Arosa Lenzerheide ist mit 225 Pistenkilometern und 43 Transportanlagen das grösste zusammenhängende Wintersportgebiet in Graubünden. ©Bild: EnAW

In der Wintersaison 2013/14 wurden die beiden Schneesportgebiete Arosa und Lenzerheide durch die Urdenbahn verbunden. .©Bild: EnAW

Arosa Lenzerheide Bergbahnen: Gemeinsam nachhaltig wachsen

(PM) Der Energieverbrauch von Bergbahnen ist bei weitem keine Konstante. Teilnehmer der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) wie die Engadin St. Moritz Mountains AG, die Savognin Bergbahnen AG, die Mottas Naluns Scuol-Ftan-Sent AG, die AG Luftseilbahn Corviglia-Piz Nair oder die Corvatsch AG sind besonders durch Spitzen und Schwankungen im Stromverbrauch herausgefordert. Auch in Arosa und in der Lenzerheide wird Energie gespart.


Ein nachhaltiger Umgang mit den natürlichen Ressourcen ist für den Betrieb von Bergbahnen von grundlegendem Interesse. Die intakte Natur macht das Bergerlebnis aus und ist die Grundlage für den Sommer- und Wintertourismus. Umweltfreundlich, nachhaltig, authentisch – Schlagwörter, die touristische Unternehmen operativ, strategisch und auch kommunikativ beeinflussen. Nachhaltigkeit ist für Arosa und die Lenzerheide nicht bloss ein Trendwort, sondern hat vor allem im technischen Bereich schon seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert. Das Thema ist in der Strategie verankert und es wird viel daran gesetzt, das Angebot für die Gäste effizient und nachhaltig zu gestalten. Mehrere Meilensteine wurden bereits umgesetzt, vieles bleibt noch zu tun.

Zusammenschluss
In der Wintersaison 2013/14 wurden die beiden Schneesportgebiete Arosa und Lenzerheide durch die Urdenbahn verbunden, welche vom Aroser Hörnli zum Lenzerheider Urdenfürggli führt. Arosa Lenzerheide ist mit 225 Pistenkilometern und 43 Transportanlagen das grösste zusammenhängende Wintersportgebiet in Graubünden. Schon seit über 40 Jahren wurde über diese Verbindung nachgedacht und debattiert. Nun ist sie Realität geworden. Nicht nur den Besuchern gefällt das neue, bemerkenswert gewachsene Pistenangebot. Auch die beiden Bergbahnen selbst bezeichnen die Verbindung als Win-win-Situation.

Ideale Partner
Wintersportgebiete haben zunehmend mit den einflussstarken Faktoren Wetter, Wirtschaftslage und Konkurrenz aus dem Ausland zu kämpfen. Die Schneesportler erwarten stetig perfekten Schnee, einwandfreie Pisten sowie eine hochwertige Gastronomie. Mit der Verbindung von zwei ohnehin schon etablierten und beliebten Schneesportgebieten wird jedem Gast eine sehr breite Palette an Möglichkeiten vorgelegt: Wer sollte da nicht die perfekte Piste für sich finden?

Die Arosa Bergbahnen und Lenzerheide Bergbahnen profitieren von zwei unterschiedlichen Besuchergruppen. Während sich in Arosa vorwiegend Wochengäste einfinden, verzeichnet Lenzerheide vermehrt auch Tagestouristen. Wie Marc Gisler und Andreas Sturzenegger von den Arosa Bergbahnen meinen, könne dies durchaus auch mit der Unattraktivität der 365 Kurven auf dem Weg von Chur nach Arosa zusammenhängen. Nicht jeder Autofahrer könne sich mit diesen anfreunden – erst recht nicht für bloss einen Tag – und fahre lieber in die schneller erreichbare Lenzerheide. Nun aber bieten sich auf beiden Seiten zahlreiche Möglichkeiten an: Sowohl auf der Aroser als auch auf Lenzerheider Seite lassen sich die Skier anschnallen, die einen bequem in beiden Tälern vorwärts bewegen.

Feinschliff mit der EnAW
Die beiden Bergbahnunternehmen sind um eine nachhaltige und effiziente Energienutzung bemüht. Seit 2014 sind sie Teilnehmer im Energie-Modell der EnAW. Obwohl die Energieeffizienz auf beiden Seiten der Bergbahnen schon seit vielen Jahren im Fokus steht, wird nun mit Unterstützung von EnAW-Moderator Holger Papst sozusagen am «Feinschliff» gearbeitet. Mit den Zielvereinbarungen, die auf beiden Seiten getroffen wurden, wird der kantonale Grossverbraucherartikel erfüllt und eine Befreiung der Unternehmen vom Netzzuschlag gewährleistet. Die Lenzerheide profitiere ausserdem vom ewz-Bonus, während in Arosa auf eine CO2-Befreiung für die Hotelbetriebe des Unternehmens hingearbeitet werde, so Papst.

