Das Pumpspeicherkraftwerk befindet sich im Nordwesten Portugals und ist in einer unterirdischen Kaverne installiert. ©Bild: Voith

3D-Modell der Maschine im Pumpspeicherkraftwerk Frades II. ©Bild: Voith

Voith: Grösstes drehzahlvariables Pumpspeicherkraftwerk Europas in Portugal in Betrieb

(ee-news.ch) In Protugal ging das neue Pumpspeicherkraftwerk Frades II in Betrieb. Voith lieferte dafür unter anderem zwei drehzahlvariable 390 MW-Pumpturbinen, zwei asynchrone 440 MVA-Motorgeneratoren und den Frequenzumrichter. Gemäss Voith ist es das leistungsfähigste und grössten seiner Art in Europa.


Betreiber der Anlage ist das portugiesische Versorgungsunternehmen Energias de Portugal (EDP). „Das zentrale Element der Anlage ist ein spezieller asynchroner Motorgenerator: die doppelt gespeiste Asynchronmaschine“, erklärt Thomas König, zuständig für Electrical Balance of Plant bei Voith Hydro Deutschland. Im Unterschied zu einer herkömmlichen Synchronmaschine, deren Drehgeschwindigkeit fest an die Netzfrequenz von 50 Hz gebunden ist, wurde bei den beiden neuen doppelt gespeisten Asynchronmaschinen die mechanische Drehgeschwindigkeit von der Netzfrequenz entkoppelt und kann variieren.

Zwei Vorteile
Das neue System hat zwei Vorteile: Zum einen kann die Anlage schneller und flexibler auf die aktive und reaktive Nachfrage aus dem Stromnetz reagieren. Zum anderen bietet es zusätzlich Stabilität bei Spannungsabfall, verringert die Wahrscheinlichkeit eines Stromausfalls und ermöglicht die schnelle Wiederinbetriebnahme sollte es doch zu einem Ausfall kommen. „Wenn die Netzspannung auf 5 % ihres Normalwertes sinkt, kann sie das Kraftwerk Frades II für 600 Millisekunden lang stabil halten – viermal länger als klassische Turbinen mit fester Drehzahl. Dieser Zeitunterschied kann im Extremfall entscheidend sein, wenn es darum geht, einen grossflächigen Stromausfall zu verhindern“, so Thomas König.

Innovation als Massstab
Das neue Pumpspeicherkraftwerk Frades II erforderte von den Voith-Ingenieuren innovatives Denken in vielen Bereichen. So musste beispielsweise der Rotor des Motorgenerators komplett umgestaltet werden, um mit den hohen Zentrifugalkräften, dem viel höheren Strom und der Spannung aus dem Frequenzumrichter fertig zu werden. Der Umrichter für die Erregung ist grösser, schwerer und 25-mal leistungsfähiger als der in einer vergleichbaren synchronen Anlage und erfordert deshalb ebenso ein neues elektrisches Schutzsystem.

Lars Meier, Leiter Technisches Vertriebs- und Angebotsmanagement bei Voith Hydro Deutschland, erklärt: „Die Motorgenerator-Technologie mit variabler Drehzahl bei Frades II erhöht die Gesamtzahl der Betriebsstunden der Anlage. Mehr Betriebsstunden und höhere Verfügbarkeit generieren mehr Umsatz und letztendlich mehr Gewinn. Dies ist einer der Gründe, warum vergleichbare Kraftwerke die erforderlichen Investitionen sehr schnell abschreiben können. Ein weiterer toller Nebeneffekt der Technik ist die insgesamt gesteigerte betriebliche Effizienz“.

Musteranlage für weitere Projekte weltweit
Das Pumpspeicherkraftwerk Frades II liefert einen bedeutenden Beitrag zur Netzstabilisierung und den weiteren Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie in Portugal. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme gilt das gemäss Voith grösste drehzahlvariable Pumpspeicherwerk Europas als Vorzeigeprojekt für weitere Anlagen weltweit.

Hintergrundinformationen zum Pumpspeicherkraftwerk Frades II
Das Pumpspeicherkraftwerk befindet sich im Nordwesten Portugals und ist in einer unterirdischen Kaverne installiert. Es ist nicht als Einzelanlage konzipiert, sondern bildet eine wichtige Ergänzung für das aus acht Anlagen bestehende Kaskadensystem Cávado-Rabagão-Homem. Der Höhenunterschied zwischen Ober- und Unterwasserbecken beträgt 420 Meter. Voith hat im Herbst 2010 den Auftrag erhalten, das Pumpspeicherkraftwerk Frades II auszurüsten.

Portugal setzt auf erneuerbare Energien
Portugal setzt bei der Stromversorgung vor allem auf Wind, Sonne und Wasserkraft. Seit der Jahrtausendwende hat das Land seine Kapazitäten für die Stromerzeugung aus Windkraft vervielfacht. Im Jahr 1998 verfügte Portugal erst über 51 MW installierter Leistung bei Windkraftanlagen, 18 Jahre später waren es bereits über 5000 MW. Das Rückgrat für den weiteren Ausbau der Stromerzeugung aus regenerativen Energieträgern bilden leistungsfähige Pumpspeicherwerke. Fast ein Drittel der erneuerbaren Energie in Portugal stammt aus Wasserkraft.

Text: ee-news.ch, Quelle: Voith GmbH

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