Marcel Keiffenheim von Greenpeace Energy: „In dieser Legislaturperiode muss der Einstieg in den Ausbau der Speicher-Infrastruktur gelingen. Auch hierfür müssen die Unterhändler bei ihren nächsten Treffen unbedingt nachlegen.“

Greenpeace Energy: Klimaziel beerdigen ist mut- und ambitionslos

(PM) In Deutschland haben die Union und die SPD im Rahmen der Sondierungsgespräche für eine Regierungskoalition offenbar erste Einigungen zu den Themen Energie und Klimaschutz erzielt. Laut Medienberichten verständigten sich die Unterhändler am Montag unter anderem darauf, eine Senkung der Stromsteuer zu prüfen sowie die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Speichertechnologien zu verbessern. Zudem heißt es in einem gemeinsamen Arbeitspapier, dass das Klimaziel für 2020 nicht erreicht werden könne.


Es kommentiert Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy:

Mut- und ambitionslos
„Dass die GroKo-Unterhändler (Unterhändler für eine grosse Koalition) das deutsche Klimaziel für 2020 offenbar vorauseilend beerdigen wollen, ist insgesamt ebenso mut- wie ambitionslos. Und: Alleine die Stromnebenkosten zu reduzieren, springt zu kurz. Sinnvoller wären neue finanzielle Anreize für mehr Klimaschutz: Die Kosten für EEG-Umlage und Netzentgelte sollten flexibilisiert werden und sich am aktuellen Börsenstrompreis ausrichten. Die künftige Bundesregierung sollte die Stromsteuer durch eine CO2-Steuer ersetzen. Diese würde endlich die heutige Marktverzerrung zugunsten fossiler Kraftwerke beenden, die ihre Klima- und Umweltkosten bisher auf die Gesellschaft abwälzen. Eine klug ausgestaltete CO2-Steuer würde also zugleich die Wirtschaftlichkeit erneuerbarer Energien verbessern, was wiederum die EEG-Umlage senken würde. Gleichwohl ist ein rascher Kohleausstieg für den Klimaschutz unverzichtbar.

Überfälliger Schritt
Dass die GroKo-Unterhändler offenbar die Bedingungen für Stromspeicher verbessern wollen, ist ein längst überfälliger Schritt. Insbesondere flexible Langzeitspeicher wie Power-to-Gas (Windgas) werden notwendig sein, um bei hohen Anteilen erneuerbarer Energien die Versorgungssicherheit zu garantieren. Das gilt auch schon für das in den Sondierungsergebnissen für das Jahr 2030 formulierte Ziel von 65 Prozent Erneuerbaren-Anteil. Deshalb muss noch in dieser Legislaturperiode der Einstieg in den Ausbau der Speicher-Infrastruktur gelingen. Auch hierfür müssen die Unterhändler bei ihren nächsten Treffen unbedingt nachlegen.“

Die von Greenpeace Energy beauftragte Studie „Die kalte Dunkelflaute“ von 2017 zeigt den Bedarf von flexiblen Langzeitspeichern in einem von erneuerbaren Energien dominierten Stromsystem ausführlich auf.

Studie: Die kalte Dunkelflaute – Robustheit des Stromsystems bei Extremwetter >>

Text: Greenpeace Energy eG

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1 Kommentare

Max Blatter

"Gleichwohl ist ein rascher Kohleausstieg für den Klimaschutz unverzichtbar." Hier hat Greenpeace für einmal zu 100% Recht! Aus meiner Sicht hat man sich in Deutschland etwas zu einseitig auf den Atomausstieg gestürzt und dabei den Kohleausstieg vernachlässigt - das konnte nicht gutgehen. Versäumtem nachzutrauern bringt aber nichts. Sollten die Ziele für 2020 nicht mehr erreichbar sein (ich kenne die deutsche Energiestatistik zu wenig, um das beurteilen zu können), dann darf man dies auch eingestehen; wichtig ist, dass jetzt die Weichen rasch richtig gestellt werden.

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