Entwicklung des Treibstoff- und Kerosinverkaufs in Genf. Grafik: KLUG

Entwicklung des Energieverbrauchs in Genf: Grafik: KLUG

KLUG: Energie-Vorbild? Der Flugverkehr kultiviert Widersprüche

(Kommentar) Der Flughafen Genf hat noch einiges zu tun, wenn er zum Vorbild für tiefen Energieverbrauch werden will. Er war der Gastgeber der Jahresveranstaltung 2017 von Energie-Vorbild Bund (siehe ee-news.ch vom 4.7.17 >>). Für KLUG, die Koalition Luftverkehr Umwelt und Gesundheit, ist klar: Der einzige Weg, die Energieeffizienz des Flughafens Genf wirklich zu verbessern, besteht darin, seine Verkehrsentwicklung in den Griff zu bekommen.


Der Flughafen Genf war vergangene Woche Schauplatz der Jahresveranstaltung von Energie-Vorbild Bund. Die Gruppe, der der Flughafen Genf seit Anfang Jahr angehört, hat zum Ziel, die Energieeffizienz ihrer Mitglieder zu verbessern. Auch wenn sich KLUG darüber freut, dass dem Bund das Energie-Vorbild am Herzen liegt, bedauert die Koalition doch den offensichtlichen Widerspruch zwischen diesem Unterfangen und den Auswirkungen des Flugverkehrs, namentlich jenen am Flughafen Genf, auf den Energieverbrauch und die Klimaerwärmung. Es handelt sich um eine weitere Kommunikationsoffensive im Rahmen des Greenwashings, dessen sich die Flughäfen reihum bedienen, um ihr Image aufzupolieren. Dies umso mehr, als die Entwicklung des Flughafens Genf und seiner Auswirkungen die öffentliche Diskussion in Genf prägt und die Initiative «Pour un pilotage démocratique de l’aéroport» soeben für gültig erklärt wurde.

Kerosinverbrauch + 75% und Treibhausgasemissionen + 63%
Allein zwischen 2002 und 2012 nahmen am Flughafen Genf der Kerosinverbrauch um 75% und die Treibhausgasemissionen um 63% zu, während sich die Anzahl Passagiere in zehn Jahren verdoppelt hat. Jegliches Engagement der Bevölkerung und der Behörden im letzten Jahrzehnt in anderen Bereichen wie dem öffentlichen Verkehr oder den Gebäudeisolationen ist durch das Wachstum des Flugverkehrs zunichtegemacht worden. Heute wiegt der Flugverkehr in der CO2-Bilanz der Genferinnen und Genfer ebenso schwer wie die Gebäudeheizungen. Die Flugbewegungen machen 23% der gesamten Treibhausgasemissionen in Genf aus, und die Prognosen zeigen weiter nach oben. Gemäss Schätzungen des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL) wird es in Genf 2030 jährlich 235'000 Bewegungen geben, das heisst alle 90 Sekunden ein Flugzeug, das startet oder landet. Der Flughafen wird dannzumal für 40% der Stickoxidemissionen des Kantons Genf verantwortlich sein, heute sind es 20%.

Ungebremstes Wachstum des Flugverkehrs
Gemäss Priska Seiler Graf, SP-Nationalrätin und Co-Präsidentin der KLUG «wird es dem Flughafen Genf nicht gelingen, seine Energieeffizienz zu verbessern, wenn er weiterhin auf ein ungebremstes Wachstum des Flugverkehrs setzt». Weder technische Fortschritte noch eine bessere Steuerung des Verkehrs werden ausreichen, um die Zunahme des Energieverbrauchs aufgrund des wachsenden Flugverkehrs zu kompensieren. Die KLUG fordert, dass die Behörden die Entwicklung der Schweizer Flughäfen in die Hand nehmen und so beweisen, dass sie es mit ihrem Engagement für das Klima ernst meinen und dabei ebenso auf die Bevölkerung wie auf die Umwelt Rücksicht nehmen.

Text: KLUG, Koalition Luftverkehr Umwelt und Gesundheit

                                              

                           

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