Das Forum Energiespeicher Schweiz hat ein White Paper „Speicher für unser Energiesystem – Einführung und Überblick“ veröffentlicht. Linke am Textende Bild: AEE Suisse

Das Forum Energiespeicher Schweiz hat das White Paper "Energiespreicher - wie weiter?" veröffentlicht. Link am Textende. Bild: AEE Suisse

In einem White Paper hat das Forum Energiespeicher Schweiz seinen Auftrag und die Fuktion definiert. Link am Textende. Bild: AEE Suisse

Verbrauch und Produktion aus PV und Wind am 20.6.2016 in Deutschland (Daten: Frauenhofer ISE, Energy Charts). ©Grafik: AEE Suisse

Theoretischer Speicherbedarf an diesem Tag (um die Residuallast (Differenz zwischen Verbrauch und PV/Wind-Produktion) konstant zu halten) als Funktion einer Skalierung der Produktion aus Windenergie (100% entspricht dem realen Produktionsverlauf).

Simulierte Strompreise im Tagesverlauf (relative Werte zum Peak-Preis) für verschiedene Jahre
(jeweils Sommer), aus Schlecht und Weigt (2016). ©Grafik: AEE Suisse

Dr. Michael Haller von der Hochschule für Technik Rapperswil HSR und vom Institut für Solartechnik SPF, fragt sich, ob die Speicherung von Wärme und Kälte eine verkannte Säule des Energiesystems sei?

Prof. Dr. Frank Krysiak, Universität Basel, lieferte dem Forum reihenweise seine erarbeiteten Informationen rund um Energiespeicher. Bild: T. Rütti

Aufruf von AEE SUISSE: «Als Partner profitieren Sie vom engen Austausch in den verschiedenen Gremien und vom Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.» . Bild: Toni Rütti

Dr. Alexander Fuchs von der Forschungsstelle Energienetze (ETH Zürich) präsentierte Ergebnisse einer Fokusstudie «Batteriespeicher in Verteilnetzen». ©Bild: T. Rütti

Prof. Dr. Markus Friedl von der HSR Hochschule für Technik Rapperswil erörterte die Studie «Saisonale sektorübergreifende Energiespeicherung». ©Bild: T. Rütti

Thomas Nordmann, TNC Consulting AG: Aufgrund ihm vorliegenden Zusagen sollen bis Ende Jahr erste Ergebnisse der erarbeiteten Fakten publik gemacht werden können. ©Bild: T. Rütti

Dr. Oliver Wimmer von der AEE Suisse hielt Ausschau nach dem Big Picture der Branchenszene. ©Bild: T. Rütti

Dr. Jonas Mühlethaler, Leiter der AG Speichermodelle sowie Exponent der Swissgrid AG: Die Fokusstudie des Forums Energiespeicher Schweiz. Bild: T. Rütti

Forum Energiespeicher Schweiz: Think Tank der Speicher-Entwicklung & Forschung

(©TR) Das Forum Energiespeicher Schweiz setzt sich für eine umfassende Diskussion der Speicherung von Energie – Strom und Wärme – ein. Als Think Tank vereint es Unternehmen, Verbände und Vertreter der Wissenschaft. Im Dialog vereitet und vermittelt das Forum technologische, wirtschaftliche und politische Erkenntnisse, damit die Akteure in Wirtschaft und Politik zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen treffen.


Am 13. September 2017 fand im NEST der Empa Dübendorf eine offene Diskussionsplattform zum Austausch statt. Hier das Resümee, weitgehend basierend auf den von Prof. Dr. Frank Krysiak von der Universität Basel erarbeiteten Tagungsunterlagen. Bis Ende 2017 sollen erste Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen und Forschungsarbeiten vorligegen.

