in den Vordergrund rücken.


Die Grundaussagen der SES-Studie können in einem Satz zusammengefasst werden: Der Ausbau der erneuerbaren Energien geht in der Schweiz nicht schnell genug und die Investitionsbedingungen bieten kaum Anreize, um hierzulande kostengünstige, grosse PV-Anlagen zu bauen. Tatsächlich bestätigt diese Aussage auch die Resultate, die Swisscleantech im laufenden Jahr in Zusammenarbeit mit Firmenvertretenden an mehreren Fokusgruppen herausgearbeitet hat.

Transportstrategie bietet keine Gewähr
Swisscleantech teilt im Grundsatz die Einschätzungen der Studie: Die aktuelle Energiepolitik bietet in der Schweiz schlechtere Bedingungen als im Ausland. Das wird zu einer Importstrategie führen. Solange die Transportleitungen freie Kapazitäten haben und sich in Europa keine protektionistischen Tendenzen durchsetzen, mag das die günstigste Strategie sein. Sie bietet jedoch keine Gewähr, dass CO2-freier Strom für die Schweiz zur Verfügung steht und birgt ausserdem ein Versorgungs- und Reputationsrisiko. Swisscleantech ist der Meinung, dass dieses Risiko vermieden werden sollte.

Aus der Sicht von Swisscleantech wird in der Studie jedoch zu wenig differenziert aus einer Nachfrageoptik argumentiert. Die Förderpolitik der Schweiz sollte sich vermehrt auf die Entschädigung der Stromproduktion im Winter ausrichten. Die hohen Entschädigungen für die Windkraft, die im Winter immerhin zwei Drittel ihrer Gesamtproduktion erzeugt, sind deutlich weniger problematisch als die etwa gleich hohen Entschädigungen für neue kleine Wasserkraftwerke. Denn die Wasserkraft hat ihr Produktionsmaximum im Sommerhalbjahr.

Solaranlagen für Winter optimieren
Auch die Solarenergie produziert natürlich im Sommer am meisten Energie. Aber wie die Studie sehr gut darstellt, produzieren Solaranlagen auch im Winter und die Anlagen können für diese Saison optimiert werden. Die Solarenergie könnte bald zu einem sehr wichtigen Pfeiler für die Stromversorgung im Winter werden.

Anforderungen politisch festlegen
Allgemein gilt: Eine konsequente Schweizer Energiepolitik sollte darauf basieren, dass die Anforderungen an die Eigenstromversorgung – insbesondere im Winter – politisch festgelegt werden. Anhand der definierten Eigenstromversorgung gilt es, einen Ausbaupfad zu bestimmen und die richtigen, marktwirtschaftlichen Anreize zu setzen, damit die Anlagen möglichst kosteneffizient zugebaut werden.

Davon sind wir in der Schweiz im Moment noch meilenweit entfernt.

Text: Christian Zeyer, Swisscleantech

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1 Kommentare

Martin Bölli

Wasserkraft - Sommerproduktion? Was für die Grosswasserkraft dank Gletscherschmelze stimmen mag, ist bei der Kleinwasserkraft komplett falsch. Kleinwasserkraftwerke (und insbesondere Kleinstwasserkraftwerke) produzierten in den letzten 12 Monaten insbesondere zwischen November und März - und danach praktisch gar nicht mehr. Da werden zuviele pauschalen Aussagen vermischt, ohne dass eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema stattgefunden hat.

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