Spätestens ab 2025 fahren die Züge der SBB mit Strom, der zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt.

SBB: Umstellung auf erneuerbaren Bahnstrom

(©TR) Die vier bundesnahen Unternehmen SBB, Post, Swisscom und Skyguide wollen ihren Energieverbrauch und den CO2-Ausstoss im Zuge der Energiestrategie 2050 weiter reduzieren. So fahren beispielsweise spätestens ab 2025 die Züge der SBB mit Strom, der zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt.


Gemeinsam mit Energieministerin Doris Leuthard präsentierten die Konzernchefs der bundesnahen Betriebe SBB, Post, Swisscom und Skyguide konkrete Massnahmen, die letztlich alle ein und dasselbe Ziel verfolgen: Eine verbesserte Energieeffizienz aus wirtschaftlichen Überlegungen. «Um den Ausstieg aus der Atomenergie zu schaffen, ist ein Umdenken unumgänglich», sagte Bundesrätin Leuthard. Sie sei stolz auf diese «Vorbilder», die demonstrativ den Lead übernehmen würden.

Beteiligungen an Atomkraftwerken
Die Bundesbahnen besitzen Wasserkraftwerke, betreiben ein eigenes Stromnetz und halten Beteiligungen an Atomkraftwerken in Frankreich und der Schweiz. Doch dies soll sich ändern, wie nun der SBB-Chef Andreas Meyer gegenüber den Medien verlauten liess: «Die Kernkraft soll mit mehr Effizienz weggespart werden. Wir haben unseren Energieverantwortlichen den Auftrag gegeben, uns Szenarien aufzuzeigen und Möglichkeiten zu unterlegen, wie wir auf 2019 oder 2025 aus der Atomkraft aussteigen können.»



Nur noch mit Strom aus erneuerbaren Quellen
Der Verwaltungsrat der SBB hat beschlossen, dass die SBB-Züge spätestens 2025 nur noch mit Strom aus erneuerbaren Quellen fahren. Die Strategie, welche den vollständigen Umstieg auf nachhaltig produzierte Energie möglich machen soll, sieht eine Reihe von Massnahmen in verschiedenen Bereichen vor. Die SBB intensiviert ein bereits seit 2008 laufendes Energiesparprogramm, mit dem der Energie- und Leistungsbedarf bis 2025 gegenüber dem prognostizierten Verbrauch um je 20 Prozent (entspricht 600 GWh) gesenkt werden soll. Mit diesen Einsparungen soll der heutige Anteil an Kernenergie am Bahnstrom von 25 Prozent kompensiert werden; heute stammen bereits 75 Prozent des Bahnstroms aus Wasserkraft, ab 2013 werden es 80 Prozent sein.

Wirtschaftlich sinnvolle Projekte mit Wind- und Wasserkraft
Angesagt ist bei der SBB Mehrstrom aus mehr eigener Wasserkraft und dem Zukauf von Windstrom. Geplant ist in der Folge der Ausbau des Etzelwerks in Einsiedeln und des Kraftwerks Ritom im Tessin; an diesen Kraftwerken sind die SBB beteiligt. Mit dem im Unterwallis geplanten Pumpspeicherwerk Nant de Drance soll die Stromleistung ebenfalls erhöht werden. Den Mehrbedarf an Strom, der durch den Ausbau des Bahnangebotes entsteht, wird die SBB somit mit erneuerbarer Energie decken. Dazu beschafft sie Strom aus sicheren und wirtschaftlich sinnvollen Projekten mit Wind- und Wasserkraft. Parallel dazu erneuert die SBB ihre Wasserkraftwerke, baut ihre Kapazität aus und schliesst diese ans 50 Hz-Netz an. So kann der Strom sowohl für die Bahnstromversorgung als auch für die 50 Hz-Versorgung erzeugt und gespeichert werden. Zudem wird das Bahnstromnetz stärker mit dem 50 Hz-Netz gekoppelt. Die Versorgungssicherheit wird damit erhöht und die Flexibilität der Bahnstromversorgung der stark schwankenden Windkraftproduktion angepasst. Die SBB prüft bei bestehenden Dachflächen wie auch bei allen Neubauten, ob sich diese mit Photovoltaik-Anlagen ausrüsten lassen. Bis Ende 2014 entstehen unter anderem auf dem Dach des neuen SBB-Hauptsitzes in Bern-Wankdorf und der neuen Unterhaltsanlage in Zürich-Herdern zwei grossflächige Solaranlagen.