Diversifizierung der Speicherlandschaft

Energiespeicher leisten bekanntlich heute schon einen wesentlichen Beitrag zum Energiesystem der Schweiz. In naher Zukunft werden viele weitere neue Ansätze und Technologien bereitstehen. Dank neuer Technologien und einer Diversifizierung der Speicherlandschaft werden viele neue Anwendungen technisch machbar und auch wirtschaftlich sein: zentrale und dezentrale Speicher, Strom- und Wärmespeicher, kurz- und langfristige Energiespeicherung. Es geht also letztlich um die Frage, welche künftigen Entwicklungen und Herausforderungen heute absehbar sind und welche Beiträge die Forschung und die Energiepolitik zur Bewältigung dieser Herausforderungen leisten können.

Höherer Bedarf an Ausgleichsenergie
Gemäss der Energiestrategie 2050 sollen die zurzeit betriebenen Atomraftwerke nicht durch neue Atomkraftwerke, sondern durch die Nutzung erneuerbarer Energien ersetzt werden. Gleiches gilt für die auslaufenden Bezugsrechte für Strom aus Frankreich. Da einige Arten erneuerbarer Energien eine fluktuierende Produktion aufweisen, kann sich potenziell ein erhöhter Bedarf für den Ausgleich zwischen Produktion und Verbrauch – und damit ein potentieller Bedarf für Stromspeicher – ergeben. Sollte ein zusätzlicher Bedarf für Stromspeicherung entstehen, dürfte dieser primär im Bereich des planbaren Ausgleichs (Stunden, Tage, saisonal) liegen. Für den Ausgleich ungeplanter Schwankungen im Sekunden- und Minutenbereich (Regelenergie) besteht mit den vorhandenen Speicher- und Pumpspeicherkraftwerken eine hinreichende Kapazität. Allerdings können dezentrale Batteriespeicher hier zukünftig eine ergänzende Rolle einnehmen, denn:

  • Energiespeicher sind in der Schweiz bereits heute bedeutsam. Es ist absehbar, dass ihre Bedeutung mit der Transformation des Schweizer Energiesystems zunehmen wird.

  • Wie hoch der Bedarf an Speichern zukünftig sein wird, hängt weniger von technischen Notwendigkeiten als von politischen Zielsetzungen ab: Welcher Energiemix wird angestrebt und wie stark wird die Schweiz in den Europäischen Strommarkt integriert?

  • Neben zentralen Grossspeichern (wie Pumpspeicherkraftwerken) dürften zukünftig kleinere, dezentrale Speicher (wie Batterien, Wärmespeicher) technisch und wirtschaftlich attraktiv werden.

  • Mit mehr dezentralen Stromspeichern wird die Koordination der Investitionen in Speicher und des Einsatzes von Speichern wichtiger und schwieriger. Hierzu werden geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen.

  • Energiepolitisch scheinen vor allem verlässliche langfristige Zielsetzungen (Wie unabhängig soll das Schweizer Energiesystem werden?) und die Anpassung von Rahmenbedingungen (Wasserzinsen, Netztarife, allenfalls Kapazitätsmärkte) wichtig.

  • Die Forschung in der Schweiz hilft, Speichertechnologien zu verbessern, Speicher besser in das Energiesystem zu integrieren und geeignete Rahmenbedingungen für einen effizienten Einsatz von Speichern zu finden.

Verknüpfung mit internationalen Märkten
Für Stromspeicher ist zunächst entscheidend, in welchem Ausmass die Schweiz ihren Strombedarf zu allen Zeiten, d.h. nicht nur im Jahresdurchschnitt, durch inländische Produktion decken möchte.

1. Die Schweiz ist durch die saisonale Produktion der Wasserkraft bereits heute stark durch Stromimporte und -exporte mit dem Ausland verbunden. In den Sommermonaten wird Strom exportiert, während von September bis April häufig Strom importiert wird. Diese Verknüpfung mit dem Ausland besteht bereits seit vielen Jahren und stellt (noch) eine kostengünstige Möglichkeit zum Ausgleich saisonaler Schwankungen dar. Je stärker die Schweiz diese Verbindung zum internationalen Stromsystem nutzt, desto geringer wird die Notwendigkeit, eine zunehmende Fluktuation der Erzeugung durch Speicher (oder planbar einsetzbare Kraftwerke wie Gaskraftwerke) auszugleichen.

