1Einsparungen bei Heizungspumpe, Waschmaschine und Tumbler anteilmässig pro Familie.
2 Strompreis: 20 Rp./kWh

Stromeffizienz im Haushalt ist keine Hexerei

(AB) In den meisten Haushalten schlummert ein grosses Stromsparpotenzial. Wenn Liegenschaftsverwaltungen und Mieterschaft beim notwendigen Ersatz von Geräten und Lampen stromsparende Produkte einsetzen, senkt das die Stromkosten nachhaltig und ohne Komfortverlust. Das zeigt der Rundgang durch ein fiktives Mehrfamilienhaus.


Im Kellergeschoss eines Sechsfamilienhauses irgendwo im Kanton Zürich verrichtet eine Umwälzpumpe von den Bewohnern weitgehend unbemerkt ihren Dienst. Sie lässt warmes Wasser im Heizsystem zirkulieren. Die Pumpe ist schon ein bisschen in die Jahre gekommen. Die elektrische Leistung ist zu hoch und die Pumpe arbeitet auch, wenn sie gar nicht müsste. Das hat die Liegenschaftsverwaltung nach dem Heizungscheck durch den Energieberater des Elektrizitätswerks des Kantons Zürich (EKZ) erkannt. Die veraltete Umwälzpumpe wird darum durch eine Pumpe mit hocheffizientem und intelligentem Motor ersetzt, der das warme Wasser nur noch zirkulieren lässt, wenn es in den Radiatoren wirklich gebraucht wird. Dadurch wird der Stromverbrauch um rund 80 Prozent reduziert. Über fünfzehn Jahre gerechnet, macht das gut 2000 Franken aus, welche die Nebenkostenrechnung der Mieterschaft nicht mehr belasten. Das ergibt pro Familie und Jahr eine Ersparnis von 22 Franken.

Brief an die Liegenschaftsverwaltung
Den Pumpenersatz ausgelöst haben eigentlich Kurt und Ida Nietlisbach mit einem Brief an die Liegenschaftsverwaltung. Die Mieter zeigten darin konkret auf, was sie in ihrer 4 ½-Zimmerwohnung bereits unternommen haben, um den Strom effizienter zu nutzen. Begonnen hatte das mit dem privaten Gefrierschrank im Kellerabteil. Aufgrund eines Defekts ersetzten die Nietlisbachs das zehnjährige Gerät durch einen Gefrierer der besten Energieeffizienzklasse A++, den sie auf www.topten.ch (vgl. Box) gefunden hatten. Das neue Gerät fasst nun 60 Liter mehr als der alte, braucht aber nur noch halb so viel Strom.

Effizientere Geräte in der Waschküche
Auch in der Waschküche nebenan haben effizientere Geräte Einzug gehalten. Der EKZ-Stromcheck zeigte, dass die fünfzehnjährige Waschmaschine und der Ablufttumbler unnötig viel Strom verbrauchten. Weil der Stromcheck zu Förderbeiträgen des EKZ berechtigte, fiel der Liegenschaftsverwaltung der Ersatzentscheid leicht. Die neue Waschmaschine mit bester Energieeffizienz (Energieeffizienzklasse A+) und hoher Schleuderwirkung (A) reduziert die Strom- und Wasserkosten über eine Betriebsdauer von fünfzehn Jahren um gut 2000 Franken. Sogar 6000 Franken Stromkosten spart der neue Tumbler in diesem Zeitraum ein, weil er dank effizienter Wärmepumpentechnologie den Stromverbrauch halbiert . Die Mieterinnen und Mieter profitieren auch hier von tieferen Nebenkosten. Pro Familie und Jahr sind es knapp 90 Franken. Darüber hinaus ermöglicht die neue Waschmaschine Waschen mit tiefen Temperaturen (20°C), was ebenfalls verbrauchssenkend wirkt. Zudem trocknet der Wärmepumpentumbler die Wäsche viel schonender, weil er mit tieferen Temperaturen arbeitet. Der beste Tumbler steht jedoch im Hinterhof: An den Wäscheleinen trocknen Sonne und Wind die Wäsche ganz ohne Stromverbrauch und gratis, wenn es das Wetter zulässt.

Sparen ohne Komfortverlust
In ihrem Brief regten die Nietlisbachs an, man solle doch auch beim allgemeinen Stromverbrauch vermehrt auf mehr Stromeffizienz achten. Sie trafen bei der Liegenschaftsverwaltung auf offene Ohren. Nicht nur im Heizungsraum und in der Waschküche hatte das positive Folgen. Der EKZ-Stromcheck zeigte auch, dass mit energiesparenden Leuchtmitteln und Bewegungsmeldern der Stromverbrauch für die allgemeine Beleuchtung in Garage, Kellergeschoss, Treppenhaus und Umgebung praktisch halbiert werden kann. Diese Effizienzverbesserung wird von den EKZ mit Förderbeiträgen unterstützt.

Die vierköpfige Familie Nietlisbach wohnt im dritten Stock. Es duftet nach frischem Kaffee. Der neue Kaffeevollautomat braut nicht nur Espresso und Cappuccino. Er schaltet nach einer Stunde auch automatisch ab. Das Abschalten hatten die Nietlisbachs bei der alten Maschine oft vergessen. Sie lief nächtelang im Warmhaltemodus durch. Dementsprechend hoch war der Stromverbrauch. Der neue Automat braucht 70 Prozent weniger.

