Der Zürcher Gastrobetrieb Giesserei Oerlikon wird seinen Energiebedarf um mehr als 30 Prozent senken. Bild: EnAW

Giesserei Oerlikon: Anfangs illegal, heute mustergültig

(EnAW) Der Zürcher Gastrobetrieb Giesserei Oerlikon wird seinen Energiebedarf um mehr als 30 Prozent senken. Möglich machen dies motivierte Unternehmer und Vermieter sowie ein KMU-Berater der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW), der genau weiss, welche Massnahmen zu welchem Unternehmen passen.


Vor 17 Jahren besuchte Ursin Mirer an einem Sonntagabend die von Künstler Lukas Hofkunst illegal betriebene Sonntagswirtschaft in der ehemaligen Giesserei in Zürich Oerlikon. Das Konzept gefiel und Mirer anerbot, sich unternehmerisch zu engagieren. So begann der erfahrene Unternehmer, Teil der Giesserei-Geschichte zu werden. «Am Anfang dachte ich nicht darüber nach, was daraus alles werden könnte. Mein Engagement als Nichtgastronom beschränkte sich auf die unternehmerische Seite, wie Miete zahlen, Vermieter beschwichtigen und sich um das Nötigste kümmern, damit der Betrieb weiter entwickelt werden konnte. Dann ging es immer weiter», erinnert Mirer sich. 1999 wurde aus dem illegalen Treffpunkt die legale Fidel Gastro AG. Aus Mirers «Engagement» entwickelte sich die Giesserei Oerlikon zu einem bekannten Zürcher Gastronomieunternehmen mit rund 30 Mitarbeitern.

Raum für Raum erobert
«Als wir hier anfingen, bröckelte die Farbe von den Wänden. Der Schmelzofen, Rohre und Ventile erinnerten daran, dass im Gebäude bis 1996 die Armaturengiesserei Nyffenegger & Co. AG produzierte.», so Mirer. Deshalb ist die Giesserei nicht von einem auf den anderen Tag durchgestartet. Das Gründungsteam hat den Betrieb Jahr für Jahr, Raum für Raum ausgebaut. Die erste Betriebsbewilligung gab die Stadt noch denkbar freimütig, wohl mit dem Hintergedanken: Lange machen die das nicht. Mit dem Umbau des ersten Nebengebäudes folgten dann aber die Auflagen. Und somit auch die Frage: Lohnt sich das? Nur dank einem langfristigen Mietvertrag rechneten sich die Investitionen von mittlerweile weit über zwei Millionen Franken. Im Zentrum dabei: Die Räume müssen ihren «Industriegroove» bewahren, zugleich aber auch der Nachhaltigkeit Rechnung tragen.



Beim Teller angefangen
Ein Blick auf das Menü verrät schnell die Philosophie der Küche: Sie verwendet saisonale, regionale Produkte. Entsprechend kurz sind die Lieferwege. Mirer dazu: «Die Ware ist frischer und ihr ökologischer Fussabdruck kleiner.» Beim Energiesparen wurde im Kleinen angefangen: Man hat Bewegungsmelder angebracht, Rohre gedämmt, die Kühlung verbessert, Wasserspararmaturen eingebaut und die Mitarbeiter regelmässig geschult. Als die Giesserei dank der ersten Erfolge das Effizienzlabel «kWh- & CO2-reduziert» der EnAW nutzen durfte, war Mirer unsicher. «Es heisst ja: Tue Gutes und sprich darüber. Wir tun lieber einfach Gutes. Zumal wir nicht wollen, dass unser Engagement falsch verstanden wird, da wir uns unserer speziellen Infrastruktur bewusst sind.»

Teilnahmebeitrag zurückverdient
«Klar ist es schade, dass man die Gebäudehülle nicht sanieren kann, weil sonst die Industrieatmosphäre kaputt gehen würde» sagt Theo Schilter, KMU-Berater der EnAW. Trotzdem ist das Sparpotenzial in den alten Gemäuern mit 34 Prozent enorm. Die Ausnutzung dieses Potenzials ist in vollem Gange. Zurzeit ist die bedeutendste Massnahme in Planung: der Ersatz der Heizung. Möglich macht dies ein aufgeschlossener Vermieter. «Würde die Familie Nyffenegger, der die Liegenschaft noch immer gehört, nicht hinter unserem Konzept stehen, wären solche Investitionen kein Thema.» so Mirer. Und Schilter fügt hinzu, dass man auch den Partnern der EnAW, die den Unternehmen bei den Teilnahmebeiträgen unter die Arme greifen, ein Kränzchen winden sollte. «Die Klimastiftung Schweiz übernimmt 50 Prozent des Teilnahmebeitrags der Giesserei und das ewz steuert einen Rabatt von 10 Prozent auf die Stromausgaben bei.» So erhält die Giesserei jährlich über 2000 Franken mehr zurück, als sie für die Teilnahme am KMU-Modell bezahlt. Die Effizienzmassnahmen senken die Energiekosten zusätzlich um rund 10 000 Franken pro Jahr. Ein Sparmenu par excellence!

Spartipps für Gastronomen

  1. Stellen Sie von Halogen auf LED um
    Mit neuester LED-Technik können Sie im Vergleich zu herkömmlichen Halogen-Lösungen Ihre Beleuchtungskosten um 80 Prozent senken, ohne dabei die Ambiance Ihres Betriebs zu beeinträchtigen.
  2. Passen Sie die Lüftungen den neuen Anforderungen an
    Mit dem Rauchverbot haben sich die Anforderungen an die Lüftungen der Lokale grundlegend geändert – viele sind heute überdimensioniert. Mit kleinsten Anpassungen reduzieren Sie die Luftmengen und sparen damit sowohl Strom- als auch Heizkosten.
  3. Überprüfen Sie Ihre Kälteanlagen
    Häufig funktioniert in Betrieben die Abwärmenutzung von Kälteanlagen nicht richtig. Die Boiler, welche die Wärme nutzen sollen, sind voll und die Kältemaschine kann ihre Abwärme nicht abgeben. Die Maschine arbeitet ineffizient – und niemand merkts.


Text: Energie-Agentur der Wirtschaft EnAW

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