2. Ein Ausbau der Stromspeicher in der Schweiz ist damit weniger eine technische Notwendigkeit als eine Frage der politischen Zielsetzungen und eine Frage des Selbstversorgungsgrads. Nur Folgenes zum zukünftiger Strommix: Ein weiterer wichtiger Faktor ist das zukünftige Portfolio erneuerbarer Energien in der Schweiz und im nahen Ausland. Verschiedene Erneuerbare (z. B. PV, Wind) weisen unterschiedliche Tages- und Jahres- szyklen in der Produktion auf. So haben etwa PV-Anlagen im Durchschnitt über Mittag die grösste Leistung, während Windenergie eher in den Morgen- und Abendstunden hohe Leistungen liefert. Zudem liefern sie zwei Drittel des Stroms im Winter. Eine geeignete Kombination dieser Erneuerbaren kann daher zu einem ausgeglicheneren Produktionsprofil und damit zu einem geringeren Bedarf für Speicher führen. Zudem weist auch der Verbrauch einen Tages- und Jahreszyklus auf. Es ist nicht notwendig die Produktion aus Erneuerbaren durch Speicherung vollständig zu glätten; es muss nur der Unterschied zwischen Produktion und Verbrauch ausgeglichen werden. Da der Verbrauch ein Tagesprofil aufweist, welches der Produktion von PV-Anlagen ähnelt, verringert sich der Speicherbedarf.

Speicher für unterschiedliche Zwecke vonnöten
Kleinere, dezentrale Speicher können einen wesentlichen Beitrag für den Ausgleich im Bereich von Minuten und Stunden leisten. Wie in Abbildung 2 bereits verdeutlich, ist ein solcher Ausgleich aufgrund des ausgeprägten Tageszyklus der Produktion von PV-Anlagen notwendig. Diese Art der dezentralen Speicherung führt nicht nur zu einem zeitlichen Ausgleich von Produktion und Verbrauch, sondern entlastet auch die Verteilnetze. Zudem haben dezentrale gegenüber zentralen Speichern für die Glättung der PV-Produktion den Vorzug, dass Transformations- und Netzverluste weitgehend vermieden werden können. Diese Verluste können durchaus erhebliche Werte annehmen. Grössere, zentrale Speicher, wie Pumpspeicher, haben hingegen Vorteile für den Ausgleich auf der Ebene von Tagen, z. B. um Zeiten mit hoher Wolkenbedeckung (und entsprechend geringerer Produktion von PV-Anlagen) oder Perioden mit wenig Wind zu überbrücken. Diese Speicher sind hier wirtschaftlich sinnvoll einsetzbar, da sie grosse Speicherkapazitäten bieten und die Nutzung auf der Zeitebene von Tagen einen hinreichend grossen Umsatz generieren kann.

Saisonale Speicherung

Der saisonale Ausgleich ist aus heutiger Sicht mit Stromspeicherlösungen nur bedingt wirtschaftlich sinnvoll zu leisten. Es wären grosse Speichervolumina notwendig, die aber im saisonalen Betrieb nur wenig Umsatz generieren würden (Befüllung und Leerung nur wenige Male im Jahr). Seit Jahren spielen Ex- und Importe für diesen Ausgleich eine wesentliche Rolle. Solange im nahen Ausland Überkapazitäten bestehen, dürfte dies auch zukünftig eine wirtschaftlich sinnvolle Strategie sein. Komplementär hierzu kann ein Ausgleich über Energieträger hinweg stattfinden: In den Wintermonaten wird mehr Strom als bisher importiert. Im Gegenzug wird überschüssige PV-Produktion im Sommer in Wärme, Gas oder Treibstoffe umgewandelt, so das weniger Brenn- und Treibstoffe als bislang importiert werden. Langfristig könnte aber eine zunehmende Nutzung von Wasserkraft im Winter oder ein verstärkter Einsatz von Erneuerbaren mit planbarer Produktion (z.B. Geothermie, Biomasse) attraktiv werden. Eine wichtige Rolle spielt auch die Windenergie, die zweidrittel ihrer Produktion in den Wintermonaten liefert.