Da sowohl die Arosa Bergbahnen als auch die Lenzerheide Bergbahnen noch sehr junge EnAW-Teilnehmer sind, können erste Aussagen zu den erreichten CO2- sowie Kilowattstunden-Reduktionen erst nach dem ersten Monitoring im nächsten Jahr gemacht werden. Basierend auf dem umfangreichen Ist-Zustand und Potenzialanalysen wurden jedoch gemeinsam rund 140 Massnahmen definiert. Werden sämtliche dieser Massnahmen den Erwartungen entsprechend umgesetzt, wird eine jährliche Energieeinsparung von rund 400 Megawattstunden in Arosa sowie stattlichen 800 Megawattstunden in Lenzerheide erreicht. Zudem streben die Bergbahnen in Zusammenarbeit mit der EnAW Emissionseinsparungen von 45 respektive 50 Tonnen CO2 an.

Dezentrale Messungen
In der Reihe der EnAW-Teilnehmer tanzen die Bündner Bergbahnunternehmen etwas aus der Reihe, sind sie doch kein gewöhnliches Unternehmen, bei dem sämtliche energierelevanten Kennzahlen an einem Ort ablesbar sind. Die räumliche Verteilung der Anlagen, Werkstätten und Gastronomiebetriebe macht das Energiemanagement zu einem nicht unproblematischen Unterfangen. So sei die Anfangsphase auch ziemlich aufwändig gewesen, meint Samuel Lorez, Leiter Technik der Lenzerheide Bergbahnen. Damit eine Energiebuchhaltung korrekt geführt werden kann, müssen die Daten von jeder einzelnen Anlage – und dazu zählt beispielsweise auch jeder Schneeerzeuger – vorhanden sein.

Mit der Problematik der räumlichen Verteilung ist man in Graubünden jedoch gar in eine gewisse Vorreiterrolle gewachsen. Dank einem technologisch anspruchsvollen Gebäudeleitsystem lassen sich seit 2009 in Lenzerheide sämtliche Heizungen, Lüftungen, Beleuchtungen und Küchentechniken zentral überwachen, steuern und optimieren. Lorez schätzt am System, dass er kleinere Probleme in der Technik gleich in der Zentrale beheben kann. So kann er beispielsweise zu hohe Temperaturen in un- oder kaum genutzten Räumen bequem am Computer regulieren. Dem Energieverbrauch kommt die Summe solcher Anpassungen wesentlich zugute. Dennoch fehlt es dem Gast zu keiner Zeit am gewünschten Komfort. Und das ist schliesslich auf beiden Seiten der Urdenbahn das oberste Ziel.


Interview mit Samuel Lorez, Leiter Technik Lenzerheide Bergbahnen AG; Marc Gisler, Leiter Bauten & Liegenschaften, Arosa Bergbahnen AG; Andreas Sturzenegger, Technischer Leiter Arosa Bergbahnen AG

Was sind die grössten Vorteile der Verbindung Arosa Lenzerheide?
SL: Ein wesentlicher Punkt ist sicher die markante Vergrösserung des Skigebiets. Das Panorama für den Besucher wird grösser und abwechslungsreicher.
MG: Für den Besucher ist natürlich toll, dass er mit der neuen Urdenbahn auf die jeweils andere Seite wechseln kann. So kann er von der ganzen Vielfalt des Pisten- und Gastronomieangebots profitieren.

Welches sind die energieintensivsten Bereiche bei Bergbahnen?
AS: Wir brauchen insgesamt sehr viel Energie, vor allem für die technische Beschneiung. Darum bemühen wir uns aber auch, bei der Anschaffung neuer Maschinen und Anlagen auf energieeffiziente Techniken zu achten.
SL: Wir verbrauchen unter anderem etwa neun Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. Das teilt sich auf in circa 40 Prozent Bahnbetrieb, 30 Prozent technische Beschneiung und die restlichen Prozente Betrieb und Gastronomie. Die Beschneiung macht also auch bei uns einen ziemlich grossen Teil aus, auch wenn nur an wenigen Tagen im Jahr beschneit wird.

Gibt die Zusammenarbeit mit der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) einen anderen Blick auf die Energieeffizienz?
AS: Für uns war der Startschuss der Zusammenarbeit mit der EnAW eine Art Standortbestimmung. Und diese hat uns in unserer Arbeit gewissermassen bestätigt: Wir haben schon vorher energiebewusst gewirtschaftet und einen energieeffizienten Weg eingeschlagen. Darum ist unser Verbesserungspotenzial, unser Zehnjahresziel, gnädig ausgefallen. Trotzdem sind wir immer wieder froh um gute Ideen der EnAW. Vorteilhaft für uns ist, dass wir ziemlich viele Fragen an einer Stelle beantworten lassen können.

Wie kann der Skigebiet-Besucher zur Energieeffizienz beitragen?
SL: Ein grosser Teil der Emissionen des heutigen «Bergbahnproduktes» entsteht bei der Individualanreise der Gäste. Dieser Verantwortung haben wir uns angenommen und das «ÖV-Ticket inklusive» eingeführt. Mit seinem gültigen Schneesportpass (Tages- oder Saisonpass) kann der Wintergast des Schneesportgebiets Arosa Lenzerheide die ganze Achse Arosa-Chur-Lenzerheide mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Ausübung von Wintersport gratis nutzen und zu seinem Ausgangspunkt zurückreisen. Lässt der Besucher das Auto zuhause stehen, muss er sich nachher weder um Parkplätze noch um verschiedene Tickets kümmern. In seinem Tagespass ist alles vorhanden. Und er tut etwas für die Umwelt.

Text: Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW)

Artikel zu ähnlichen Themen

0 Kommentare

Kommentar hinzufügen