Die Umfrage hat gezeigt, dass die grossen Stromversorger der Schweiz als Vertreter der Kernenergie wahrgenommen werden. Bild: Fairpower

Bachelorarbeit: Warum Konsumenten Ökostrom (nicht) kaufen

(PM) Im Rahmen einer Bachelorarbeit an der ZHAW School of Management and Law untersuchte der Student Claudio Suter die Treiber und Barrieren für den Wechsel auf Ökostromprodukte. Hohem Umweltbewusstsein stehen mangelnde Transparenz und fehlender Wettbewerb gegenüber. Ökostrom ist immer noch ein Nischenprodukt für Pioniere. Traditionelle Anbieter leiden unter dem Kernkraft-Image und bemühen sich zu wenig um Aufklärung.


Stromkonsumentinnen und Stromkonsumenten haben ein hohes Umweltbewusstsein und sind bereit, einen Aufpreis für ökologisch hergestellten Strom zu bezahlen. Dieser guten Ausgangslage stehen jedoch einige Wechselbarrieren entgegen.

Herkunftsgarantie von einem Drittanbieter
Anders als in der Europäischen Union herrscht in der Schweiz ein regulierter Markt für Privathaushalte und Gewerbekunden (kleiner 100'000 kWh pro Jahr). Das heisst, dass Stromkonsumentinnen und Stromkonsumenten den Stromanbieter nicht wählen können und an den lokalen Grundversorger (Elektrizitätswerk) gebunden sind. Es ist der grossen Mehrheit nicht bekannt, dass aber jeder Stromkonsument die Stromquellen bestimmen kann. Die sogenannte Herkunftsgarantie kann, ähnlich wie bei einer Zusatzversicherung beim Gesundheitswesen, von einem Drittanbieter gekauft werden.

Kein Interesse an Ökostromprodukten
Eine Online-Umfrage, die im Rahmen einer Bachelorarbeit an der ZHAW School of Management and Law durchgeführt wurde zeigt, dass vor allem sogenannte Konsum-Pioniere (9 %), Personen, die sich aktiv mit Stromprodukten auseinandersetzen, für einen Wechsel zu Ökostrom bereit sind. Die Mehrheit der Stromkunden muss den Umgang mit Stromprodukten erst lernen, weshalb ein gewisses Mass an Aufklärungsarbeit durch die Anbieter unumgänglich ist. 25 % der Umfrageteilnehmer geben an, dass sie kein Interesse an Ökostromprodukten haben. Unter dieser tiefen Motivation leidet der Wissensstand der Konsumenten. Beispielsweise wissen nur die wenigsten über den aktuellen Schweizer Strommix (34 %) oder den pro-Kopf Stromkonsum (28 %) Bescheid. Darüber hinaus kennt nur die Hälfte (51 %) aller Befragten ihren Stromversorger und lediglich 25 % der Befragten wissen, welches Stromprodukt sie beziehen. Ebenso scheinen Herkunftsnachweise (HKN) und Ökostromzertifikate weitgehend unbekannt zu sein.

Es gibt, nebst einem guten Kundenservice, vor allem einen Grund, der für einen Wechsel auf einen neuen Naturstromanbieter spricht. Die Umfrage hat gezeigt, dass die grossen Stromversorger der Schweiz als Vertreter der Kernenergie wahrgenommen werden. Für viele Befürworter erneuerbarer Energien wirkt die Tatsache, dass solche Anbieter gleichzeitig Ökostrom und Strom aus Kernkraftwerken in ihren Produktportfolios führen, nicht vertrauensbildend.

Text: Fairpower

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1 Kommentare

Max Blatter

Ja: leider ist es wohl so wie es im Artikel steht: "Für viele ... wirkt die Tatsache, dass ... Anbieter gleichzeitig Ökostrom und Strom aus Kernkraftwerken ... führen, nicht vertrauensbildend." Das alte Gegeneinander statt Miteinander in der Energieszene! Dabei haben wir uns ja in der Schweiz politisch darauf geeinigt: Umstellung auf "Erneuerbar" so rasch wie wirtschafts- und sozialverträglich möglich; Nutzung bestehender Kernkraftwerke so lange wie nötig und sicherheitstechnisch verantwortbar. Die EVU haben das (teils widerwillig, teils aber auch bereitwillig) akzeptiert; nun sollten es auch "Ökofreaks" mal so hinnehmen!

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