Nebst Strom- sind auch Wärmespeicher bedeutsam
Neben einem erhöhten Bedarf für Stromspeicher scheint es wahrscheinlich, dass sich zukünftig auch vermehrt Anwendungsgebiete für Wärmespeicher ergeben. Anders als bei Stromspeichern folgt der Bedarf für Wärmespeicher stärker aus gesellschaftlichen und ökonomischen als aus technischen Überlegungen. Die Wärmeerzeugung ist mit vielen Technologien (Biomasse, konventionelle Brennstoffe) vollständig kontrollierbar; Wärme kann exakt dann produziert werden, wenn sie benötigt wird. Es gibt daher keine technische Notwendigkeit, Wärme zu speichern. Wärmespeicherung kann aber ökonomisch vorteilhaft sein: Zum Beispiel um mit einer Wärmepumpe günstige Strompreise zu nutzen, oder um bei Wärmekraftkopplung eine Anlage nicht ausschliesslich wärmegeführt betreiben zu müssen (und so die Flexibilität zu haben, Zeiten mit hohen Strompreisen besser nutzen zu können).

Kombination verschiedener Typen von Speichern
In welchem Ausmass Wärmespeicher zukünftig attraktiv oder notwendig werden, hängt von der zukünftigen Nutzung von Technologien ab, die sinnvoll mit Wärmespeichern gekoppelt werden können, wie z. B. thermische Solaranlagen, Wärmekraftkopplung, oder Biomasseanlagen. Wie weit sich diese Technologien verbreiten werden, ist eine Frage der Kostenentwicklung und zukünftiger politischer Rahmenbedingungen. Je höher die Kosten für Wärmeerzeugung auf der Basis fossiler Brennstoffe ausfallen (z. B. aufgrund der CO2-Abgabe) und je intensiver alternative Technologien gefördert werden, desto mehr Anwendungen werden sich für Wärmespeicher ergeben. Zudem besteht die Möglichkeit einzelne Anwendungen von Wärmespeichern gezielt zu fördern.

Ein Beispiel ist die Förderung von netzentlastenden Wärmespeichern in Wärmepumpenanlagen in Deutschland. Hier erhalten Haushalte eine Einmalzahlung, wenn sie einen hinreichend grossen Speicher in Heizanlage integrieren. Wie bei Stromspeichern dürfte der zukünftige Einsatz von Wärmespeichern daher stark von politischen Zielsetzungen und Rahmenbedingungen bestimmt sein. Insgesamt ist somit eine Zunahme des Bedarfs an Strom- und Wärmespeichern wahrscheinlich, aber weniger bedingt durch technische Notwendigkeiten als aufgrund politischer Zielsetzungen. Die wesentlichen Einflussfaktoren auf den Gesamtbedarf dürften die zukünftige Zusammensetzung des Portfolios an Erneuerbaren, die Möglichkeit zur Anpassung des Verbrauchs an die Produktion (load shifting) sowie das geforderte Ausmass an inländischer Versorgung sein. Zudem dürfte es zukünftig vorteilhaft sein, eine Kombination verschiedener Typen von Speichern (zentral/dezentral) sowie der Möglichkeit zur Umwandlung von Strom aus PV- oder Windanlagen in Wärme oder Treib-/Brennstoffe (Power-to-X) zu verwenden.