Wasserkocher und Glaskeramikherd
In der Küche steht auch ein Wasserkocher. Damit wird heisses Wasser für den Tee, die Teigwaren oder eine Bouillon erhitzt. Erstens geht das schneller und zweitens braucht das nur halb so viel Strom wie mit Herdplatte und Pfanne. Gekocht wird bei Nietlisbachs auf dem Glaskeramikherd in Isolierpfannen mit Deckel drauf. Im Vergleich zum Kochen ohne Deckel braucht das 30 Prozent weniger Strom. Auch der Dampfkochtopf ist nicht mehr wegzudenken, sei es für Kartoffeln, Gulasch oder Gemüse. Er verkürzt die Kochzeit um bis zu 70 Prozent. Demensprechend reduziert sich der Stromverbrauch.

Bald wird von der Liegenschaftsverwaltung auch der zehnjährige Kühlschrank ersetzt. Bei der Anschaffung gehörte er zur besten Energieeffizienzklasse A. Mit den neusten Geräten der Energieeffizienzklasse A++ reduziert sich der Stromverbrauch für die Mieterschaft um rund 40 Prozent oder um 20 Franken pro Familie und Jahr.

Grösseres Bild – tieferer Stromverbrauch
Nicht nur über dem Küchentisch, auch über dem Esszimmertisch hängt hängt bei den Nietlisbachs neuerdings eine elegante Pendelleuchte mit Leuchtstoffröhren. Im Vergleich zu den alten Halogenspots braucht das 80 Prozent weniger Strom. Dennoch ist es gleich hell geblieben, das warmweisse Licht ist glühlampenähnlich und gibt viel weniger unangenehme Abwärme ab, weil die Leuchtstoffröhren den Strom viel effizienter in Licht umwandeln.

Im Wohnzimmer stand bis vor kurzem ein Röhrenfernseher. Der Flat-Bildschirm hatte eine Diagonale von 81 Zentimetern. Für qualitativ bessere Digitalbilder statt veralteter analoger TV-Bilder musste eine zusätzliche Settop-Box angeschafft werden. Doch das Glück währte nicht lange. Ein gravierender Defekt beim TV-Gerät zwang zur Frage: Reparieren oder ersetzen? Die Nietlisbachs entschieden sich für einen neuen Fernseher. Und wenn schon, dachten sie sich, dann soll ein bisschen mehr Heimkino-Feeling ins Wohnzimmer kommen. Sie wurden fündig auf www.topten.ch. Ein stattlicher LCD-Flachfernseher mit LED-Hintergrundbeleuchtung und einer Bildschirmdiagonale von 117 Zentimetern hatte es ihnen und den beiden Kindern besonders angetan. Bei diesem Gerät ist bereits ein Tuner eingebaut für den Empfang von gestochen scharfen digitalen TV-Bildern in „Full HD“ via Satellit oder Kabelanschluss. Das Erstaunliche daran: Der flache Grossbildschirm mit zweimal so grosser Bildfläche verbraucht nur halb so viel Strom wie der alte Röhrenfernseher mit Settop-Box. Das machte es den Nietlisbachs einfach, die alten Geräte fachgerecht entsorgen zu lassen.

Goodbye Standby
Was blieb, waren die TV-Zusatzgeräte wie Harddisc-Rekorder, DVD-Player und auch das schon etwas antiquierte Videogerät. Sensibilisiert durch Medienberichte über unnötigen Stromverbrauch von Geräten im Bereitschaftszustand Standby wollten es die Nietlisbachs genauer wissen. Sie liehen den EKZ-Messkoffer aus – und siehe da: Das Strommessgerät zeigte, dass der neue Flachfernseher mit einer Standby-Leistung von 0,2 Watt hielt, was er versprach. Die drei Zusatzgeräte jedoch brachten es zusammen auf 20 Watt oder das Hundertfache! Übers ganze Jahr gesehen ergibt das einen Stromverbrauch von knapp 150 Kilowattstunden oder Stromkosten von rund 30 Franken. Dem helfen die Nietlisbachs seither mit „Click – dem Standby-Killer“ ab. Die ferngesteuerte Abschalthilfe aus dem Angebot der EKZ hat zwar mit 89 Franken einen stattlich Preis. Doch das finanzieren die Nietlisbachs locker mit den über 300 Franken, die sie ihrem Haushalt pro Jahr einsparen (vgl. Tabelle).

Übrigens: Dem unnötigen Standby-Stromverbrauch von Computer, Monitor, Drucker und Router machen die Nietlisbachs mit einer manuellen Schaltermaus für 25 Franken den Garaus (siehe www.energiestadt.ch). Die Geräte, angeschlossen an einer Steckerleiste, werden mit der Maus vollständig vom Stromnetz getrennt, wenn sie nicht gebraucht werden. Das macht sich in weniger als einem Jahr bezahlt.

Text: Autor: Armin Braunwalder, Schweizerische Agentur für Energieeffizienz, www.energieeffizienz.ch erstmals erschienen Saft & Kraft 1/11

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