Die mehrmonatige Stilllegung von etwa 15 GW französischer Atomkraftwerkskapazität im Winterhalbjahr 2017/18 hätte einen erheblichen Einfluss auf das französische Strompreisniveau.

Enervis: Vorübergehender Stillstand französischer AKW könnte Strompreisniveau kurzfristig deutlich heben

(PM) Nach einem aktuellen Bericht der französischen Atomaufsicht ASN, sind die Kühlsysteme bei knapp der Hälfte der Kernkraftwerke in Frankreich technisch derart in Mitleidenschaft gezogen, dass sie Überschwemmungen oder Erdbeben womöglich nicht gewachsen wären. Als erste unmittelbare Konsequenz wurde angeordnet, dass EDF das Kernkraftwerk Tricastin bis auf unbestimmte Zeit vom Netz nehmen musste. Zahlreiche weitere AKW-Blöcke stehen derzeit still, da die Systeme überprüft und Mängel behoben werden.


Eine ähnliche, für viele Marktteilnehmer überraschende Situation gab es im Winter 2016/17 bereits schon einmal. Infolge technischer Unzulänglichkeiten wurde ein grosser Teil der französischen Kernkraftwerke vorübergehend heruntergefahren. Versorgungsengpässe und Netzinstabilitäten waren die Folge. Der day-ahead Grosshandelsstrompreis zog spürbar an. Tagesdurchschnittspreise von mehr als 100 €/MWh waren die Regel und Frankreich geriet in Abhängigkeit von Stromlieferungen aus dem Ausland. Was passiert in Bezug auf den Strompreis, wenn sich solch ein Szenario im Winter 2017/18 wiederholt?

Deutlicher Anstieg möglich
Die Energieökonomen der enervis energy advisors GmbH haben die Auswirkungen mit energiewirtschaftlichen Modellen untersucht. „Unsere Modellierungen zeigen, dass schon eine vorübergehende mehrmonatige Stilllegung von etwa 15 GW französischer Atomkraftwerkskapazität im Winterhalbjahr 2017/18 erheblichen Einfluss auf das französische Strompreisniveau hätte. Der aktuelle EEX-Terminkontrakt Frankreich Base 2018 liegt bei etwa 43 €/MWh. Sollten etwa 25% der Kernkraftwerkskapazitäten Frankreichs von November 2017 bis April 2018 stillstehen, würde sich der fundamentale französische Jahresbasepreis 2018 bei etwa 50 bis 55 €/MWh bewegen. Ein deutlicher Aufschlag auf den derzeitigen Handelskontrakt 2018.“, so Mirko Schlossarczyk von enervis. Dies könnte auch die Preise in der Schweiz und in Deutschland wieder stark ansteigen lassen, wie im vergangen Winter.

Text: ee-news.ch, Quelle: enervisenergyadvisors GmbH

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