Energiemärkte
weisen diverse Unvollkommenheiten auf
Zwei entscheidenden Fragen sind, ob die Akteure im Schweizer Energiesystem in diese wünschenswerte Menge und Art von Speichern investieren werden und ob diese Speicher systemdienlich eingesetzt werden. Diese Fragen stellen sich vor allem für Stromspeicher, da hier verschiedene Akteure auftreten, die zudem über das Netz und die Strommärkte verbunden sind. Für Wärmespeicher sind die folgenden Koordinationsprobleme von eher untergeordneter Bedeutung. Wie in allen modernen Volkswirtschaften werden Investitionen in das Energiesystem der Schweiz überwiegend von privaten Akteuren vorgenommen. Die Entscheidungen dieser Akteure müssen koordiniert werden. Da Energiemärkte diverse Unvollkommenheiten aufweisen und der Staat in vielfältiger Weise in den Märkten interveniert, kann davon ausgegangen werden, dass die Märkte ihre übliche Koordinationsfunktion nicht vollständig ausüben können. Zudem kommen im Rahmen der Energiewende viele neue Akteure hinzu wie etwa Haushalte, die in Produktion (PV) und Speicherung (Batterie) investieren. Die Wasserkraft stellt mit den Speicherkraftwerken und den Pumpspeichern ein wesentliches Element der Energiestrategie 2050 dar. Diese Arten der Wasserkraft sind (wie oben dargestellt) aus der Sicht des Gesamtsystems für den Ausgleich auf Tages- und saisonaler Ebene sinnvoll. Allerdings rentieren neue Investitionen in Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke derzeit aus Sicht der wichtigsten Investoren (Stromproduzenten und Versorger) nicht. Diese Situation wird wahrscheinlich auch mittelfristig bestehen bleiben. Hierfür sind zwei Ursachen auszumachen.

D
ie Struktur der Grosshandelspreise hat sich verändert
Die Mittel sind niedriger. Dies ist eine Folge der Energiepolitik verschiedener Nachbarländer, in denen Erneuerbare zusätzlich in den Markt gebracht wurden statt CO2-intensive Anlagen, wie Kohlekraftwerke, durch ökonomisch angemessene Preise für CO2-Emissionen aus dem Markt zu drängen. Die Erneuerbaren führen aufgrund ihrer niedrigen variablen Kosten zu einem geringeren mittleren Preis und die noch vorhandenen konventionellen Kraftwerke stehen weiter zur Verfügung und reduzieren damit die Preisspitzen. In der Folge sind die Erträge aus Investitionen in Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke deutlich gesunken. Der zweite Grund liegt in dem Schweizer Wasserzins, der in der Vergangenheit dazu diente die Gewinne der Wasserkraft breiter zu verteilen. Gemäss dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) sind die Preise für Speichersysteme bis zehn kWh-Kapazität in den letzten vier Jahren um rund 40 Prozent gesunken, für grössere Batteriespeicher bis 30 kWh-Nennkapazität sogar um mehr als 50 Prozent.

Ko
ordination und Marktinteraktion
Es kann nicht einfach angenommen werden, private Akteure würden in eine aus Systemsicht sinnvolle Gesamtmenge an Energiespeichern sowie in eine sinnvolle Mischung der verschiedenen Speichertechnologien investieren. Die heutigen Anreizstrukturen könnten zu geringe Investitionen in grössere Speicheranlagen (zentral oder auf Quartiersebene) und zu hohe Investitionen in kleine, dezentrale Anlagen (Haus- und Arealebene) zur Folge haben. Ebenso ist ohne entsprechende regulatorische Rahmenbedingungen nicht gesichert, dass kleinere Speicheranlagen (Haus- oder Arealebene) systemdienlich betrieben werden. Überkapazitäten und allfälliger Markteingriffe aber eher nicht in hinreichendem Umfang geschehen.

