Timo Leukefeld an der Geburtsstätte des Silicon Valleys: „Angst und Festhalten an Altem ist nicht die Lösung, wenn man von einem neuen, nicht mehr aufhaltbaren Trend fast überrollt wird, der viele Chancen eröffnet.“ ©Bild: Fa. Timo Leukefeld

Timo Leukefeld: Chancen der Digitalisierung für Energieversorgung von Gebäuden nutzen

(SHI) Inspiriert von einer Unternehmerreise in das Silicon Valley, Kalifornien, regt Timo Leukefeld, Mitglied im Vorstand des Sonnenhaus-Instituts, an, Trends aus dem Vorreiterland der Digitalisierung auch in Deutschland stärker zu nutzen. „Wir müssen viel mehr tun, um den Anschluss im weltweiten Vergleich nicht zu verlieren“, ist er überzeugt.


Das Sonnenhaus-Institut integriere in seinem Bau- und Energiekonzept bereits neueste Trends, zum Beispiel mit dem Bau von Smart Homes einschliesslich der Einbindung der Wärmetechnik, Stromerzeugung und Elektromobilität in das solare Baukonzept. „Wir werden die Ergebnisse aber noch auswerten und sehen, was derzeit zum Umsetzen sinnvoll erscheint.“

Selbstfahrende Fahrzeuge
Die Reise Ende April 2018 führte zu Internetkonzernen wie Facebook, Google, Uber, Airbnb und Zappos, aber auch zur Tesla-Fertigung, in den Apple-Park und auf den Stanford-Campus. Ein Thema war das autonome Fahren. „Besonders faszinierend ist, wenn man vor Ort bereits selbstfahrende Fahrzeuge sieht“, erzählt Leukefeld. In Kalifornien gibt es bereits 52 zugelassene Hersteller. „Nicht nur Tesla und ein bis zwei weitere, wie man bei uns vermutet“, so der Energieexperte. Google bzw. die Tochterfirma Waymo hat mehr als 600 Fahrzeuge im Selbstfahrmodus auf der Strasse und testet bereits Robotertaxiflotten. Nicht nur in den USA, sondern auch in China fahren diese bereits im Testbetrieb.

Lieber handeln statt abwarten
Wie entstehen Innovationen? Und welche Unternehmenskultur fördert sie? Das waren zentrale Themen auf der einwöchigen Reise. „Die Geschwindigkeit in dieser Gegend ist extrem hoch“, stellt Leukefeld fest. Es werden keine detaillierten Pläne geschmiedet und ausgereifte Produkte entwickelt, sondern Ideen werden schrittweise ausprobiert und getestet. „Wenn diese Innovationen nicht ankommen, fällt es offensichtlich auch viel leichter, sie loszulassen, weil die Entwicklungskosten nicht so hoch waren.“ Beeindruckt hat Leukefeld auch die amerikanische „Can do-Mentalität“. „Sie identifizieren Probleme im Markt und packen sie an. Und wenn ein Fehler passiert ist, wird nicht lange gegrübelt, wie das passieren konnte, sondern gesehen, wie man es künftig besser machen kann.“

Die Lösungen liegen in der Regel im digitalen Bereich. „In Deutschland ist das Wort Digitalisierung noch ein Schreckgespenst“, bedauert Leukefeld. „Viele Menschen haben Angst vor den Konsequenzen. Dabei sollten wir uns viel mehr auf die Chancen durch die digitale Vernetzung konzentrieren.“

Sinnvolle Lösungen
In den USA würden damit sehr sinnvolle Lösungen umgesetzt. Als Beispiel nennt Leukefeld den Bereich Bauen. Ein Ziel sei es, preisgünstiger zu bauen und Lösungen für den Handwerkermangel zu finden. Digitale Lösungen können dann beispielsweise 3-D-Drucker sein, mit denen schon Bauteile für ganze Häuser gefertigt werden können, sowie Ziegel-Roboter, also LKWs, die mit Schwenkarmen mit den transportierten Ziegeln die Wände gleich hochziehen.

Sonnenhäuser mit Smart Home-Technik
Auf das Sonnenhaus-Institut bezogen, sieht Leukefeld bereits die Umsetzung digitaler Lösungen im Bauen. So werden sämtliche Energieflüsse wie die Heizung, Haushaltsstrom und Elektromobilität digital geregelt, verteilt und gespeichert, gegebenenfalls auch vernetzt. „Auch die energetische Hausautomation ist im Sonnenhaus-Standard verwurzelt. Heute werden Energieflüsse auf einem Tablet-Computer oder per App auf dem Handy abgerufen. Das ist Standard“, ergänzt Rainer Körner, 2. Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts. „Selbstlernende Steuerungen, die Energieverbräuche voraussagen und die Speicher entsprechend laden oder leeren, sind keine ferne Zukunftsszenarien mehr, sondern schon vielfach eingesetzt. Das Sonnenhaus-Institut ist zukunftsweisend dabei.“

Ausserdem wurden Sonnenhäuser mit komplett vernetzter Haustechnik gebaut wie beispielsweise das Smart Home von Matthias Gemeinhardt, einem Mitglied des Sonnenhaus-Instituts, in Oberfranken (siehe ee-news.ch vom 21.10.2017 >>). In seinem Einfamilienhaus regelt die Hausautomation die komplette Haus- und Energietechnik, angefangen bei den Fensterrollläden über die Lichtsteuerung im gesamten Haus bis hin zur Steuerung der Energietechnik inklusive Solarthermie und Photovoltaikanlage, Wärme- und Stromspeicher sowie Wärmepumpe. „Assistenzsysteme, zum Beispiel für die Sicherheit, erhöhen die Nutzerfreundlichkeit und sorgen für Sicherheit und Komfort. Energiemanagementsysteme steuern die Energieerzeugung und optimieren die Energiespeicherung und den Verbrauch“, sagt Leukefeld. Ausserdem werden Häuser immer mehr zur Tankstelle, wie es auch schon bei Sonnenhäusern der Fall ist. Photovoltaikanlagen auf dem eigenen Dach liefern Solarstrom für die Batterie im Elektroauto.

Bauen der Zukunft: Vernetzte energieautarke Gebäude
Wie das Bauen der Zukunft mit Einsatz von viel Sonnenenergie aussehen kann, zeigt Leukefeld mit seinem Unternehmen „Timo Leukfeld – Energie verbindet“ aktuell in Cottbus. Hier baut die Wohnungsgenossenschaft eG Wohnen gerade zwei vernetzte energieautarke Mehrfamilienhäuser, die dank grosser Solarthermie- und Photovoltaikanlagen sowie Langzeitenergiespeichern eine Pauschalmiete inklusive Energieflatrate ermöglichen (siehe ee-news.ch vom 22.6.2018 >>). Die Gebäude werden im August fertiggestellt sein. Weitere Bauprojekte dieser Art laufen bundesweit. In Berlin und Dresden plant Leukefeld ganze Quartiere mit vernetzten energieautarken Gebäuden.

Auch beim Sonnenhaus-Institut gehen immer häufiger Anfragen für Smart Homes ein. „Die Bauherren, die heute in den 30ern sind, sind mit digitalen Medien aufgewachsen. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, dass so viel wie möglich digital gesteuert wird“, sagt Rainer Körner, selbst Bauunternehmer.

Fazit
Timo Leukefeld zieht Bilanz: „Angst und Festhalten an Altem ist nicht die Lösung, wenn man von einem neuen, nicht mehr aufhaltbaren Trend fast überrollt wird, der noch dazu viele Chancen eröffnet.“

Text: Sonnenhaus-Institut e. V.

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