Deutsche Aussenhandlesbilanz für Strom im Jahr 2015. Im Saldo ergeben sich Einnahmen in Höhe von 2069 Mio. Euro. Positive Werte in der Grafik bedeuten Einnahmen, negative Werte bedeuten Ausgaben. ©Bild: Fraunhofer ISE

Die grössten Einnahmen beim Aussenhandel mit Strom erzielte Deutschland mit den Niederlanden, die grössten Ausgaben flossen nach Frankreich. ©Bild: Fraunhofer ISE

Entwicklung der durchschnittlichen Marktpreise für Strom im Aussenhandel. Ausser 2009 erzielte der exportierte Strom stets höhere Marktpreise als der importierte Strom, 2015 liegen die Marktwerte auf gleichem Niveau. ©Bild: Fraunhofer ISE

Fraunhofer ISE: Deutsche Stromexporte mit Rekordwert von über 2 Mrd. Euro

(FI/ISE) Deutschland hat 2015 einen Aussenhandelsbilanzüberschuss von 2.07 Mrd. Euro beim Stromexport erzielt. Dieser Wert liegt deutlich über dem alten Rekordwert von 1.94 Mrd. Euro von 2013. Eine Analyse der Daten zeigt, dass der ins Ausland exportierte Strom im Durchschnitt die gleichen Marktpreise erzielt wie der nach Deutschland importierte Strom.


»Die These, Deutschland würde überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien ins Ausland verschenken, lässt sich anhand der Zahlen nicht bestätigen«, folgert Prof. Bruno Burger vom Fraunhofer ISE, der die Daten des Statistischen Bundesamts ausgewertet hat.

Über 13 Milliarden Euro in 10 Jahren
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solar Energiesysteme ISE haben die Daten zum deutschen Aussenhandel von Strom grafisch aufbereitet. Es zeigt sich, dass Deutschland durch den Export von Strom in den letzten 10 Jahren Einnahmen von über 13 Milliarden Euro erzielt hat. Die exportierte Strommenge lag 2015 bei ca. 50 TWh, was ebenfalls einen neuen Rekord darstellt. Während 8074 von 8760 Stunden bzw. 92% der Zeit des Jahres waren die Exporte höher als die Importe. Die durchschnittlich exportierte Leistung lag bei 5.7 GW, was der Leistung von vier Kernkraftwerken entspricht. Die höchsten Exporte flossen in die Niederlande, die den Strom teilweise auch nach Belgien und Grossbritannien weiterleiten. Auf Platz zwei liegt die Schweiz, die den Strom fast vollständig nach Italien durchleitet. Die höchsten Importe kommen aus Frankreich. Hier dient Deutschland aber hauptsächlich als Transitland, das den Strom an andere Länder weiterleitet.

Der Trend hoher Stromexporte hält auch vor dem Hintergrund des schrittweisen Ausstiegs aus der Kernenergie weiter an, weil die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien schnell gewachsen ist. »Aufgrund der gestiegenen Produktion aus erneuerbaren Energien können wir es uns leisten, schneller aus der klimaschädlichen Braunkohle auszusteigen und schon dieses Jahr erste Kraftwerksblöcke stillzulegen«, stellt Burger fest. Die grossen Zuwächse bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien kommen hauptsächlich aus dem Bereich der Windenergie. An Land konnte die Produktion um ca. 20 TWh gesteigert werden. Auf See waren es ca. 7 TWh. Der Ausbau der Solarenergie ist im Jahr 2015 stark eingebrochen und erreicht nur die Hälfte des von der Bundesregierung definierten Zubau-Korridors. »Hier sollte dringend gehandelt werden, denn der optimale Mix zwischen Solar- und Windenergie liegt bei einem Verhältnis von 1:1 bei der installierten Leistung. Der Ausbau der Photovoltaik liegt inzwischen aber um 4 GW bzw. 10% unter dem der Windenergie«, so Bruno Burger. Simulationen zeigen, dass bei gleicher installierter Leistung der Speicherbedarf und die jahreszeitlichen Schwankungen bei der Erzeugung am geringsten sind.

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Text: Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme ISE


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