Insbesondere für Grossspeicher erhält daher die Frage, welche weiteren Märkte existieren (Kapazitätsmärkte, Regelenergiemärkte) und zu welchen dieser Märkte Speichertechnologien Zugang haben, grosse Bedeutung. Es wird zunehmend notwendig, Investitionen in Speichertechnologien mit Investitionen in Demand-Side-Management, Power-to-X-Technologen und den Netzausbau zu koordinieren. Alle diese Technologien dienen dem Ziel des Ausgleichs von Produktion und Verbrauch und rentieren nur, wenn es hinreichende Preisschwankungen gibt. Je mehr investiert wird, desto geringer werden aber die Preisschwankungen ausfallen. Bislang werden Investitionen durch Märkte oder marktnahe Mechanismen (Ausschreibungen) koordiniert. Insbesondere kleine, dezentrale Speicher haben aber nur begrenzt Zugang zu diesen Märkten oder Ausschreibungen (hierzu müssen zahlreiche kleine Speicher gebündelt werden). Je wichtiger dezentrale Speicher werden, je schwieriger wird es daher diese Koordination durch bestehende Märkte und Institutionen zu gewährleisten.

Fehlanreizen bei
den Investition?
Die Umlage der Infrastrukturkosten (Netz- und Systemdienstleistungen) wird an Bedeutung gewinnen. Im heutigen System werden diese Kosten weitgehend entsprechend der bezogenen Strommenge auf die Endkunden verteilt. Eine wachsende Zahl an Kunden mit eigenen PV-Anlagen und lokalen Speichern («Prosumer»), die entsprechend weniger Strom beziehen, führt dazu, dass die übrigen Kunden einen höheren Anteil der Infrastrukturkosten tragen müssen. Da die Infrastrukturkosten im Wesentlichen durch die maximal nachgefragte Leistung geprägt sind, ist es fraglich, ob diese Kostenverteilung materiell gerechtfertigt ist und langfristig aufrechterhalten werden kann. Zudem kann das Fehlen der Infrastrukturkosten zu Fehlanreizen bei Investition und Betrieb lokaler Speicher beitragen. Die meisten Speichertechnologien sowie die meisten Power-to-X-Technologien werden aber ökonomisch deutlich weniger attraktiv, wenn sie einen wesentlichen Beitrag zu den Infrastrukturkosten leisten müssen (z. B. entsprechend ihrer maximalen Leistungsentnahme oder Einspeisung ins Netz). Vor allem für kleine Speicheranlagen (Haus- und Arealebene) kann damit ein Zielkonflikt entstehen: einerseits Anreize für Investitionen in Speicher zu setzen und andererseits einen systemdienlichen Betrieb der Speicher zu erreichen. Schliesslich besteht das Problem, dass insbesondere grössere Speicheranlagen eine lange Amortisationszeit aufweisen.

H
inreichend stabile Rahmenbedingungen bieten
Um Investitionen in Speicher zu erreichen, ist es daher wichtig, hinreichend stabile Rahmenbedingungen zu bieten. Probleme zeigen, dass unter den bestehenden Rahmenbedingungen nicht sichergestellt ist, dass die gesellschaftlich wünschenswerten Investitionen in Speichertechnologien ausgelöst und die Speicher systemdienlich eingesetzt werden. Hierzu erscheinen sowohl verlässliche Zielsetzungen als auch Anpassungen an bestehenden Institutionen, Regeln und Märkten hilfreich. Im Bereich der Zielsetzungen ist es vor allem notwendig zu klären, in welchem Ausmass die Schweiz ihre Versorgung durch inländische Produktion oder durch die Verknüpfung mit dem Ausland sichern möchte. Wie oben dargestellt, ist dies die wahrscheinlich wichtigste Einflussgrösse für das notwendige Ausmass an Investitionen in neue Speicher sowie für die Antwort auf die Frage, welche Speichertechnologien in welchem Ausmass erforderlich sind. Ist diese Zielsetzung erfolgt, braucht es Rahmenbedingungen, welche helfen die notwendigen Investitionen in neue Speicher oder den Erhalt bestehender Speicher zu gewährleisten. Hier scheinen vor allem Anpassungen im Marktdesign von Interesse.

