SpiezSolar-Vizepräsident Ruedi Steuri: «Wir bewohnen in Spiez ein energetisch fortschrittliches Haus mit einer Warmwasser- und Stromerzeugung, die den Eigenbedarf um das Anderthalbfache überschreitet.» Bild: T. Rütti

«2017 hat die EU erstmals mehr Strom aus Wind, Sonnenenergie und Biomasse produziert als aus Braun- und Steinkohle» freut sich Michael Grogg von der Spiezer InnoPlan Grogg GmbH. Bild: T. Rütti

Genossenschaft SpiezSolar: 99 Mal Sonnenstrom und Warmwasser vom eigenen Dach

(©TR) Mit der «Aktion 99 – Gemeinsam miteinander» bietet die Berner Oberländer Genossenschaft SpiezSolar ein Angebot für Sonnenstrom und Warmwasser vom eigenen Dach zu festen Preisen an. Geplant ist, in der Spiezer Region an Thunersee an die hundert neue Solaranlagen-Vorhaben anzuregen und zur Realisierung zu bringen.


Doppelt so viel Solarenergie wie im Durchschnitt
Für die neueste Kampagne hat sich die Berner Oberländer Genossenschaft SpiezSolar mit über 20 lokalen Firmen der Elektro- und Heizungsbranche zusammengetan, um gemeinsam in Spiez und Umgebung an die hundert neue Photovoltaik- oder Warmwasser-Kollektoranlagen auszulösen. «Die ‹Aktion 99›, welche in der Region den Bau von annähernd hundert neuen Solaranlagen anstossen will, ist ein ehrgeiziges Unterfangen, doch wir sind gut unterwegs, ganz im Sinne der Energiestrategie des Bundes und der Bestrebungen des Kantons Bern sowie des Re-Audits des Labels Energiestadt Spiez», so Ruedi Steuri, Vizepräsident der Genossenschaft. Auch sein Kollege Michael Grogg legt sich in diesen Fragen mächtig ins Zeug. Laut Architekt und Solarplaner Grogg sind die Voraussetzungen in der Region sogar sehr gut: Mit aktuell 5 bis 6 Prozent solarer Stromerzeugung wird in Spiez doppelt so viel Solarenergie produziert wie im schweizerischen Durchschnitt.

Photovoltaik-Anlage auf  den Eigenverbrauch ausrichten 
Es gilt: Die Stromkosten können deutlich reduziert werden, wenn die Anlage auf den Eigenverbrauch ausgerichtet wird. «Tatsache ist allerdings auch, dass wir diese Potential noch kaum nutzen. Ende 2016 waren in Spiez erst auf 5% der Dachflächen Photovoltaik-Anlagen installiert», erklärte Michael Grogg von der Spiezer InnoPlan Grogg GmbH am 20. Februar anlässlich eines Informationsabends von SpiezSolar; die Genossenschaft hatte zuvor bereits vergleichbare Anlässe in Spiez und Wimmis durchgeführt. 

Zusammengerechnet 150 Interessenten und Besucher
Allein im Rahmen der im vergangenen Jahr lancierten «Aktion 99 – Gemeinsam miteinander» konnten bis heute zusammengerechnet 150 Interessenten und Besucher von entsprechenden Anlässen mit Informationen aus dem Bereich erneuerbare Energien, namentlich Solarenergie, bedient werden. Vizepräsident Steuri konnte bei seinen Ausführungen auch auf selber gemachte Erfahrung zurückgreifen: «Mit meiner Familie bewohne ich in Spiez ein energetisch fortschrittliches Haus mit einer Warmwasser- und Stromerzeugung, die den Eigenbedarf um das Anderthalbfache überschreitet. Die Isolation der Gebäudehülle besteht übrigens aus Schafwolle.»

Erneuerbare Energien in der EU auf Platz 1
In welche Richtung es in Europa energietechnisch geht, zeigt eine Ende Januar 2018 erschienene Medienmitteilung (siehe ee-news.ch 1.2.18 >>): «2017 hat die EU erstmals mehr Strom aus Wind, Sonnenenergie und Biomasse produziert als aus Braun- und Steinkohle.» Damit belegen in der EU erneuerbare Energien erstmals seit Menschengedenken den ersten Platz! Dass sich das Unterfangen «Aktion 99 – Gemeinsam miteinander» auch bei uns rechnet, zeigten die von Michael Grogg erörterten Beispiele von lohnenswerten Solaranlagen: Hausbesitzern können Photovoltaik-Aufdach-Anlagen unter 10‘000 Franken und Indach-Anlagen unter 14‘000 Franken angeboten werden, die den Stromverbrauch – ohne Warmwasser und Heizung – von anderthalb Wohnungen produzieren. Oder Warmwasseranlagen unter 14‘000 Franken mit einem Deckungsgrad von bis 70 Prozent eines 4-Personen-Haushaltes.

Baulichen Aspekte und Richtlinien von Solaranlagen
Die von Grogg und Steuri skizzierten Preise ergeben sich dank Einmalvergütung und Steuerabzug. Selbstverständlich wurde auch über die baulichen Aspekte und Richtlinien von Solaranlagen informiert. Nach vorgängiger Meldung an die Baubehörden dürfen die Anlagen absolut bewilligungsfrei installiert werden, sofern sie Kriterien erfüllen wie kompakt, vollflächig, rechteckig, symmetrisch sowie der Dachform angepasst. Erforderlich wird eine Baubewilligung hingegen, wenn die Anlagen davon abweichen und beispielsweise in oder an die Fassade montiert werden. Bewilligungspflichtig ist überdies die Installation von mehreren Rechtecken sowie gestaffelt auf dem Dach angebrachte sowie freistehende Anlagen, desgleichen Anlagen, die an denkmalgeschützten Gebäuden installiert werden sollen. Eine Blendwirkung resultiert aus Anlagen, welche mit einer Neigung von 60° oder mehr montiert werden, was die Anlagen ebenfalls bewilligungspflichtig macht. Am Infoanlass standen den Interessenten nebst den beiden Referenten einige Vertreter der mitmachenden Installationsfirmen Red und Antwort. Die Verwaltung der Genossenschaft SpiezSolar arbeitet übrigens ehrenamtlich.

Aufdach- oder Indach-Anlagen, Warmwasser-Kollektor-Anlagen

  • Variante 1: Photovoltaik-Aufdach-Anlage fertig installiert für unter CHF 10‘000.–
  • Variante 2: Photovoltaik-Indach-Anlage, fertig installiert für unter CHF 14‘000.–

Beide PV-Anlagen mit Grundpaket von 24 Panels à 285 W = 6.84 kWp, ergibt einen Jahresertrag von ca. 6‘800 kWh, folglich Strom für 1.5 Haushalte ohne Warmwasser und Heizung.

  • Variante 3: Warmwasser-Kollektoranlage, fertig installiert für unter CHF 14‘000.–

Beinhaltet 3 Kollektoren à 2.5 m², 15 m Solarleitung, Solarboiler 500 Liter, täglicher Ertrag von fast 200 Liter Warmwasser für 4 Personen, Deckungsgrad für ein EFH bei ca. 60-70%.

Weitere Infos: www.spiezsolar.ch/aktion99/

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch, Quelle: FRUTIGLÄNDER vom 23. Februar 2018

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