Die fünf grössten Solarfirmen im Kanton Bern verzeichneten 2010 einen Umsatz von rund CHF 1,3 Milliarden Franken. Trotzdem halten die Bernerinnen und Berner an der Atomkraft fest.

Kommentar: Berner Stimmvolk hält an Technologie von gestern fest

Mit 51 Prozent Ja-Stimmen gegen 49 Prozent Nein-Stimmen sprachen sich die Bernerinnen und Berner heute knapp für den Neubau des AKW Mühleberg aus. Sie haben sich damit gegen den Umbau der Energieversorgung auf erneuerbare Energien und gegen mehr Energieeffizienz ausgesprochen, aber auch gegen den Wirtschaftstandort und Arbeitsplätze in der Schweiz.


Es ist ihnen wohl entgangen, dass die erneuerbaren Energien bereits heute ein Wirtschaftsfaktor sind: Die fünf grössten Solarfirmen im Kanton Bern verzeichneten 2010 gemäss Recherchen der A EE einen Umsatz von rund CHF 1,3 Milliarden Franken. Trotzdem halten die Bernerinnen und Berner an der Atomkraft fest.

In fünf Jahren um das Zehnfache gewachsen
2005 betrug der Umsatz dieser fünf grössten Solarfirmen noch gerade etwas über 100 Millionen Franken, also rund zehnmal weniger als heute. Auch was die Arbeitsplätze angeht, lässt sich die Bilanz sehen: Arbeiteten 2005 noch rund 300 Mitarbeiter für die fünf grössten Solarunternehmen in Bern, waren es 2010 stolze 1300 Personen, also über viermal mehr als 2005.

Gruppe Erneuerbare Energien Bern
Im Vorfeld der Abstimmung vom Wochenende haben sich zum ersten Mal überhaupt 60 MKU, die im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz tätig sind, in einer Kampagne klar gegen den Bau eines neuen AKW ausgesprochen. Die Gruppe NEUE ENERGIE Bern, die sich im Abstimmungskampf leider ohne Erfolg für eine nachhaltige Energieversorgung auf der Basis erneuerbarer Energien und Energieeffizienz ohne ein neues AKW Mühleberg eingesetzt hat, schuf 2010 162 neue Arbeitsplätze. Auch für das kommende Jahr zeigen sich diese Unternehmer optimistisch und erwarten eine ähnlich dynamische Entwicklung. Ihre Auftragsbücher sind gut gefüllt und lassen weiteres Wachstum zu. Weil erneuerbare Energien und Energieeffizienz hier vor Ort entwickelt, gefertigt, installiert und betrieben werden, bleibt die damit erzielte Wertschöpfung im Kanton Bern. Ein Nein zur Atomkraft am heutigen Abstimmungstag hätte der Branche zusätzlichen Schub verliehen.

Entscheid für Technologie von gestern
Mit der Zustimmung zum Bau eines neuen AKW hat die Mehrheit der Bernerinnen und Berner einen wichtigen Richtungsentscheid für erneuerbare Energien verfehlt: Sie heiss Investitionen von rund 20 Mrd. Schweizer Franken in eine veraltete Technologie gut. Denn so viel würde der Bau der zwei neuen Atomkraftwerke in der Schweiz verschlingen. Es ist ein Votum gegen eine sichere, nachhaltige und unabhänige Energieversorgung, gegen die regionale Wertschöpfung und gegen nachhaltige Arbeitsplätze.

Kommentar: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch

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