Akteure
sind potentiell auf unterschiedlichen Märkten aktiv
Kurz- und mittelfristig besteht durch die geminderte Profitabilität der Schweizer Wasserkraftwerke (inklusive der Pumpspeicherkraftwerke) das Risiko, dass Ersatzinvestitionen nicht vorgenommen und die Errichtung neuer Anlagen nicht vorangetrieben werden. Die im ersten Massnahmenpaket vorgesehene Unterstützung für Grosswasserkraftanlagen (Marktprämie nach Art. 30) kann als kurzfristige Überbrückung bis zu einer Lösung dieses Problems dienen. Mittelfristig scheint vor allem eine Anpassung des Systems der Wasserzinsen (flexible Wasserzinsen mit Abhängigkeit der Gewinne der Wasserkraftwerke), ein besserer Zugang zu Kapazitäts- und Intraday-Märkten im Ausland oder der Aufbau von Kapazitätsmärkten im Inland zielführend. Langfristig, wenn bestehende Überkapazitäten im Ausland abgebaut sind, können entweder ausgeprägte Preisspitzen (international) akzeptiert oder Kapazitätsmärkte geschaffen werden, um Investitionen in Grossspeicher zu erreichen. Für den Spezialfall des saisonalen Ausgleichs besteht eine weitere Option darin, eine Prämie für das Vorhalten von Produktionskapazitäten in den Speicherkraftwerken zu schaffen. Schliesslich sollten Mechanismen für die Koordination von Investitionen in grosse (zentrale) und kleine (dezentrale) Speicher geschaffen werden. Die Hauptschwierigkeit besteht darin, dass die beteiligten Akteure potentiell auf unterschiedlichen Märkten aktiv sind (Grosshandels- vs. Endkundenmarkt) und unterschiedlichen Regeln und Kostenstrukturen unterliegen. Denkbar wäre, Intermediäre (z. B. Verteilnetzbetreiber) zu nutzen. Diese könnten vorhandene lokale Speicher aggregiert bewirtschaften (und diese Speicher damit gesammelt in die entsprechenden Märkte einbringen) und entsprechend den erzielten Erträgen die Eigentümer entschädigen. Damit würden sowohl die Investitionsanreize koordiniert als auch ein systemdienlicher Einsatz der Speicher gesichert werden.


Vorrangige Aufgabe des Forums Energiespeicher Schweiz
Das Forum Energiespeicher Schweiz setzt sich für eine umfassende und systematische Diskussion der Speicherung von Energie – Strom und Wärme – ein. Ziel ist ein sicheres, zuverlässiges, wirtschaftliches und ökologisches Energiesystem, das den Erfordernissen der Wirtschaft, der Menschen und der Umwelt der Schweiz Rechnung trägt. Dieses System basiert auf erneuerbaren Energien und Energieeffizienz und verknüpft die Sektoren Strom, Gebäude, Verkehr und Industrie. Als einziger Think Tank der Schweiz vereint das Forum Energiespeicher Schweiz Unternehmen, Fach- und Branchenverbände und Vertreter der Wissenschaft unter- schiedlichster Fachrichtungen. In einem systematischen Dialog führen sie technologische, wirtschaftliche und politische Erkenntnisse zusammen, bereiten diese auf und vermitteln diese so, dass die Akteure in Wirtschaft und Politik zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen treffen können. Das Forum Energiespeicher Schweiz ist eine Initiative der AEE SUISSE, Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Bern. Mit Events wie dem Roundtable vom 13. September 2017 im NEST/Empa sollen nicht zuletzt auch Interessenten angesprochen werden, die vielleicht damit liebäugeln, selber Partner zu werden. Dazu folgender Aufruf von AEE SUISSE: «Als Partner profitieren Sie vom engen Austausch in den verschiedenen Gremien und vom Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.» So sei es möglich, die Speicherdiskussion in der Schweiz zu prägen und sich als «Gestalter der Energiewende zu profilieren». Bestritten wurde der mit gegen 50 Teilnehmern aus Entwicklung & Forschung, Wirtschaft und Politik


Das Forum Energiespeicher Schweiz hat drei White Paper veröffentlicht:

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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