Im März 2012 wurde in der Trinkwasserversorgung von Gordola die erste Gegendruckturbine (Pelton) im Tessin in Betrieb genommen, um das beträchtliche Energiepotenzial im Trinkwassersystem zu nutzen. Bild: Nerio Cereghetti, SUPSI

Gordola: Inbetriebnahme von Gegendruck-Turbine

(Kleinwasserkraft) Das Wasserwerk Azienda Acqua Potabile Gordola erhielt für seine nachhaltige Wasserversorgung 2010 die Auszeichnung Watt d’Or in der Kategorie “Gesellschaft”. Statt Millionen Franken in ein Projekt für ein neues, überdimensioniertes Trinkwassernetz zu stecken, haben die Behörden beschlossen, die Leckagen im bestehenden Trinkwassernetz zu reparieren und die Wasserverbrauchsspitzen zu brechen.


Nach der Optimierung der Wasserversorgungsanlage soll nun das Energiepotential genutzt werden, das durch Gefälle entsteht. Dazu wurde das vor über 50 Jahren gebaute Wasserversorgungsnetz umgestaltet und eine einzige Wasserleitung mit 255m Höhenunterschied, die ideale Voraussetzung für ein Kleinkraftwerk, geschaffen. Im März 2012 wurde in der Trinkwasserversorgung von Gordola die erste Gegendruckturbine (Pelton) im Tessin in Betrieb genommen, um das beträchtliche Energiepotenzial im Trinkwassersystem zu nutzen.

So funktioniert es

Die Nutzung dieser Energiepotenziale mit normalen Peltonturbinen, wo das Wasser nach der Energieabgabe an den Generator durch die Schwerkraft in ein untenstehendes Becken fliesst, weist einige Nachteile auf, die mit der Gegendruckturbine überwindet werden können. So gelangt das Wasser im Falle der Gegendruckturbine nach der Turbinierung in einen zylinderförmigen und geschlossenen Behälter, in dem ein Druckluftpolster dafür sorgt, dass das Turbinenrad frei drehen kann. Dieses Druckluftpolster wird mit einem Kompressor aufgebaut und reguliert. Das turbinierte Wasser wird mit der Restenergie auf die höhere Ebene des bestehenden Trinkwasserbehälters zurückführt.

Mit dieser Lösung konnte die Mikrozentrale für die Energiegewinnung aus dem Trinkwasser in den bestehenden Räumlichkeiten der Wasserversorgung eingebaut und ein weiterer Bau vermieden werden, was sich positiv auf die Investitions- und Betriebskosten auswirkte. Der Eintrag des Druckluftpolsters in das Turbinengehäuse erfolgt dabei über einen ölfreien Kompressor, welchem nachgeschaltet eine Filteranlage angeordnet ist, um die einwandfreie Qualität der Luft und sogar des Wassers sicherzustellen.

Die wichtigsten Kenngrössen der Anlage

  • Leistung: 33 kW
  • Produktion: 200’000 kWh/a
  • Höhendifferenz: 252 m
  • Kosten: 450’000 CHF
  • Jahresertrag (KEV): 50’000 CHF

Zusätzlicher Nutzen
Im Kanton Tessin haben verschiedene Wasserwerke die Energierückgewinnung integriert (12 Anlagen mit einer Leistung von ca. 800 KW), und weitere Projekte befinden sich in der Untersuchungsphase. Es liegen jedoch keine Informationen über das Potential vor, das noch mittels einer Untersuchung zu ermitteln wäre. Auch wenn dieser Form der Stromerzeugung aufgrund ihrer relativ geringen Leistung und der entsprechenden Produktion keine strategische Wichtigkeit für die kantonale Energiepolitik zukommt, ist sie dennoch zu fördern, da sie auf lokaler Ebene einen wichtigen Beitrag liefert und da es sich um eine zusätzliche Nutzung des bereits zu Trinkwasserzwecken entnommenen Wassers handelt.

Die Gegendruck-Turbine erfreut sich einer zunehmenden Beliebtheit. Bereits im letzten Newsletter haben wir über die Turbine in Morges berichtet. Auch in den Kantonen Bern, Fribourg, Glarus, Graubünden, St. Gallen, Wallis und Zug wurden bereits solche Turbinen installiert.

Text: EnergieSchweiz, Newsletter Programm Kleinwasserkraft

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