Strom erzeugen beim Bremsen

Leere Regionalzüge werden in Zukunft mit weniger Waggons fahren. Ausserdem wird die Energie, die entsteht wenn ein Zug bremst, vermehrt wieder ins Netz eingespeist: Zwei Züge, die zum Beispiel die Gotthardstrecke hinunterfahren, können damit indirekt einen Zug hinaufziehen. Auch dies ist ein Beitrag der SBB, ihren heutigen Stromverbrauch bis 2025 um 20 Prozent zu senken.

Beitrag zur Energiestrategie des Bundes
Mit all diesen Massnahmen unterstützt die SBB ganz offensichtlich die Energiestrategie 2050 des Bundes, indem sie ihre Energieeffizienz erhöht, durch den Ausbau der Wasserkraftwerke die Versorgungssicherheit des Landes verbessert und den Ausbau erneuerbarer Energien fördert. Mit dem Ausbau des energieeffizienten Bahnangebotes reduziert sie zudem den CO2-Ausstoss und den Energieverbrauch der Schweiz. Wer mit der Bahn statt mit dem Auto fährt, verbraucht vier Mal weniger Energie und stösst 20 Mal weniger CO2 aus. Mit lediglich 4 Prozent Anteil am Energieverbrauch des Verkehrs transportiert die SBB 17 Prozent der Menschen und 38 Prozent der Güter in unserem Land.

Swisscom, Post und Skyguide stehen nicht zurück
Will sie konkurrenzfähig bleiben, muss auch die Swisscom ihre Energieeffizienz steigern. Konzernchef Carsten Schloter äusserte sich dazu wie folgt: «Vergleichen Sie einmal die Leistungen, die ein Privatkunde vor zehn Jahren bezog mit den vielen Leistungen von heute.» Ohne Effizienzmassnahmen würde der Stromverbrauch gemäss Carsten Schloter in den nächsten Jahren um rund 30 Prozent steigen. Die Nachfrage nach schnelleren Verbindungen steige weiter an. Das Telekommunikationsunternehmen will die interne Energieeffizienz bis 2015 gegenüber 2010 um 20 Prozent steigern. Es strebt dafür eine komplette Umstellung der Fahrzeugflotte auf energieeffiziente Modelle an, baut Bürogebäude im Minergie-P-Eco- Standard und stellt auf ein sparsames Kühlungssystem um.

Klimaneutral verschickte Inlandbriefe
Dank kompensiertem CO2-Ausstoss verschickt di Post neuerdings die Inlandbriefe klimaneutral. Beim CO2-Ausstoss sieht Konzernchef Jürg Bucher weiteren Handlungsbedarf: «Bis Ende 2013 will die Post ihren jährlichen CO2-Ausstoss um 15'000 Tonnen reduzieren.» Dies entspricht dem Vernehmen nach ungefähr dem jährlichen Treibhausgasausstoss einer Gemeinde mit 2‘500 Einwohnern. Die Post will zudem die Energieeffizienz steigern. Sie stellt ebenfalls auf Energie aus erneuerbaren Quellen um.

Flugverkehr umweltschonender abwickeln
Die Flugsicherungsbehörde Skyguide verfolgt bereits seit Jahren das Ziel, ihren eigenen Energieverbrauch möglichst tief zu halten. Mit einem Umweltmanagement-System will sie nun die Schadstoffemissionen nachhaltig reduzieren. Zudem optimiert Skyguide die Flugverfahren in ihrem Zuständigkeitsbereich laufend, wodurch der Flugverkehr flüssiger und umweltschonender abgewickelt werden kann, wie die DRS-Wirtschaftsredaktorin Priscilla Imboden in ihrem Beitrag darlegte.

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©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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